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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Wohnblock hungrige Waschbären heftig zu Leibe gingen.
    Und so kam es, dass Wendell Waxmo wie so oft am Telefon klebte und gerade zum Preis von 49,92 Dollar (zahlbar in zwölf Monatsraten von 4,16 Dollar, Verpackung und Transport nicht inbegriffen) aufgeregt einen solarbetriebenen Rosinenschäler orderte, als er mit einem Mal aufsah und einen Fremden in seinem Wohnzimmer stehen sah.
    »Schicker Smoking«, bemerkte der Mann.
    Wendell Waxmo umklammerte das Telefon, so als wollte der Eindringling es ihm im nächsten Moment aus der Hand reißen und sich den Rosinenschäler selbst bestellen. Er stammelte: »Ga-ga-ganz kleinen Moment noch.«
    Der Mann setzte sich und wartete. Wendell Waxmo fasste sich, schloss seine Bestellung ab und legte den Hörer auf. Er beschloss, dass der Mann nicht nach einem Kettensägenmörder aussah.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte er.
    »Die Tür war nicht verschlossen. Sie sollten vorsichtiger sein.« Der Mann trug eine dunkle Skimütze, Khaki-Klamotten und etwas, das nach einem Munitionsgürtel im Western-Stil aussah.
    »Wenn Sie vorhaben, mich auszurauben, bedienen Sie sich«, sagte Wendell Waxmo mit einer weit ausholenden Armbewegung. »Nur tun Sie mir nichts.«
    Der Eindringling schmunzelte, während er seinen Blick über Regale, Tische und Boden wandern ließ, wo Wendell Waxmos reiche Sammlung nutzlosen Krempels zu bestaunen war. »Glauben Sie mir, ich wäre begeistert, einen Dreigang-Ultraschall-Artischocken-Entsafter mein Eigen zu nennen«, sagte er, »aber ich muss leider passen.«
    »Aber was wollen Sie dann hier?«
    »Der Jugend Amerikas einen kleinen Gefallen tun.«
    Wendell Waxmo lockerte nervös seine Fliege. »Was soll das denn heißen?«
    »Das heißt, dass Sie sich aus Ihrem Lehrerjob zurückziehen.«
    »Was?!«
    »Die Truman School benötigt Ihre Dienste nicht mehr. Heute war Ihr letzter Arbeitstag.«
    Wendell Waxmos Schweinchenaugen wurden zu Schlitzen. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Der Fremde sagte: »Bunny Stark nimmt ihre Verpflichtungen sehr ernst, und dasselbe erwartet sie auch von denen, die sie vertreten. Ihr sind nun aber einige höchst irritierende Berichte aus ihren Biologieklassen zu Ohren gekommen, Wendell.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Davon, dass Sie am selben Wochentag stets dieselbe Seite durchnehmen. Dass Sie Schüler ohne jeden Grund auffordern, sich zu erheben und zu singen.« Der Mann zuckte mit den Achseln und stand auf. »Übrigens – welcher Schwachkopf lässt den Treueeid allen Ernstes singen?«
    »War’s das jetzt?«, fragte Wendell Waxmo vorwurfsvoll. Einen Moment lang hatte er die dumme Idee, seine Unterrichtsmethoden zu verteidigen. »Ich erreiche gute Ergebnisse«, sagte er trotzig.
    »Ach was, Sie erreichen nur, dass Sie ausgelacht werden«, widersprach der Fremde. »Da schreibt ein Kind einen Aufsatz von fünfhundert Wörtern, jemand, der nie im Leben irgendwas zu Papier gebracht hat, und Sie machen ihn vor der ganzen Klasse lächerlich. Eine Schande.«
    »Sie meinen dieses Pickelpapier?«
    »Ein anderer Junge soll White Christmas singen, obwohl sein alter Herr gerade im Irak zerfetzt worden ist.« Angewidert schüttelte der Eindringling den Kopf. »Schlimm genug, wenn jemand ein armer Irrer ist, aber noch schlimmer ist, wenn er dazu noch von nichts eine Ahnung hat. Ich empfehle Ihnen dringend, den Beruf zu wechseln.«
    Wendell Waxmo war sichtlich beleidigt. »Nach allem, was man so hört, ist Mrs. Stark nicht weniger streng.«
    »Oh, da habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte der Mann, der schon auf dem Weg zur Tür war. »Aber wenigstens lernen sie bei ihr den kompletten Stoff.«
    »Sie können mich gar nicht feuern! Das kann nur der Schulleiter.«
    Der Mann blieb stehen, ging zurück zu Wendell Waxmo, packte ihn an den Schultern, schob ihn aus dem Sessel hoch und sagte ihm ins Gesicht: »Ich bin viel, viel verrückter als Sie. Geben Sie mir keinen Grund, noch einmal herzukommen.«
    Jetzt endlich bekam Wendell Waxmo es doch mit der Angst zu tun, eine normale, durchaus gesunde Reaktion. Die Arme des Eindringlings waren eisern, und seine Augen waren kalt und matt. Er sah aus wie ein Mann, der weder Angst noch Zweifel kannte.
    »Morgen melde ich mich krank«, piepste Wendell Waxmo.
    »Und zwar für immer.«
    »Richtig. Ich werde mir etwas ausdenken, etwas Schreckliches, Ansteckendes.«
    »Gute Idee.« Der Fremde mit der Skimütze drückte Wendell Waxmo wieder zurück in den Sessel.
    »Würden

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