Panther
das ganze Hemd vollgekackt.«
Duane Scrod senior besah sich die Schweinerei und nickte traurig. »Ganz was Neues«, sagte er.
An demselben Montagmorgen, an dem Smoke Mrs. Starks Bleistift verdrückt hatte, wurde Hauptmann Gregory Waters aus dem Irak nach Deutschland ausgeflogen und in das US-Militärkrankenhaus in Landstuhl gebracht. Von dort wurde er nach Washington, D.C. geflogen und kam in das Walter Reed Army Medical Center.
Nick und seine Mutter flogen am Donnerstagmorgen nach Washington und warteten eine Stunde lang in der Eingangshalle des Krankenhauses, bis endlich ein Arzt kam und sich ihnen vorstellte. Sie folgten ihm durch ein Labyrinth düsterer Korridore, in denen es von Krankenschwestern, Pflegern und Patienten nur so wimmelte. Nie zuvor hatte Nick so viele junge Männer und Frauen im Rollstuhl gesehen.
Der Arzt führte Nick und seine Mutter in ein ruhiges Büro. Mithilfe eines Querschnittdiagramms erklärte er ihnen, dass Hauptmann Waters den rechten Arm und den Großteil der Schulter verloren hatte, als eine Panzerfaust den Humvee-Jeep, in dem er unterwegs war, traf.
»Das wissen wir«, sagte Nicks Mutter angespannt. »Man hat uns von der Militärbasis in Ramadi angerufen. Können wir ihn jetzt sehen?«
»Hat man Ihnen auch gesagt, dass wir Ihrem Mann wegen der Schwere der Schulterverletzung eventuell keine aktive Armprothese anpassen können?«
»Sie meinen, so etwas wie einen mechanischen Haken?«
»Das könnte schwierig werden«, antwortete der Arzt, »aber wir geben die Hoffnung nicht auf.«
»Können wir ihn jetzt sehen? Bitte.«
Der Arzt führte sie durch eine Treppenflucht, dann durch einen weiteren Korridor. Allen Patienten, die sie unterwegs sahen, fehlte ein Arm oder ein Bein – manche hatten auch gar keine Beine mehr. Nick versuchte, nicht hinzustarren. Bevor sie das Krankenzimmer seines Vaters betraten, blieb er kurz stehen und holte tief Luft.
Hauptmann Gregory Waters saß aufrecht in seinem Bett, hatte aber die Augen geschlossen. Der bandagierte Oberkörper hob und senkte sich leicht beim Atmen. Nick sah, dass sie seinem Dad den Kopf kahl geschoren hatten und dass die eine Gesichtsseite hellrot und stark angeschwollen war. Aus einem Plastikbeutel, der an einem Metallständer neben dem Bett hing, lief durch einen durchsichtigen Schlauch bernsteinfarbene Flüssigkeit in den verbliebenen Arm.
Nicks Mutter blieb wortlos am Fuß des Bettes stehen, Tränen traten ihr in die Augen. Sie sah so erschüttert aus, dass Nick ihr einen Arm um die Taille legte und sie zu dem einzigen Stuhl im Zimmer führte.
»Er bekommt noch starke Schmerzmittel«, sagte der Arzt. »Wenn er aufwacht, wird er sehr erschöpft sein.«
»Hätten Sie vielleicht ein Glas Wasser für meine Mutter?«, fragte Nick.
Nachdem der Arzt sie allein gelassen hatte, verging noch eine weitere lange Stunde, bevor Nicks Vater aufwachte. Er lächelte schläfrig, als er sie sah. Nicks Mutter umarmte ihn und strich ihm liebevoll übers Gesicht. Nick drückte ihm fest die linke Hand, und sein Vater drückte ebenso fest zurück. Mit einem Blick auf den bandagierten Wulst an der Stelle, wo zuvor der rechte Arm gewesen war, scherzte er: »Jetzt muss ich an all meinen Hemden den zweiten Ärmel umnähen.«
»Sehr witzig, Greg«, sagte Nicks Mutter.
»Und ich muss lernen, mit links einen Curve-Ball zu werfen. Kleinigkeit.«
Als Nicks Eltern sich kennenlernten, war Nicks immer schon sehr sportlicher Vater aktiver Baseballer gewesen, und zwar als Pitcher in der Minor League der Baltimore Orioles. Aus den Zeitungsausschnitten im Familienalbum ging hervor, dass Greg Waters einmal einen Fastball mit einer Geschwindigkeit von 151 Stundenkilometern geworfen hatte. Trotzdem hatte er es nie in die Oberligen geschafft, also war er wieder aufs College gegangen, hatte seinen Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht und einen Bürojob bei einem Unternehmen in Fort Myers angenommen, das Sprinkleranlagen verkaufte. Drei Jahre lang hatte er sich zu Tode gelangweilt, dann war er zum Baseball zurückgekehrt, als Pitching-Trainer für einen Club, der in der Unterliga spielte. Die Arbeit machte ihn zwar glücklich, doch die Bezahlung war weniger toll. Das war einer der Gründe, wieso er zur Nationalgarde gegangen war – die Prämie für Freiwillige hatte die Gebühren für Nicks erstes Schuljahr an der Truman School abgedeckt.
Für seine Grundausbildung als Armeesoldat musste Greg Waters jeweils an einem Wochenende im Monat nach Tampa. Die
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