Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
umliegenden Grünflächen vor aller Augen verbarg.
Bisher hatte er den Vorzug der Unauffälligkeit voll und ganz genossen, doch nun hatte eine vermaledeite internationale Organisation zur Erhaltung der ursprünglichen Natur in Paraguay ihm einen Preis ausgestellt. Sie hatten eine Messingplatte an der niederen Säule bei der Strassenabzweigung zu seinem Haus anbringen wollen. Diese besagte, dass Marcial ein engagierter Beschützter des Urwalds war und sich sogar um dessen Aufforstung bemühte. Selbstredend war er der Verleihung ferngeblieben und einer seiner hochrangigen Kontakte hatte das Schild an seiner Statt entgegen genommen. Dieser hatte ebenfalls bewirkt, dass auf dem Schild kein Name genannt wurde.
Marcial dachte an die vielen internationalen Organisationen, die sich der sozialen Schere und der angeblichen Missstände in Südamerika annahmen. Es machte ihn ungläubig und mit leichtem Bedauern dachte er an die verschwendeten Gelder, die hier einer Reihe von Leuten zuflossen, die bis anhin ohne ausgekommen waren. Bisher hatte das niemanden geschert. Ein Irrsinn, etwas an einem System ändern zu wollen, dass so formidabel funktionierte und alle seine Unternehmungen so glänzend florieren liess.
Doch der Gedanke führte ihn wieder zu Consuelo und dass dieses durchtriebene Miststück es gewagt hatte, sich ihm zu widersetzen und davongelaufen war.
Nun konnte er sich sagen, er habe gewusst, sie würde sich wieder in seinen Machtbereich begeben, so dass er sie aufgreifen konnte. Doch es war einer von Marcials besonderen Vorzügen, dass er sich nicht belog. Er hatte es durchaus nicht gewusst und deshalb war er noch umso wütender.
Er atmete tief ein und stiess die Luft aus. Es würde ihm eine Freude sein, seine Wut an dem Hilfswerkler auszulassen, der sich in seine Gemeinde geschlichen hatte. Es befriedigte Marcial immer ein bisschen, zu denken, er wäre das letzte, was ein Mensch vor seinem Tod sah.
Nebel des allzeitigen Zwielichts erhoben sich und wogten in den dunklen Stetten auf und nieder. Es war nicht die Nacht, die das Dunkel gebar, es war ihre Schwester , der zwiefältige Schimmer. Aus dessen ewigen Urgründen schimmerte das geteilte Licht, das nicht die Nacht verschleiert, nicht das Himmelslicht trägt, ihrer beider grünendes Zwitterkind.
Aus diesem verborgenen Grün der Dämmerung schlichen die Geister, die Totenseelen und die Diener der Engel zur Stelle der kindlichen Priesterin. Sie folgten dem Gebot Consuelos und was sie sprach, dem leisteten sie Folge. Nach ihren Wünschen und Worten zogen sie aus den Winkeln und Wegen, aus den Gassen und Schluchten, aus den Schwellen und Ritzen. Sie zogen hin nach Concepcion, sie schlichen auf fusslosen Sohlen nach dem Haus der Gemeinde der Flammenden Herzen und sie erkannten die gegangenen Wege, die verschwiegenen Taten, das ausgelöschte Licht.
Was Consuelo fragte, das ergründeten sie in sicherem Suchen, nach ihren Worten erkundeten sie das Geschehene. Sie erkannten den Sucher und sie schreckten die Diener, doch den falschen Priester, den fanden sie nicht.
Da kehrten sie wieder zu dem Mädchen und sie bereiteten all ihren Fund vor ihr aus.
Doch es war nicht zufrieden die kindliche Priesterin, wieder sandte sie sie aus, die Geister der Dämmerung, weiter zu suchen nach dem schwarzen Priester. Doch zuwider war die Bitte den Totenseelen und den Dienern der Engel, sie widersetzten sich und standen einher, Consuelo zu widerstreben.
„Geht!“ rief Consuelo da. „Oder eure Weigerung wird in tausendfachem Hass auf euch niederfallen, wenn ihr euch nicht entschliessen könnt, das böse Handeln zu verhindern. Geht und sagt mir, wo der falsche Priester ist.“
Da fuhren auf aus Consuelos Rede der Gang der Zeit und die Zeichen der Zukunft. Es sahen die Totenseelen, wie die Feuer ihrer Last sie weiter bedrängen würden, es sahen die Geister der Gassen, der Nacht und der Schrecknisse, welche Feindschaft ihnen begegnen würde und es sahen die Diener der Engel den Hunger und Verlust, der ihnen bevorstand. Sie sahen all das, was sie ereilen würde, könnte Consuelo sich ihrer nicht mehr annehmen. Sie sahen, was sie verlören aus ihrer Weigerung, sie erkannten die Folge der Verneinung und den Schmerz ihrer Gefangenschaft.
„Wo? Wohin?“ fragten da die Geister alle die kindliche Priesterin.
Da wies ihnen Consuelo die Richtung, mahlte ein Bild vom falschen Priester vor deren Augen und sandte sie aus, ihn zu finden und zu erkennen. Nach Consuelos Worten und
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