Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
nördlicher Richtung und war unangenehm kalt. Mrs. Stark schritt weiter auf und ab, und unter ihren Schritten knackten Zweige und zerbröselte Laub. Nick hatte seine Lehrerin größer in Erinnerung.
    »Ihr habt kein Recht, hier zu sein«, sagte sie. »Kein Recht.«
    Marta hob eine schlaffe Hand. »Das war alles Nicks Idee.«
    »Zweifellos«, sagte Mrs. Stark.
    »Wir wollten doch nur wissen, was überhaupt los war«, sagte Nick.
    »Etwas präziser, bitte.«
    »Okay, also erst mal das Feuer. Erzählen Sie uns von dem Feuer.«
    »Aha«, sagte Mrs. Stark.
    »Und von Smoke – ich meine Duane.«
    Die Lehrerin hörte auf, vor den beiden auf und ab zu gehen, und stemmte beide Hände in die Hüften. »Sonst noch was?«
    »Ja«, sagte Nick. Er hatte so viele Fragen.
    »Ihr Haus«, piepste Marta dazwischen. »All die ausgestopften Tiere.«
    Mrs. Stark hob warnend einen knochigen Zeigefinger. »Das ist jetzt zu persönlich. Viel zu persönlich.«
    Wieder hörte Nick einen seltsamen Schrei – wie von einem Vogel, der in einem Kissenbezug steckt. »Was war das?«, fragte er Mrs. Stark. Sie sah sich besorgt um. Im lichten Schatten unter den Bäumen sah die ambossartige Narbe auf ihrem Kinn fast violett aus.
    »Ich hab nichts gehört«, sagte Marta.
    Mrs. Stark bückte sich, bis ihre Nase direkt vor Nicks war, und so aus der Nähe war ihre Nase nicht sonderlich attraktiv. Sie war lehmverschmiert und übersät mit etwas, das nach winzigen Insektenstichen aussah. »Ich werde euch etwas zeigen, etwas ganz Außergewöhnliches«, sagte die Lehrerin. »Aber wenn einer von euch auch nur einer Menschenseele davon erzählt, wenn ihr ein einziges Wort davon ausplaudert, dann schwöre ich, dass ihr … dass ihr …«
    »… sitzen bleibt?«, fragte Nick.
    »… umgebracht werdet?«, fragte Marta.
    »Schlimmer!«, rief Mrs. Stark. »Ich werde jeden Respekt vor euch verlieren. Aber jeden.«
    Nick zwinkerte verwirrt. Es war ihm völlig neu, dass Mrs. Stark überhaupt je Respekt vor ihnen gehabt hatte, und so verblüfft, wie Marta aussah, war es auch für sie eine Neuigkeit.
    »Außer euch beiden darf keiner davon erfahren«, sagte Mrs. Stark mit Nachdruck. »Weder Mama noch Papa, noch eure geschwätzigen kleinen Freunde im Facebook. Nicht einmal eure Kusine dritten Grades in Goose Falls, Arkansas. NIEMAND! Ist das klar?«
    »Glockenklar«, murmelte Marta.
    Mrs. Stark packte Nick an der linken Schulter. »Hier geht es um Leben und Tod«, flüsterte sie. »Kannst du das verstehen?«
    »Wir sagen niemandem was«, sagte Nick.
    »Um Leben oder Tod«, wiederholte Mrs. Stark. Dann ließ sie sich auf alle viere fallen und kroch schnell in ihr Zelt.
     
    Wie erwartet erwähnten die Zeitungen und Fernsehsender Duanes Namen nicht, stattdessen war nur von »einem Jugendlichen« die Rede, der bereits früher im Zusammenhang mit Brandstiftung festgenommen worden sei. Doch selbst wenn der volle Namen des Jungen bekannt geworden wäre, hätte die Wirkung auf Dr. Dresslers ruhige, geordnete Existenz nicht niederschmetternder sein können.
    WEGEN BRANDSTIFTUNG GESUCHTER TRUMANSCHÜLER FLIEHT VOR POLIZEI
    Das war nur eine der unerfreulichen Schlagzeilen, die den Verwaltungsrat der Schule noch am Samstag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen ließen. Die Mitglieder waren höchst beunruhigt und stellten Dr. Dressler eine Menge harter Fragen, die er nach bestem Wissen beantwortete.
    Einige der Kommentare waren ziemlich unfair, fand der Schulleiter, trotzdem machte er sich nicht die Mühe, sich zu verteidigen. Die Stimmung im Raum war ausgesprochen angespannt, und Dr. Dressler hatte sogar Verständnis dafür. Es war peinlich genug, dass einem Schüler seiner Schule eine so schwerwiegende Tat zur Last gelegt wurde, doch die sensationsgierige Berichterstattung in den Medien über Duanes Flucht über das Schulgelände hatte den Verwaltungsrat in helle Aufregung versetzt.
    Obwohl es streng genommen wirklich nicht zu seinen Aufgaben als Schulleiter gehörte, Brandstifter festzunehmen und ihnen Handschellen anzulegen, so erwartete Dr. Dressler doch, dass der Rat ihn bestrafen, vielleicht sogar entlassen würde, weil er dem Kommissar erlaubt hatte, den Jungen während des Unterrichts zu stellen.
    Am Ende entschied der Rat, den Schulleiter zu rügen und ihn zu beauftragen, Duane Scrod junior mit sofortiger Wirkung von der Schule zu verweisen. Als Dr. Dressler jedoch darauf hinwies, dass Duanes Großmutter der Schule Jahr für Jahr große Summen

Weitere Kostenlose Bücher