Panther
ist wichtig. Ich erklär dir alles, wenn ich dich abhole.«
»Wehe, du schleppst mich wieder zum Haus von Mrs. Stark. Ich hab nicht die Absicht, mit Glasaugen und einem Namensschild um den Hals in ihrem Wohnzimmer zu enden.«
»Keine Sorge«, sagte Nick. »Dahin geht unser Ausflug nicht.«
Am nächsten Vormittag, als Duane Scrod senior sich in die Küche schleppte, um ein paar Sonnenblumenkerne für Nadine zu holen, klopfte es an der Tür, und eine Stimme rief: »Duane? Hallo?«
Für jemanden vom FBI klang die Stimme zu jung, aber Duane senior wollte kein Risiko eingehen. Er beeilte sich, zurück in sein Musikzimmer zu kommen, und verbarrikadierte sich da. Der ausgehungerte Ara machte sich verdrossen über eins von Duanes Ohrläppchen her, doch der biss die Zähne zusammen und verkniff sich trotz der Schmerzen jeden Aufschrei.
Duane senior wollte um keinen Preis zurück ins Gefängnis, doch seine Chancen standen sehr schlecht, das war ihm klar. Die Attacke auf den Finanzbeamten war eine Dummheit gewesen, und er vermutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis schwer bewaffnete Polizisten im Auftrag der amerikanischen Regierung sein Haus umstellten.
Früher am Tag hatte er sich schon einmal vor einem Fremden versteckt, einem Mann, der immer wieder geklopft hatte. Er sei von der Polizei, hatte er gesagt, und suche nach Duane Scrod junior. Duane senior hatte Nadine aus ihrem Käfig gezerrt und sich mit ihr im Musikzimmer unter einer Decke versteckt.
»Duane, mach auf! Ich bin’s – Nick Waters«, rief der neuerliche Besucher.
Dann war die Stimme eines Mädchens zu hören. »Ich hab’s dir doch gesagt – hier ist der nicht.«
Duane senior überlegte kurz, ob die beiden auf seiner Veranda vielleicht tatsächlich zu seinem Sohn wollten, aber er verwarf den Gedanken schnell. Bis auf ein oder zwei Miccosukee-Indianer hatte sein Sohn keine gleichaltrigen Freunde.
Nein, dachte Duane Scrod senior, das muss eine Falle sein. Das FBI konnte enorm hinterhältig sein.
Sobald es draußen still geworden war, ließ Nadine vom Ohr ihres Besitzers ab. Duane senior wartete noch ein paar Minuten, dann näherte er sich langsam dem kleinen Klavier, das die Tür zum Musikzimmer versperrte, und machte sich daran, es beiseitezuschieben.
»I’m hungry!«, beschwerte sich Nadine. »J’ai faim!«
»Bist du wohl still, Vogel«, flüsterte Duane senior. »Sonst verkauf ich dich an Kentucky Fried Chicken.«
»Bloß nicht!«, piepste eine weibliche Stimme hinter ihm.
Duane senior fuhr herum und kauerte sich neben das Klavier. Durch das offene Fenster sahen ihn zwei Gesichter an – ein Junge und ein Mädchen.
»Was wollt ihr?«, fragte er. »Seid ihr auch von der Regierung?«
»Wir gehen auf dieselbe Schule wie Duane. Wir müssen ihn dringend sprechen«, sagte der Junge.
»Ach ja. Dann stellt euch mal in die Schlange.«
»Wir haben Bio zusammen«, fügte das Mädchen hinzu.
Nadine kreischte und drehte flügelschlagend zwei oder drei Runden durchs Zimmer, bevor sie sich auf einem eingestaubten Kronleuchter niederließ.
»Haut ab!«, blaffte Duane senior die Kinder an. Er war noch immer nicht überzeugt, dass die beiden nicht verkleidete FBI-Beamte waren.
»Duane ist auf der Flucht vor der Polizei«, sagte der Junge. »Sie wollen ihn festnehmen, wegen Brandstiftung, aber wir glauben nicht, dass er’s war.«
»Mal langsam, Nick«, unterbrach ihn das Mädchen. » Du glaubst nicht, dass er’s war.«
»Ist ja auch egal. Jedenfalls müssen wir mit ihm reden.«
»Selbst wenn ich wüsste, wo er steckt«, sagte Duane senior, »ich würd’s euch nicht sagen. Und jetzt macht die Flatter. Aber ein bisschen plötzlich.«
Die beiden rührten sich nicht.
Irgendwas läuft neuerdings verkehrt, dachte Duane senior. Seit wann eigentlich bestimmen nicht mehr die Erwachsenen, wo’s langgeht?
»Ein hübsches Klavier haben Sie da«, bemerkte das Mädchen. »Ich selbst spiele auch, seit ich vier war.«
»Schön für dich«, grummelte Duane senior. »Und jetzt ab mit euch.«
Zu seinem Erstaunen kamen die beiden seelenruhig durchs offene Fenster hereingeklettert. Das Mädchen sagte: »Soll ich Ihnen sagen, was ich bei unserem Herbstkonzert spiele? Rachmaninoffs Präludium Nr. 4 in D-Dur.«
»Nicht im Ernst«, sagte Duane senior. Rachmaninoff gehörte seit Jahren zu seinen Lieblingskomponisten. Duane rückte das Klavier von der Tür, das Mädchen setzte sich auf den Hocker und spielte das ganze Stück auswendig.
»Das war
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