Panther
schwere Straftat anzuhängen versuchte, dann, so vermutete Twilly, konnte das nur einen einzigen Grund haben. Nämlich den, dass sie ihre eigene Beteiligung an der Brandstiftung verbergen wollte. Twilly wusste nicht, wieso die Firma ein Buschfeuer entfachen sollte, um Schulkinder auf einer Exkursion zu vertreiben, aber er hatte so seine Theorien.
Da die Firma noch nicht lange existierte, gab es im Internet kaum Informationen über sie. Aber von Twilly angeheuerte Privatdetektive hatten den Namen des Geschäftsführers ausfindig gemacht – Drake McBride – und das war schon mal ein Anfang. Fürs Erste setzte Twilly seine heimlichen Besuche in der Parzelle 21 fort, wo er zweimal demselben armen Teufel begegnet war, mit dem er dann beide Male etwas unsanft verfahren war.
Jemand klopfte Twilly Spree auf die Schulter. Vom Rücksitz fragte Nick Waters: »Könnten Sie bitte das Radio etwas leiser stellen?«
»Nein.«
»Dann suchen Sie wenigstens einen anderen Sender«, sagte Marta.
»Abgelehnt.« Beim Autofahren hörte Twilly ausschließlich klassische Rockmusik, nichts anderes.
Nick, der Twilly immer noch über der Schulter hing, fragte: »Arbeiten Sie für Mrs. Stark?«
»Keine weiteren Fragen mehr, hab ich gesagt. Iss lieber Pizza.«
»Er mag keine Pilze und Oliven auch nicht.«
»Pech.« Twilly öffnete sein Fenster, damit der Geruch von Pizza und Käse abzog. »Nur damit ihr Bescheid wisst: Ich arbeite für niemanden. Ich bin das, was man so unter ›unvermittelbar‹ versteht.«
»Sind Sie wohnungslos?«, fragte Marta.
»Im Gegenteil. Ich kann überall wohnen.« Twilly war fast versucht, rechts ran zu fahren und die beiden rauszuschmeißen, aber dann dachte er sich, dass sie sich später vielleicht doch noch als nützlich erweisen könnten. Wenigstens würde es Duane gut tun zu wissen, dass sich noch jemand Sorgen um ihn machte.
Twilly bog von der Route 29 in einen staubigen Feldweg ein. Minuten später holperte der Prius auf einem überwachsenen Pfad entlang, wo einmal Bahngleise für den Holztransport verlaufen waren. Er endete an einem kaputten Tor mit einem rostigen Schild und der Aufschrift Zutritt verboten. Twilly parkte unter einer riesigen Würgefeige, stellte das Radio ab und wies seine Beifahrer an, ganz leise zu sein. Er horchte, ob sich der Hubschrauber der Ölgesellschaft näherte, doch am Himmel blieb alles ruhig.
Schnell stieg er aus und fing an, den Wagen unter Zweigen und Palmwedeln zu verstecken, die er eigens für diesen Zweck geschnitten und gestapelt hatte. Der einarmige Nick half gleich mit, aber das Mädchen stand ängstlich ein Stück abseits und hielt ihr Handy so, dass Twilly es sehen sollte.
»Libby Marshalls Nummer ist gleich die zweite Kurzwahl, und ihr Dad ist Polizeikommissar. Also kommen Sie nicht auf dumme Gedanken«, warnte sie ihn.
Twilly schmunzelte. »Ich werde versuchen, mich zu beherrschen. Wie sieht’s aus – könnt ihr ein Stück zu Fuß gehen?«
»Klar«, sagte der Junge.
»Wie weit?«, fragte das Mädchen.
Zwanzig Minuten später, als sie bis zu den Knien im Sumpfwasser standen, fragte sie noch einmal, diesmal mit deutlich lauterer Stimme.
Twilly hob einen Finger an die Lippen und watete weiter. Er führte sie einen sumpfigen Pfad entlang über baumlose Marschen, bis sie zu einer trockenen, kiefernbestandenen Ebene kamen. Dort sah er frische Spuren von Weißwedelhirschen, Rotfüchsen und Waschbären, aber er hielt nicht an, um auf Spuren und Exkremente dieser Tiere hinzuweisen. Twilly hatte keine Zeit, den Naturführer zu geben, er hatte es eilig.
Nick schloss zu Twilly auf. Die Pizzakartons balancierte er auf seiner freien Hand. Mit gedämpfter Stimme fragte er: »Gibt es hier draußen auch Panther?«
»Hast du den Schrei nicht gehört, als ihr auf eurer Exkursion wart?«
»Aber das waren Sie doch!«, sagte Nick. »Oder?«
Twilly zwinkerte ihm zu, schüttelte aber den Kopf.
»Sagen Sie bloß!« Nick schien ganz aus dem Häuschen.
Ein paar Schritte hinter ihnen schimpfte Marta vor sich hin. »Wieso können wir nicht auf dem Holzsteg gehen, wie normale Leute! Meine nagelneuen Chucks sind im Eimer!«
Ein Rotschulterbussard mit einer Maus in den Krallen flog über ihre Köpfe hinweg. Wieder blieb Twilly stehen und lauschte – doch außer einem Specht, der auf einen hohlen Baum einhämmerte, war nichts zu hören.
Als Marta sie eingeholt hatte, sagte sie: »Das ist doch lächerlich. Wo ist Mrs. Stark?«
Twilly steckte zwei Finger zwischen die
Weitere Kostenlose Bücher