Panther
für ’ne Veränderung?«
Dr. Dressler setzte ein Lächeln auf, von dem er hoffte, es würde ehrlich und freundlich wirken. »Nun, deine Kleidung, dein Benehmen – der Unterschied muss dir doch selbst auffallen.«
Duane sah an sich herab und kratzte sich nachdenklich an einem radieschenroten Fleck im Nacken. »Ich war ein paar Tage zelten. Da hat man jede Menge Zeit zum Nachdenken.«
»Zum Beispiel worüber?«, wollte Jason Marshall wissen.
»Darüber, wie die Dinge in letzter Zeit so gelaufen sind. Über Fehler, die ich gemacht habe, den ganzen Mist, den ich so gebaut hab.«
Sogar der Kommissar schien bewegt. »Auch das gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu«, sagte er.
»Aber irgendwann wird’s verdammt öde«, sagte Duane, »wenn einem nichts auf der Welt wichtig ist. Also hab ich beschlossen, es mal anders zu probieren.«
Dr. Dressler nickte freundlich. »Nun, wir sind sehr einverstanden mit dem neuen Duane.«
»Eine gute Entscheidung«, stimmte auch Jason Marshall zu.
»Vermutlich«, sagte Duane Scrod junior und verabschiedete sich.
Das Abendessen war eine etwas mühsame Angelegenheit.
»Ich hätte Brathähnchen machen sollen«, sagte Nicks Mutter. »Irgendwas, was du mit den Fingen essen kannst.«
»Schon gut. Ich muss es hinkriegen.«
Nick betrachtete das Kotelett auf seinem Teller und überlegte, wie er es schneiden solle. Mit der linken Hand das Messer zu bedienen ging sogar ganz gut, aber ohne die andere Hand, die das Fleisch mit der Gabel festhielt, schlitterte es auf dem Teller herum.
»Lass mich dir die Bandage abmachen«, bat ihn seine Mutter. »Nur für heute Abend.«
»Kommt nicht infrage. Dad muss es schließlich auch schaffen.«
»Wenn er zu Hause wäre, würde ich ihm das Fleisch klein schneiden. Davon kannst du aber ausgehen.«
Die enttäuschende Nachricht war am Nachmittag übers Telefon gekommen. Hauptmann Gregory Waters hatte mit einer Infektion in seiner verwundeten Schulter zu kämpfen. Er spreche nur sehr langsam auf die Antibiotika an, hatte der Arzt Nicks Mutter berichtet. Erfreulich war immerhin, dass sich die ersten Therapiesitzungen im Rahmen der Reha ausgesprochen erfolgreich anließen. Nick freute sich, auch wenn ihn die Nachricht absolut nicht überraschte – sein Vater war immer in Topform gewesen.
»Wieso durften wir nicht mit ihm telefonieren?«, fragte Nick.
»Weil er gerade schlief. Er hat heute Nachmittag zwei Stunden lang mit dem linken Arm an der Gewichtmaschine trainiert.«
»Klingt ganz nach unserem Captain Superman.«
»Aber echt.« Nicks Mom sah zu, wie das Kotelett auf Nicks Teller hin und her rutschte, während Nick mit dem Messer darauf einstach.
»Du wirst noch verhungern, Nick. Lass mich das machen«, sagte sie.
»Nein! Ich krieg das schon hin.« Frustriert legte er das Messer weg und nahm sich ein Brötchen, das er mit drei Bissen aufgegessen hatte. »Es ist ja erst mein erster Tag als Linkshänder«, brummte er, den Mund noch voller Krümel.
»Du meinst als Einarmiger«, sagte seine Mutter. »Was haben sie in der Schule gesagt?«
»Nicht viel. Marta fand’s cool.«
»Und wie ging’s in Sport?«
»Gut«, sagte Nick, doch das entsprach nicht annähernd der Wahrheit. Lacrosse zu spielen war extrem schwer, wenn man seinen guten Arm auf dem Rücken hatte, und so war Nick für seine Mannschaft praktisch nutzlos gewesen. Später, als er unter der Dusche stand, hatten ihm zwei Seniors die Elastikbinde vom Handtuchhaken geklaut, um damit einen übergewichtigen, schwerfälligen Schüler aus der Eingangsklasse zu fesseln. Zwei Trainer brauchten zehn Minuten dafür, den Jungen wieder loszubinden. Sport war also im Grunde eine einzige Katastrophe gewesen.
»Morgen wird dir alles wehtun«, prophezeite ihm seine Mutter. »Du solltest ein heißes Bad nehmen.«
Nick widersprach nicht, obwohl er es peinlich fand zuzugeben, wie weh ihm schon jetzt alles tat – und dabei hatte er ja wirklich nicht den ganzen Tag Holz gehackt. Allein von den ganz normalen Tätigkeiten wie Schreiben, Rucksacktragen, die eine oder andere Tür öffnen und den Lacrosseschläger schwingen war er völlig fertig. Nie mehr würde er den Luxus, zwei gesunde Arme zu haben, für selbstverständlich hinnehmen.
Nach einer halben Stunde im warmen Wasser bandagierte er sich erneut, bevor er sich an die Hausaufgaben machte, unter anderem achtzehn Algebra-Aufgaben. Irgendwann kam seine Mom ins Zimmer und sah ihm über die linke Schulter.
»Ich bin beeindruckt. Ich kann
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