Panther
gern.«
»Schon als kleiner Junge warst du ein Entdecker. Und du hattest vor nichts Angst«, sagte Mrs. Winship liebevoll.
Duane senior griff nach einem Zahnstocher und stocherte damit hingebungsvoll zwischen den Backenzähnen, um einige Fleischfasern loszuwerden. »Tut mir leid, aber ich kann mir Junior nicht als Wissenschaftler vorstellen. Du liebe Güte, der Junge ist zwei- oder dreimal in Bio durchgefallen.«
»Zweimal«, sagte Duane junior ärgerlich.
Mrs. Winship funkelte ihren Schwiegersohn an. »Hör mir mal zu. Hör mir gut zu. Der Junge kann alles werden, was er will. Er braucht nur ein überzeugendes Vorbild.«
»Autsch«, sagte Duane senior, was sich aber nicht auf die Beleidigung bezog, sondern auf ein kleines Loch, das er sich gerade ins Zahnfleisch gebohrt hatte.
Duane junior legte die Gabel weg. »Wenn sie die Everglades und alles plattmachen, dann wissen Leute wie ich nicht mehr, wo sie hingehen sollen. Dann gibt’s nur noch Großstädte, und die hasse ich.«
Mrs. Winship sah ihren Enkel nachdenklich an. »Erzähl mir von deinem Campingausflug«, sagte sie.
Er räusperte sich. »Ein paar Barsche gefangen. Einen Otter mit zwei Jungtieren gesehen. Und massenhaft Alligatoren, wie immer.« Damit wandte er sich wieder seinem Essen zu.
»Warst du ganz allein?«
»Die meiste Zeit schon.« Duane junior sah nicht von seinem Teller auf.
»Dein Vater hat mir von dem Feuer erzählt. Und der Schulleiter hat mich angerufen.«
»Von was für einem Feuer?«
»Draußen in den Sümpfen«, schaltete sich Duane senior ein. »Jetzt tu nicht so, als hättest du nie davon gehört.«
Der Junge wickelte ein paar Linguine um seine Gabel. »Ach so – das meinst du.«
Mrs. Winship tupfte sich die Lippen mit ihrer Serviette ab, die sie anschließend ordentlich auf ihrem Schoß zusammenlegte. »D.J., ich bin siebenundsiebzig. Das macht mich nicht zu einem Dinosaurier, aber so besonders jung bin ich auch nicht mehr. Zeit zu verlieren ist daher nichts, was ich mir leisten kann, verstehst du?«
»Ja, Ma’am.«
»Sag mir also einfach, ob du das Feuer gelegt hast. Ja oder nein?«
»Nein, Ma’am.«
»Aber die Polizei geht davon aus. Warum?«
Wieder mischte sich Duane senior ein. »Die haben nicht die Spur von einem Beweis. Sonst säße der Junge doch längst im Jugendknast.«
Mrs. Winship warf Duane senior einen ärgerlichen Blick zu, bevor sie sanft zu ihrem Enkel sagte: »Hattest du die Möglichkeit, der Polizei die Sache aus deiner Sicht zu schildern?«
»Ja. Und ich hab ihnen geradeheraus gesagt, dass ich’s nicht war«, erklärte Duane junior.
»Die Zeiten sind vorbei, stimmt’s?«
»Ja. Kein Zündeln mehr.«
»Das würde sich bei einem zukünftigen Umweltwissenschaftler wohl auch nicht so gut machen – Sümpfe abzubrennen.«
»Nein, Ma’am.«
»Am selben Vormittag fand dort draußen eine Exkursion von Schülern der Truman School statt. Jemand hätte dabei schwer verletzt werden können, D.J., oder sogar umkommen.«
Duane junior sah ihr fest in die Augen. »Ich war’s nicht, Gram. Ich schwöre.«
»Gut. Ich glaube dir.«
»Dann wäre das Thema ja zum Glück erledigt«, sagte Duane senior und suchte ungeduldig mit den Augen das Restaurant ab. »Wo ist denn bloß unser Kellner hin verschwunden? Ich will endlich mal einen Blick auf diesen Nachtischwagen werfen.«
Nur ihre Liebe zu Duane junior hielt Mrs. Winship davon ab, diesem hoffnungslosen Dummkopf von einem Vater eins überzuziehen.
An den Jungen gewandt sagte sie: »Deine Mutter hat mir gesagt, sie habe dir geschrieben.«
Er schien überrascht. »Ich hab keinen Brief bekommen.«
»Gar nichts?«
»Nö.«
»Ich auch nicht«, vermeldete Duane senior.
Mrs. Winship schämte sich für ihre Tochter, die anscheinend so egoistisch und nachlässig war. »Das tut mir leid, D.J. Ich werde mit ihr sprechen.«
»Du kannst ja nichts dafür, Gram.«
»Wie wär’s mit Nachtisch?«
»Nein, danke.«
»Also, ich hätte noch ’ne Menge Platz«, verkündete Duane senior aus tiefstem Herzen und tätschelte sich den Bauch.
Millicent Winship sah ihn an, als wäre er eine Kakerlake auf einer Hochzeitstorte. »Wir hatten alle genug«, entgegnete sie und verlangte die Rechnung.
Bevor Martas Mutter sie am Einkaufszentrum absetzte, fragte sie: »Wie heißt der Film?«
Marta täuschte einen Hustenanfall vor und drehte sich zu Nick um, der auch gleich kapierte.
»Spiderman VII«, sagte er zu Mrs. Gonzalez. »Die Rache des Netzschleuderers.«
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