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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Zähne und pfiff. Es kam keine Antwort, was das verabredete Zeichen war, dass die Luft rein war.
    Plötzlich brach es aus Marta heraus: »Und wenn er uns gar nicht zu Mrs. Stark bringt, Nick? Was, wenn er uns in Stücke hackt und den Alligatoren zum Fraß vorwirft?«
    »Menschenfleisch ist zäh. Alligatoren mögen lieber Fisch«, bemerkte Twilly und ging weiter.
    Nick blieb neben ihm. »Sie hat einfach Angst, das ist alles«, flüsterte er.
    Das leuchtete Twilly ein. Er war der Erste, der zugeben würde, dass er nicht gerade vertrauenerweckend aussah.
    »Bald klärt sich alles«, sagte er. »Mehr oder weniger.«
    »Ich vertraue Ihnen.«
    »Ehrlich gesagt, Nick Waters, so weit würde ich nicht gehen.«
    »Mein Vater sagt immer, man soll sich auf sein Bauchgefühl verlassen.«
    »Er ist ziemlich schlimm verwundet worden im Irak, stimmt’s?«
    Nick sah ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?«
    »Duane hat es erwähnt«, sagte Twilly. »Du hast mir doch erzählt, du hättest dir beim Lacrosse den Arm verletzt – das stimmt nicht, oder?«
    »Nein, das war gelogen.«
    »Dachte ich mir’s doch. So eine seltsame Armschlinge habe ich nämlich noch nie gesehen.« Er berührte leicht den unförmigen Wulst unter dem Hemd hinter Nicks rechter Schulter.
    »Mit meinem Arm ist alles in Ordnung«, sagte Nick. »Ich trainiere nur auf Linkshänder.«
    »So wie dein alter Herr das muss«, sagte Twilly.
    Der Junge neben ihm nickte nur stumm.
    »Schön für dich«, sagte Twilly. Er versuchte sich zu erinnern, ob er je so an seinem eigenen Vater gehangen hatte wie Nick an seinem. Gefühle waren ein schwieriges Thema, wie seine Kindheitserinnerungen überhaupt.
    Von hinten rief Marta: »Ich hoffe, ihr habt es nett da vorne! Ich jedenfalls hab Blasen an den Füßen!«
    Inzwischen waren sie so nah, dass Twilly schon den leichten Holzfeuergeruch vom Lagerfeuer am Vorabend in der Nase hatte.
    »Wann hast du das letzte Mal einen wilden Panther gesehen?«, fragte er Nick.
    »Noch nie.«
    »Dann ist heute dein Glückstag.«

19
    Das geheime Lager war im Schutz dichter Baumkronen errichtet. Es bestand aus zwei Notzelten, einer Feuerstelle und den Vorräten, die sich hinter einer ausgeblichenen, mit Pflöcken am Boden gesicherten Zeltplane brusthoch stapelten.
    Der Eingang eines der Zelte ging nach außen auf, und eine schlanke Gestalt kam herausgekrochen – Mrs. Stark. Sie richtete sich langsam auf und klopfte sich ab. Als sie Nick und Marta entdeckte, funkelten ihre Augen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie.
    »Sie haben mich mitsamt dem Auto entführt«, sagte Twilly. »So könnte man es vielleicht ausdrücken.«
    Mrs. Stark sah ärgerlich aus. »Also wirklich!«
    Trotz des kühlen Empfangs war Nick erleichtert, seine Biologielehrerin in alter Frische wiederzusehen – und grantig wie eh und je. Vom Strohhut abgesehen trug sie dieselbe Kleidung wie auf der Exkursion: ein weites, langärmeliges Hemd, eine feste Baumwollhose und Wanderstiefel. Trotzdem kam sie Nick verändert vor – älter, müder. Sie war kaum noch geschminkt, und ihr dichtes, blond gefärbtes Haar war am Ansatz kaffeebraun und zu einem wirren Pferdeschwanz zusammengebunden. Von ihrer riesigen Libellenbrille war nichts zu sehen.
    »Jetzt darfst du die beiden mal unterhalten. Ich mach meine Häufchenpatrouille«, sagte Twilly zu Mrs. Stark und verschwand wieder zwischen den Bäumen. Nick vermutete, dass er dringende Geschäfte zu erledigen hatte.
    Mrs. Stark begann, auf und ab zu gehen, so wie sie es auch vor der Klasse zu tun pflegte. Auf Martas Nerven hatte es den bekannten Effekt – sie lief grünlich an und sah aus, als würde ihr gleich schlecht. Nick stellte die Pizzakartons auf einem Baumstumpf ab.
    »Was habt ihr zu eurer Entschuldigung vorzubringen?«, fragte Mrs. Stark.
    Marta brachte kein Wort hervor, und Nick hatte sich noch nichts zurechtgelegt. Das Beste, was er zustande brachte, war: »Wir waren besorgt.«
    »Besorgt? Oder schlicht und einfach neugierig?«, kam wie aus der Pistole geschossen Mrs. Starks Nachfrage. »Es war schon dreist genug, dass ihr einfach in mein Haus eingebrochen seid. Und jetzt noch das hier?«
    Nick kam es so vor, als hätte er eben einen kurzen, gedämpften Schrei gehört, aber er konnte nicht orten, von wo er gekommen war. Marta, ihr Handy noch immer fest umklammert, setzte sich in der Nähe der Feuerstelle auf einen Baumstamm und holte tief Luft, um gegen die Übelkeit anzukämpfen.
    Der Wind frischte auf, er kam aus

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