Paradies der Leidenschaft
starrte Jared verwundert an. Noch nie zuvor hatte ihm jemand gedroht. Er verstand überhaupt nichts.
Ohne noch länger zu zögern, hob Samuel den dicken Brief auf und las ihn eilig durch. Als er ihn zu Ende gelesen hatte, ließ er den Brief auf den Schreibtisch fallen und blieb einige Minuten mit starrem Blick sitzen.
Dann sah er Jared an. »Ist das wirklich wahr? Ranelle ist tot? Und schon so lange?«' Als Jared nicht antwortete, fuhr er fort: »Die ganzen Jahre über habe ich geglaubt, sie wäre am Leben. Ich habe auf den Tag gewartet, an dem Corinne heiratet und das Haus verlässt, um dann ... Ich hatte vor, es noch einmal zu probieren, Jared. Ich wollte Ihre Mutter überreden, mit mir fortzugehen.«
»Sie wollten ihr Leben noch einmal zerstören?« fragte Jared mit viel zu ruhiger Stimme. »Das war Ihnen bereits gründlich geglückt.«
»Ich habe Ihre Mutter geliebt.«
»Sie können sie nicht geliebt haben«, erwiderte Jared verächtlich. »Wenn es so gewesen wäre, hätte niemand Sie davon abhalten können, sie zu heiraten.«
»Sie versteh ... «
»Ich habe gesagt nichts. Nichts hätte Sie davon abgehalten. Ihre familiären Verpflichtungen sind mir bekannt, Ihre sogenannte Pflicht, den Familienbetrieb zu retten. Das ist Ihnen auch gelungen - auf Kosten meiner Mutter.«
»Es tut mir leid, Sohn.«
»Ich bin nicht Ihr Sohn. Es hätte so kommen können, und ich wünschte fast, ich wäre es, denn dann wäre meine Mutter möglicherweise noch am Leben. Sie hat Sie so sehr geliebt, dass sie ohne Sie nicht leben konnte. Sie hat getrunken. Sie haben es selbst in meinem Brief gelesen. Getrunken! Das war ihre einzige Möglichkeit, zu vergessen, dass Sie sie noch begehrten.«
»Das habe ich nicht gewusst.«
»Natürlich nicht«, höhnte Jared. »Nachdem Sie erreicht hatten, dass für meine Mutter die Welt zusammenbrach, sind Sie ganz einfach zu Weib und Kind zurückgekehrt. Ihnen war gleich, was geschah, nachdem Sie Hawaii verlassen hatten - was Ihr Besuch bei meiner Mutter ausgelöst hatte. Sie hat sich von da an nicht mehr um mich und meinen Vater gekümmert. Für sie waren wir nicht mehr vorhanden. Mein Vater ist daran beinahe zugrunde gegangen. Er hat sie geliebt. Acht Jahre lang hatte sie ihm gehört, bis Sie gekommen sind und unsere Leben zerstört haben.«
»Das wollte ich nicht.«
»Ich habe Ihnen noch nicht erzählt, wie sie gestorben ist, Barrows. Sie haben mich nicht danach gefragt. Wollen Sie es nicht wissen?« fragte Jared grausam. Als Samuel schwieg, fuhr er fort: »Eines Nachts ist sie ins Meer gegangen und hat sich selbst das Leben genommen. Ich habe gesehen, wie sie unter den Wellen verschwunden ist, aber ich bin zu spät gekommen. Erst am nächsten Morgen habe ich sie gefunden, ihren aufgedunsenen Körper, der an Land gespült worden war.«
»Es war bestimmt ein Unfall, Jared.«
»Das würden Sie gern glauben, nicht wahr? Aber meine Mutter konnte nicht schwimmen. Sie hat es nie gelernt. Sie ist nie auch nur in die Nähe des Meeres gegangen, ist nicht einmal hineingewatet.«
Nach langem Schweigen flüsterte Samuel: »Sie geben mir die Schuld an allem?«
»Ich wollte, dass Sie wissen, warum ich hierhergekommen bin. Ich wollte Sie ruinieren, Barrows, doch ich bin dabei gescheitert. Jetzt könnte ich Sie nur noch töten, aber ich habe schon genug Ihretwegen gelitten.«
»Sie haben also meine Tochter benutzt, um mir etwas anzutun. Was ist mit ihr? Sie ist Ihre Frau, und ich glaube, ich muss Sie nicht daran erinnern, dass die Ehre mit im Spiel war.«
Jared lachte bitter. »Ich besitze keinen Funken Ehrgefühl. Ist Ihnen das noch immer nicht klar? Ihre Tochter hat bekommen, was sie wollte.«
»Haben Sie denn gar kein Gewissen?«
»Haben Sie eines?« fragte Jared. »Wo war Ihr Gewissen, als Sie meiner Mutter geschrieben haben, Sie hätten eine kleine Tochter, und es wäre gut, dass sie sich entschieden hätte, nicht mit Ihnen zu gehen?«
»Sie hat diese Entscheidung getroffen, Jared.«
»ja, das hat sie getan. Doch sie hat sie bereut. Sie hat mir und meinem Vater die Schuld gegeben, weil sie sich verpflichtet gefühlt hatte, bei uns zu bleiben. Aber nichts von alledem wäre passiert, Barrows, wenn Sie nicht wieder in ihr Leben getreten wären. Welches Recht hatten Sie sie nach so vielen Jahren aufzusuchen? Haben Sie wirklich erwartet, sie würde das Leben, das sie sich aufgebaut hatte, hinwerfen, um mit Ihnen davonzulaufen?«
»Ich hatte erwartet, sie wäre ungebunden.«
»Aber dem war
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