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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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klebrig. Spitzzulaufend alle Knochen unter der erkaltenden Haut wie von lange liegenden Leichen.
    Consuelo wollte schreien, doch ihre Stimme war fort. Sie wollte beten, doch kein Glauben konnte sich in ihrem Herzen halten. Nur das Nichts blieb da, die unerträgliche Kälte, eingeschlossen zu sein in ihrem Innern, fern zu sein aller Liebe.
    Starr lag sie wach in diesen Nächten, müde bis zu Erschöpfung, wenn endlich der Tag anbrach und die Sonne dem Grau ihrer Seele Farben zu geben vermochte.
    Unter kolossaler Anstrengung konzentrierte sich Consuelo auf die Welt der lebenden Menschen. Doch wie sollte sie bestehen, da ER nicht da war, den Spuk zu beenden? Wie sollte sie sich behaupten, ohne dass ER ihr die Grenzen wiedergab, die sie an der Schwelle zur anderen Welt verloren hatte?
    Es brach die Verzweiflung an.
    Mit ihr kamen immer wieder die Bilder, die Erinnerungen an IHN. Was hatte er ihr nicht alles abverlangt zum Preis, d ie Dämonen aus ihr zu entfernen? Nun aber war seine Erinnerung zu einem eignen Dämon geworden, der sie quälte und ihr alles nahm, was ihr wert und heilig war. Immer wieder tauchten Bilder auf von ihrer Zeit in der Gemeinde der Flammenden Herzen. Wie sie in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte verharren müssen, nur mit einem Katechismus und dem blutig bemalten Kruzifix. Nur unter steter Beobachtung durfte sie ins Bad und zur Toilette. Niemand sprach mit ihr.
    Doch z u unterschiedlichen Stunden des Tages war ER zu ihr gekommen und hatte sie ausgefragt. Dann hatte er sie angewiesen, sich auszuziehen und hatte sich zu ihr gelegt. Seine Grobheit, seine Befehle, seine eigentümlich grunzenden Laute hatten ihr nur den Ekel vor ihrem eigenen verschwindenden Leib gelassen. Sie hatte aufgehört zu essen, bis die erste von den Frauen es gemeldet hatte und man anfing, sie zum Essen zu zwingen. Manchmal war es so schlimm gewesen, dass sie hilflos erbrach und noch mehr Ekel sie schüttelte. In ihr war alles kalt geworden. Kein Gebet, kein Hinwenden zu den guten Göttern und den lang versunkenen Weisen hatte ihr geholfen. Nichts war geblieben. Nur die Gewissheit, dass er wieder und wieder zu ihr kommen würde und dass sie von all den Dämon immer wieder würde sprechen müssen.
    Ihre Anrufe bei Vincent hatte sie sich erschlichen, indem sie der Frau, die sie zum Bad begleitete, versprochen hatte, ein Wort für sie einzulegen. Diese war nicht besonders klug und hatte Consuelo geglaubt, dass sie einmal die Gemeinde verlassen dürfe. Sie hatte angenommen, Consuelos Macht reiche beim Priester so weit, dass sie beeinflussen könnte, wer von der Gemeinde frei kam und wer nicht. Consuelo aber wusste es besser. Niemand kam frei, nicht im Leben und nicht im Tod. Zu viele Geister toter Gläubiger standen IHM zu Dienste.
    Consuelo erkannte immer genauer, dass ER in der Gemeinde etwas von ihr gewünscht hatte, was Vincent ablehnte. Sie erkannte jedoch nicht mit Sicherheit, was es war. Vincent berief sich auf ihr Alter und dergleichen, aber sie ahnte, dass er sie einfach nicht mochte. Dass er die Winzigkeit ihres Leibes, die Langweiligkeit ihres Gesichts zurückwies. Sie aber erkannte, dass sie seine Liebe, seine Anziehung nie so auf sich würde ziehen können, wie Nuuk. Sie sah es vor sich, klar und deutlich, dass diese Frau Vincent zu gewinnen vermochte, wie es ihrer Kleinheit nie gelingen würde.
    Es traf Consuelo, dass sie Vincent so gleichgültig war. Sie wünscht sich mehr von seiner Aufmerksamkeit und sie wünschte sich, dass er sie so berühren würde, wie nur ER es bisher getan hatte. Doch Consuelo wusste auch, dass dieser ihr Wunsch voller Verderbtheit war und dass ER sich ihr damals nur genähert hatte, weil er diesen Mangel an Moral an ihr erkannt hatte. So beschied sie sich in ihrem Sehnen und auch wenn ihr Herz hüpfte, wenn immer sie Vincent antraf und sie teils nicht einmal wagte, ihm in die Augen zu sehen, aus der Furcht, wieder zu erröten. So behielt sie es alles für sich.
    Schwer wurden ihr dabei die Tage, denn nur wenig Licht fiel durch die molligen grauen Wolken und die Kälte frass am Frieden ihres Gemüts. Da waren nur die Dämonen und die Geister, die an ihr hielten und sie immer begleiteten.
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    Consuelo hatte sich zum Schlafen zurückgezogen. Sie hatte das eigentliche Gästezimmer bekommen, während Vincent die Coach und Nuuk ihr Schlafzimmer für sich hatten. An diesem Abend aber sassen Vincent und Nuuk noch lange alleine zusammen und leerten die Flasche Wein bis zur Neige. Sie

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