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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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log Nick.
    Der Vertretungslehrer hatte seinen Namen in großen Blockbuchstaben an die Tafel geschrieben: DR. WENDELL WAXMO.
    Marta sog scharf die Luft ein: »Nicht möglich!«
    »Bitte nicht!«, murmelte Nick.
    Wendell Waxmo war ein berüchtigter Irrer. Nick und Marta hatten zwar nie bei ihm Unterricht gehabt, aber sie kannten alle Geschichten, die über ihn im Umlauf waren. Jeder kannte die. Wegen seines sonderbaren Benehmens war Wendell Waxmo schon vor Langem aus dem öffentlichen Schulsystem ausgeschlossen worden. Da aber Privatschulen wie die Truman School ständig auf der verzweifelten Suche nach Vertretungskräften waren, wurde Wendell Waxmo von Zeit zu Zeit doch noch mal angerufen.
    Als der Lehrer sich zu ihnen umdrehte, konnte die Klasse ein kollektives Kichern nicht unterdrücken. Wendell Waxmo trug einen abgewetzten Smoking, dazu eine grellgelbe Fliege.
    »So, so, ihr kleinen Termiten, was ist so verflucht lustig?«, fragte er mit einer so piepsigen, brüchigen Stimme, dass man ihn unmöglich ernst nehmen konnte. Er war etwa halb so groß und doppelt so breit wie Mrs. Stark, und er hatte sich vergeblich bemüht, sein schütteres rotes Haar so zu drapieren, dass es eine kahle Stelle von der Größe einer Servierplatte verdeckte.
    »Jetzt erhebt euch bitte und singt das Treuegelöbnis«, sagte er.
    Unsicher sahen die Schüler einander an. Niemand stand auf. Als Graham die Hand hob, rief Wendell Waxmo ihn mit einem ungeduldigen Fingerschnipsen auf.
    »Wir sagen das Treuegelöbnis immer nur in der Morgenversammlung auf«, erklärte Graham, »und wir singen es auch nicht, Mr. Waxmo.«
    »Bei mir singt ihr es.«
    Also standen alle von ihren Plätzen auf und sangen den Treueeid zur Melodie von America the Beautiful. Es klang absolut lachhaft.
    Kichernd setzte sich die Klasse wieder.
    Wendell Waxmo kündigte an, dass er Mrs. Stark bis zu ihrer Rückkehr vertreten werde. Außerdem teilte er der Klasse mit, dass er mit ›Dr. Waxmo‹ angeredet werden wolle, da er an der Biddleburg State University promoviert habe. Nick hatte noch nie von dieser Uni gehört, auch wenn Dr. Waxmo sie als »das Harvard von Dakota« bezeichnete.
    Graham hob noch einmal zögerlich die Hand.
    »Was denn jetzt noch?«, blaffte Wendell Waxmo ihn gereizt an.
    »Nord- oder Süddakota?«
    »Von beiden. Und dem westlichen Minnesota dazu. Und nun schlagt eure Bücher auf, Seite 117. Heute wollen wir das Verb amar konjugieren, was, wie ihr wisst, so viel bedeutet wie lieben. «
    Libby Marshall konnte nicht an sich halten. »Aber wir haben jetzt Biologie, nicht Spanisch!«, platzte sie heraus.
    Wendell Waxmo runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. »Du denkst wohl, ich bin von vorgestern? Hältst du mich für völlig beschränkt? Wie heißt du, mein Fräulein?«
    Marta reichte Nick ein Zettelchen rüber: Unglaublich! Der Typ hat sie doch nicht alle. Nick grinste und steckte den Zettel ein.
    Libby zitterte unter Wendell Waxmos zornigem Blick.
    »Wie du heißt, hab ich gefragt.«
    Nick hob den linken Arm und sagte, ohne dass er aufgerufen wurde: »Sie hat recht, Dr. Waxmo. Wir haben jetzt Biologie. Sehen Sie, hier ist unser Buch.«
    Wendell Waxmo stolzierte zu Nick, schnappte sich das Buch, blätterte es mürrisch durch und knallte es ihm wieder auf den Tisch.
    »Auf dem Pult von Mrs. Stark liegt auch eins für Sie«, fügte Nick hinzu.
    Wendell Waxmo drehte den Kopf nach hinten. »So, so«, murmelte er nur, sah aber blitzschnell wieder zu Nick zurück. »Und dein Name, junger Mann?«
    »Nick Waters.«
    »Was ist mit deinem rechten Arm, Nick Waters?«
    »Nichts. Bloß ein Experiment.«
    »Ich habe mir mal den rechten Arm gebrochen. Eine Milchkuh hat sich draufgesetzt«, sagte Wendell Waxmo ernst. »Soll das ein Scherz sein oder so?«
    »Nein. Es ist ein ernst gemeintes Experiment.«
    Marta wollte schon den Arm heben, aber Nick warf ihr einen warnenden Blick zu. Er wollte nicht, dass die ganze Klasse über die Verwundung seines Vaters redete.
    »Also, du kannst bloß hoffen, dass sich so ein Zweihundert-Kilo-Viech nicht mal auf dich setzt, Nick Waters, denn das ist alles andere als lustig.« Wendell Waxmo schritt nach vorn und nahm das Biologiebuch von Mrs. Stark. »Nun gut, Herrschaften, wenden wir uns also der Seite 117 zu.«
    Die Schüler saßen reglos da. Alle dachten, das solle ein Witz sein, doch da täuschten sie sich.
    »Worauf wartet ihr noch?«, fuhr der Lehrer sie an.
    »Das ist nicht das Spanischbuch, Dr. Waxmo«, sagte

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