Panther
niemand ein, der sich darüber freuen würde, wenn Smoke zu Unrecht ins Gefängnis käme.
»Du darfst nicht vergessen«, sagte Marta, »dass sein Vater auch ein ziemlich durchgeknallter Typ ist. Mal ehrlich: Wieso sollte das Finanzamt jemanden schicken, der einen Schulrucksack klaut?«
»Und wenn der Typ gar nicht wirklich vom Finanzamt war? Was, wenn er sich mit dem Trick einfach nur Zugang zum Haus verschaffen wollte, um irgendwas mitzunehmen? Irgendwas, was er dann draußen in den Sümpfen deponieren konnte, um Smoke zu belasten?«
Marta schnaubte skeptisch. »Werd bitte nicht gleich sauer«, sagte sie, »aber ich hätte auch eine Was-wenn-Frage.«
»Schieß los.«
»Was, wenn Smoke zwei Rucksäcke hätte? Einen für die Schule und einen für seine Feuerteufelausrüstung?«
Nick fand Marta ziemlich nervig – wieso kapierte sie eigentlich nicht, was da vor sich ging? »Aber er war noch am Donnerstagabend bei mir, um sich ein Biobuch auszuleihen, erinnerst du dich? Da hat er gesagt, er hätte seinen Rucksack verloren. Das habe ich dir am nächsten Tag erzählt.«
»Aber er hat auch gesagt, er müsste für eine Prüfung lernen. Eine, die es gar nicht gibt. Die ganze Geschichte war ziemlich fadenscheinig. Das hast du selbst gesagt.«
Nick bremste und blieb im Schatten eines Baums stehen. Er musste sich konzentrieren. Nichts an der Sache mit dem Buschfeuer ergab irgendwie Sinn, angefangen vom Verschwinden von Mrs. Stark bis hin zum Auftauchen von Duanes Rucksack.
Marta hielt neben ihm an. »Und wenn Smoke Wind davon gekriegt hat, dass sein Rucksack gefunden wurde, und deshalb versucht hat, sich ein Alibi zu besorgen? Wenn er deshalb extra bei dir war, um dir zu erzählen, er hätte ihn ›verloren‹? Dann hätte er nur noch seinen Dad dazu kriegen müssen, allen vorzulügen, der Rucksack sei noch zwei Tage zuvor im Haus gewesen, aber irgendein Unbekannter hätte ihn geklaut.«
»Meine Theorie gefällt mir besser«, sagte Nick.
»Aber wenn er unschuldig ist, wieso rennt er dann vor Libbys Vater weg?«
»Weil er Angst davor hatte, eingelocht zu werden. Bei dem ist ’ne Sicherung durchgebrannt, das war alles.«
»Guckst du nie diese Gerichtssendungen im Fernsehen? Da behauptet jeder, dass er unschuldig ist, ob’s stimmt oder nicht.«
Nick gestand sich ein, dass Marta durchaus recht haben konnte und Smoke ihn verschaukelte. Aber sein Vater meinte immer, man solle sich auf sein Bauchgefühl verlassen, und Nicks Bauch sagte ihm, dass Smoke nicht gelogen hatte.
»Marta, ich bleib dabei – er war’s nicht.«
»Na schön. Aber dann sag mir einen einzigen guten Grund, wieso irgendwer in dieser Stadt ihn reinlegen sollte. Nenn mir nur einen einzigen Menschen, ja? … Nick?«
Nick hörte gar nicht mehr hin. Er war vom Rad gesprungen und spurtete über die Straße. »Komm mit!«, rief er ihr über die Schulter zu.
»Drehst du jetzt völlig durch oder was?«, brüllte sie.
»Mach schnell!« Nick zeigte aufgeregt auf ein kleines Einkaufszentrum. Marta schloss schnell beide Räder am Baum an und rannte hinter Nick her.
Mrs. Starks Prius mit der Seekuh auf dem Nummernschild parkte vor der Pizzeria Little Napoli. Das Auto war leer und unverschlossen.
Nick sah sich um, ob jemand sie beobachtete. Dann verschwand er blitzschnell auf der Rückbank und ließ die Tür für Marta offen.
»Was genau hast du vor?«, fragte sie, während sie sich ängstlich umsah.
»Ich warte auf diesen Twilly oder wer sonst mit dem Auto rumfährt. Steig ein!«
»Aber er hat doch gesagt, wir sollen ihm nicht mehr unter die Augen kommen. Hast du das vergessen?«
Nick hatte es nicht vergessen. »Aber anders werden wir keine Antworten kriegen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin’s leid, so verwirrt zu sein.«
Marta schnitt ihm eine Grimasse und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. »Bist du eigentlich komplett verrückt? Ich jedenfalls wäre lieber verwirrt als, sagen wir mal, tot. Der Typ hatte Patronen im Gürtel, Nick. Echte Patronen, und das heißt ja wohl, dass er passend dazu auch eine echte Knarre hat.«
»Ich rühr mich hier nicht weg«, sagte Nick ruhig. »Entweder du gehst nach Hause, oder du steigst ein. Aber entscheide dich schnell, da drüben kommt er nämlich.«
Marta stieg ein.
18
Twilly zeigte keinerlei Reaktion, als er Nick und Marta auf dem Rücksitz des Prius sitzen sah. Er setzte sich hinters Steuer, legte zwei Pizzakartons auf dem Beifahrersitz ab und ließ den Motor
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