Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
Schienbeins reichten. Sein Vollbart verdeckte den Mund fast völlig und auch die braunen Haare auf seinem Kopf konnten von seinem Hut kaum gebändigt werden.
»Ich kann Ihnen versichern, dass ich mir das nicht ausgedacht habe.«
»Das ist mir schon klar. Dennoch ist es mehr als ungewöhnlich.«
»Haben Sie von den toten Kühen gehört, die in der Gegend gefunden wurden?«
»Jeder hier weiß mittlerweile davon. Was hat das aber mit den Fledermäusen zu tun?« Suttler schaute Nils einen Moment fragend an und kam dann von selbst auf die Lösung. »Sie glauben, dass sie auch die Kühe angefallen haben?«
»Ja«, gab Nils zu. Er hatte sich entschlossen, soweit wie möglich mit offenen Karten zu spielen. Ansonsten würde der Jagdpächter ihm nicht helfen können.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Die Kadaver waren absolut blutleer. Der Angreifer, wer auch immer es war, hat die Tiere bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt.«
»Das ist völlig unmöglich.«
»Es ist so geschehen.«
»Ich habe noch nie gehört, dass Fledermäuse so etwas tun. Außerdem saugen sie kein Blut.«
»Afrikanische Arten schon.« Genervt dachte Nils an das Gespräch mit seiner Tante, mit der er diesen Dialog fast wörtlich genauso geführt hatte wie jetzt mit dem Jagdpächter.
»Die gibt es hier aber nicht.«
»Herr Suttler, mit ist völlig klar, dass die Vorfälle weit weg von der Normalität liegen. Wir müssen aber alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wenn wir in dem Fall weiterkommen wollen. So ungewöhnlich es auch klingen mag. Die Theorie, dass die Kühe von Fledermäusen angegriffen wurden, ist für mich im Moment die wahrscheinlichste. Ich muss Sie außerdem bitten, mit niemandem darüber zu reden.«
»Das versteht sich von selbst. Warum aber kommen Sie damit zu mir?«
»Wir müssen das Versteck der Blutsauger finden.«
»Natürlich müssen Sie das. Wie kommen Sie aber darauf, dass ich Ihnen dabei helfen kann?«
»Ich denke, dass es sich insgesamt um mehrere Hundert Tiere handeln muss«, erklärte Nils. »Ich wurde zum Glück nur von einer kleineren Gruppe angegriffen. Die Blutsauger müssen irgendwo in der Nähe von Drachenfels einen Unterschlupf gefunden haben. Wenn dies bei einem Bauer der Gegend in der Scheune ist, muss der die Anwesenheit der Tiere bemerkt haben.«
»Da haben Sie schon recht«, stimmte Suttler Nils zu. »Gehört habe ich davon aber nichts. Ich kann gerne mal mit meinem Bruder reden. Er ist Tierarzt und kennt daher alle Landwirte der Gegend.«
»Das ist lieb gemeint, aber nicht nötig«, widersprach Nils, der nicht wollte, dass noch mehr Leute erfuhren, warum er und seine Tante in der Gegend waren und was sie hinter den Anschlägen auf die Kühe vermuteten. »Kein Bauer würde eine so große Anzahl von Fledermäusen in seiner Scheune dulden, ohne etwas dagegen zu tun. Stellen Sie sich vor, was die Viecher für einen Dreck machen. Wenn sie wirklich in einem noch genutzten Gebäude untergekommen wären, hätten Sie sicher davon gehört. So etwas spricht sich rum. Es sei denn, der Besitzer wäre selbst derjenige, der hinter den Überfällen auf die Kühe steckt.«
Suttler sah Nils einen Moment zweifelnd an und nickte dann. »Was halten Sie davon, wenn ich ihn einfach nebenbei einmal frage, ob sich in der letzten Zeit so etwas in der Gegend getan hat? Ich muss ihn ja nicht direkt auf die Fledermäuse ansprechen.«
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Nils zu. »Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass sich die Tiere in einer Höhle direkt am Drachenfels eingenistet haben.«
»Das ist völlig unmöglich«, widersprach Suttler. »Es gibt hier nicht einmal einen Felsspalt, der groß genug wäre, ein Dutzend Fledermäuse aufzunehmen. Geschweige denn die Anzahl, von der Sie sprachen. Sie finden hier keine
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