Panther
aus heiterem Himmel.«
»Ist Ihnen irgendwas an ihm aufgefallen, irgendeine Veränderung?«
Dr. Dressler lachte leise in sich hinein. »Alles an ihm ist verändert. Er ist ein völlig neuer Mensch.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte der Kommissar.
»Er sieht plötzlich wie ein richtiger Schüler aus, das meine ich. Er sieht aus, als wollte er tatsächlich hier sein.«
»Aber das ist doch gut, oder?«
»Gewiss«, antwortete Dr. Dressler, obwohl er insgeheim alarmiert war und auch misstrauisch. Als es zur Pause läutete, goss er sich eine weitere Tasse Kaffee ein.
»Sie können sich gleich selbst ein Bild machen«, sagte er zu Jason Marshall.
Augenblicke später betrat Duane Scrod junior das Büro des Schulleiters. Wie ein Brandstifter sah er nicht aus, eher wie der zukünftige Schulsprecher. Und trotz des verschluckten Bleistifts schien er absolut fit und gesund.
Dr. Dressler machte Duane und den Kommissar miteinander bekannt. »Er hätte ein paar Fragen an dich, Duane.«
»Aber immer doch.« Duane setzte sich lässig auf die Ledercouch seines Schulleiters.
Jason Marshall zog einen Schreibblock hervor. »Ich habe von dem Vorfall mit Mrs. Stark gehört«, begann er.
Duane versuchte erst gar nicht zu leugnen. »Ist es verboten, einen Bleistift durchzubeißen?«
»Einige deiner Mitschüler haben außerdem berichtet, du hättest sie bedroht«, fuhr der Kommissar fort.
»Sie hat sich über mich lustig gemacht. Da bin ich vermutlich sauer geworden«, gab Duane zu. »Ich hab gesagt, sie soll mir aus den Augen gehen, es würde ihr sonst noch leidtun. Das war nicht richtig, was ich da gesagt habe.«
»Du hast es also nicht ernst gemeint?«
»’türlich nicht.«
Jason Marshall notierte sich Duanes Antworten. Dr. Dressler konnte es gar nicht fassen, wie normal der Junge aussah; es war ihm absolut schleierhaft, was diese extreme Veränderung in Kleidung und Auftreten ausgelöst haben mochte.
»Trotzdem bist du am nächsten Tag nicht zur Schule gekommen«, stellte der Kommissar fest.
»Ja, da hab ich geschwänzt. Das war genauso ein Fehler.«
»Bist du schon mal in den Schwarzrankensümpfen gewesen?«
»Klar. Zum Schlangenfangen.«
»Am Tag der Exkursion – warst du da auch draußen?«
Duane schien die Frage erwartet zu haben. »Nein, da war ich Snooks angeln, unten auf Marco. Es war Hochwasser, die Meerbarben kamen in Schwärmen. Sie können Benjie Osceola fragen, der war am anderen Ende der Brücke.«
Für Dr. Dressler klang die Geschichte durchaus glaubwürdig, aber der Kommissar war noch nicht fertig.
»Duane, ich frag dich jetzt was, und du versprichst mir bitte, dass du dich nicht aufregst. Das gehört einfach zu meiner Arbeit, okay?«
»Kein Problem.«
»Bist du unauffällig in die Schwarzrankensümpfe raus und hast dort Feuer gelegt, um Mrs. Stark zu erschrecken, als sie mit den anderen auf Exkursion war?«
Duane stand zu seinem Wort, er blieb völlig gelassen. Er sah Jason Marshall in die Augen und sagte: »Solche Sachen mach ich nicht mehr.«
»Deine Antwort lautet also nein?«
»Absolut.«
»Hast du in den letzten Tagen irgendetwas getan, das Mrs. Stark erschreckt haben könnte, sodass sie vielleicht glaubt, deine Drohung könnte ernst gemeint sein? Seit der Exkursion war sie nicht mehr in der Schule.«
Duane lachte. »Die Dame hat vor nichts Angst, vor einem Schüler schon gar nicht. Ich hab keine Lust, noch mal Ärger mit ihr zu kriegen. Das hat mir schließlich den blöden Aufsatz eingebrockt, den ich schreiben musste. ’tschuldigung – aber der war wirklich blöd.«
»Was für ein Aufsatz?«, fühlte sich Dr. Dressler verpflichtet zu fragen.
Duane verdrehte die Augen. »Ich musste fünfhundert Wörter über Pickel schreiben.«
Der Schulleiter fuhr leicht zusammen.
»Im Ernst«, sagte der Junge.
Dr. Dressler nahm sich fest vor, sich gleich nach Mrs. Starks Rückkehr mit ihr zusammenzusetzen und ihr diplomatisch Folgendes klarzumachen: Einen Schüler zu maßregeln war eine Sache, ihn zu demütigen eine andere.
Der Kommissar hatte genug über das Pickelpapier gehört. »Von mir aus wär’s das«, sagte er. »Danke, Duane, dass du vorbeigeschaut hast.«
Der Junge erhob sich von der Couch.
»Einen ganz kurzen Moment noch«, sagte Dr. Dressler. »Ich hätte eine letzte Frage.«
Duane drehte sich um, und in seinen Augen blitzte eine Spur von Ungeduld auf.
»Ich bin einfach nur neugierig, Duane: Gibt es irgendeinen besonderen Grund für deine Veränderung?«
»Was
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