Panther
Schulleiters, der vor der Tür mit jemandem sprach. Im letzten Moment bevor Dr. Dressler hereinkam, schlug Nick die Mappe zu.
»Nur eine Frage noch, Nick.«
»Ja?«
»Kannst du mir felsenfest versprechen, dass ihr euch an Mrs. Starks Wünsche halten werdet, Marta und du? Bitte gewährt ihr die Ungestörtheit, die sie im Moment braucht. Das ist ihr doch wohl zu gönnen.«
»Wir haben uns nur Sorgen um sie gemacht, das war alles. Wir wollten sie nicht belästigen.«
Dr. Dressler schien sich kaum vorstellen zu können, dass Schüler von Bunny Stark sich um ihre Lehrerin sorgten.
»Sehen Sie, ich weiß auch, dass sie nicht gerade die beliebteste Lehrerin an der Truman ist«, fuhr Nick fort. »Eher im Gegenteil. Aber nach dem, was bei der Exkursion passiert ist …«
Der Schulleiter nickte. »Doch, ja, es war ausgesprochen mutig von ihr, trotz des Buschfeuers zurückzugehen, um Libbys Medizin zu suchen. Und du kannst ganz beruhigt sein, Nick, die Schule wird ihr Verhalten angemessen zu würdigen wissen, sobald sie zurückkommt.«
Dr. Dressler begleitete Nick vor die Tür. Offensichtlich glaubte er, dass Nick versprochen hatte, sich nicht länger um den Verbleib von Mrs. Stark zu kümmern, auch wenn Nick nichts dergleichen zugesagt hatte.
»Haben Sie mit jemandem aus der Familie gesprochen?«, fragte Nick.
»Nein.«
»Sie soll einen Neffen haben, habe ich gehört«, bemerkte Nick so beiläufig wie möglich.
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Dr. Dressler. Seine fragende Miene bestätigte, was Nick in Mrs. Starks Akte gesehen hatte: Sie hatte weder Brüder noch Schwestern, weswegen ein Neffe namens Twilly – oder auch Joe oder Fred oder Engelbert – eine biologische Unmöglichkeit darstellte. In Mrs. Starks Akte waren überhaupt keine Verwandten erwähnt, sodass ein »familiärer Notfall« als Entschuldigung höchst verdächtig war.
Nick hatte es eilig, Marta den Brief von Mrs. Stark zu zeigen, aber er schaffte es nicht mehr zurück in den Unterricht. Als er gerade aus dem Verwaltungsgebäude gerannt kam, hörte er ein Auto hupen. Gleich darauf rief jemand seinen Namen.
Es war seine Mutter, die ihm vom Parkplatz aus zuwinkte. Nick konnte nicht erkennen, ob sie weinte oder nicht. Er schluckte heftig und rannte zu ihr hinüber.
14
Auf einem Flüsschen tief in den Everglades hatte Nick erfahren, dass sein Vater in die Golfregion aufbrechen würde. Ihr gemeinsamer Ausflug war ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk von Nicks Mutter. Während der Fishing Guide, ein Bootsführer, der sie mit einem kleinen Flachbodenboot durch die Untiefen stakte, auf Rotbarsch und Snooks angelte, saß Nick auf einer Kühlbox mitten im Boot und sah seinem Vater zu. Der warf die Fliegenrute mit einer makellosen, leichten Bewegung aus, die fast schon hypnotisierend war. Fünfzehn Meter Schnur sausten an ihm vorbei und schwebten dann in der Luft, formten enge Schlaufen und schossen noch einmal vorwärts, bis die Fliege schließlich so sanft auf dem Wasser landete, als wäre sie eine Schneeflocke. Es war ein fantastischer Anblick.
»Meine Einheit hat einen Marschbefehl bekommen«, sagte Nicks Vater, während er die Augen fest aufs Wasser gerichtet hielt.
»Du meinst, um zu kämpfen?«
»Das werden wir sehen, wenn wir da sind.«
»Wie lange bleibst du weg?« Nick bemühte sich um einen möglichst sachlichen Ton.
»Ein Jahr, heißt es im Moment, aber ich hoffe mal, es dauert nicht ganz so lange.«
Gleich beim nächsten Wurf biss ein kräftiger Snook an, der zweimal sprang und dann in den Mangroven verschwand, wobei er das Vorfach abriss. Der Fishing Guide fluchte laut, aber Nicks Vater schien so zufrieden mit sich, als ob er den Fisch ins Boot geholt hätte.
»Du bist dran, Nick«, sagte er und zog die Leine ein.
»Nein, Dad. Mach nur weiter.«
»Na, komm schon. Ich hab meine Chance gehabt.«
»Der nächste ist auch für dich«, sagte Nick.
In Wirklichkeit war ihm nicht nach Angeln zumute. Er genoss es, sich einfach zurückzulehnen und seinem Vater zuzusehen, wie er mit der Fliegenrute hantierte und wie mit einer Peitsche Luftschlaufen in den Himmel schlug. Nick wollte eine Erinnerung haben, die ihm frisch im Gedächtnis bleiben würde, solange Hauptmann Gregory Waters im Kampfeinsatz sein würde, weit fort.
»Hast du’s Mom schon gesagt?«, fragte Nick.
»Gestern Abend.«
»Wie hat sie’s aufgenommen?«
»Sie hatte so ein Gefühl, dass das kommen würde. Sie sieht ja immer die Nachrichten.«
»Hast du keine
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