Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
doch die beiden Unbekannten schienen das Zimmer verlassen zu haben.
Die Agentin blickte über die Balkonbrüstung nach unten. Ohne Hilfsmittel hatte sie keine Chance, hier wegzukommen. Blieb also nur die Tür.
Sie huschte zurück in das Zimmer und lauschte. Dann näherte sie sich der Zimmertür zum Hotelflur. Sie legte ein Ohr an die Türfüllung. Sie hörte nichts. Trotzdem wartete sie noch fünf Minuten ab, ehe sie die Klinke im Zeitlupentempo herabdrückte.
Sie konnte nur nach rechts schauen und dort erwies sich der Korridor als leer. Ihre rechte Hand umkrampfte jetzt die Waffe. Mit einem Ruck stieß sie die Tür bis zur Wand auf. Es gab einen dumpfen Ton und einen unterdrückten Schrei. Amanda gab der Tür einen Rückschwung. Vor ihr kauerte mit blutender Nase ein Koreaner. Sie schlug mit dem Kolben der Waffe zu. Der Bursche sackte zusammen.
Rasch schaute die Agentin sich um. Wo war der zweite Mann? Sie konnte ihn nicht entdecken.
Zwei Türen weiter befand sich ein Waschraum. Amanda packte den Koreaner am Kragen und schleifte ihn dort hin.
Im Waschraum drückte sie den Kopf des Burschen ins Waschbecken und ließ kaltes Wasser laufen. Wenig später kam er schnaufend zu sich. Amanda riss seinen Kopf hoch.
»So Freundchen – jetzt rede mal!«
Der Bursche sackte in die Knie und Amanda brauchte beide Hände, um ihn wieder hochzuziehen. Als ihr Blick in den Spiegel fiel, sah sie das Gesicht des zweiten Koreaners. Er musste in der Toilette gesteckt haben. Die Agentin ließ den vor Wasser triefenden Mann los und wirbelte um die eigene Achse. Ihr Fuß traf auf den Punkt. Der Kerl fiel um wie ein Sack.
Scheppernd fiel dessen Mobiltelefon auf den Boden.
Die Agentin hob es auf und machte, dass sie wegkam. Sie hatte keine Lust, noch auf Kumpane der beiden zu treffen. Denn dies würde sicherlich der Fall sein. Sonst hätten die beiden ihr nicht aufgelauert. Der Dialog im Zimmer hatte sie nur in Sicherheit wiegen sollen.
Unruhig blickte Amanda den Korridor entlang. Zurück in Farnvers’ Zimmer konnte sie nicht. Vermutlich war ihr Flaschenzug auch entdeckt worden.
Da öffnete sich nur unweit von ihr die Fahrstuhltür und eine schlanke, europäische Kellnerin trat mit einem Servierwagen auf den Flur.
Sogleich rannte Amanda auf sie zu, und ehe sich die Kabinentür wieder schließen konnte, hatte die Agentin die junge Frau nebst Servierwagen wieder hineingezwängt. Die Kellnerin schrie überrascht spitz auf. Amanda hielt ihr den Mund zu. Mit der freien Hand betätigte sie den Knopf zum obersten Stockwerk. Auf halbem Wege drückte sie den Nothalt.
»Ich will Ihnen nichts tun. Ich muss nur hier raus, bevor mich jemand ins Jenseits befördert. Dazu benötige ich Ihre Hilfe.« Amanda hatte es leise und sanft gesagt.
Vorsichtig nahm sie die Hand vom Mund der Kellnerin. Diese rollte ängstlich mit den Augen. Sie musterte Amanda.
»Sind Sie … eine Hoteldiebin?«, hauchte sie entsetzt.
Die Agentin lächelte. »Nein. Ich arbeite als Ermittlerin und das passt jemandem nicht.«
»Polizei?«
»So ähnlich.«
Die junge Frau fuhr sich durch das halblange Blondhaar. »Was ist … passiert?«
»Das erzähle ich Ihnen, wenn Sie mir heraushelfen. Wenn man mich umlegt, hilft das keinem. Nur den bösen Buben.« Sie sagte dies ganz freundlich.
Die Kellnerin wirkte immer noch verunsichert.
Amanda hob die Hände. »Um Himmels willen, ich hab meinen Dienstausweis jetzt nicht hier. Aber ich muss hier raus! Wenn ich Ihnen etwas Böses wollte, hätte ich es jetzt getan!«
Die Kellnerin schien zu der Ansicht zu kommen, dass ihr Gegenüber die Wahrheit sagte.
Sie nickte. »Okay – wir fahren weiter nach oben. Dort ist ein Raum für das Dienstpersonal. In einer halben Stunde habe ich Feierabend. Dann bringe ich Sie hier weg. Anders geht es nicht.«
Amanda
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