Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
musterte die Frau, konnte aber keine Falschheit erkennen.
»Gut! Machen wir es so.« Sie lächelte wieder. »Ich gehöre wirklich zu den Guten.«
Das Personalzimmer im obersten Stockwerk erwies sich als einigermaßen heimelig.
Die Kellnerin reichte Amanda einen Schlüssel. »Sperren Sie zu. Falls sich jemand hierher verirrt. Und …« Sie deutete auf einen Spind. »Da hängt eine Ersatzuniform von mir. Sie könnte passen. In dem Aufzug fallen Sie auf zehn Kilometer auf.«
Damit ging sie.
Amanda schloss ab und widmete sich dem schmalen Schrank. Das Dienstkleid und auch die Schuhe passten. Den Ninjaanzug, die schwarzen Turnschuhe und Socken verstaute die Agentin in einer Plastiktasche, die sie auf einer Ablage fand. Nun musste sie warten. Die Waffe hielt sie griffbereit. Für alle Fälle. Dann schaute sie sich um. Es gab ein Fenster in dem Raum. Amanda öffnete es und schaute nach unten. Bis auf ein schmales Sims ging es steil nach unten.
Amanda blickte hoch. Wenn sie auf die Fensterbank steigen würde, könnte sie gerade eine Dachrinnenhalterung ergreifen. Sie merkte sich das für unvorhersehbare Ereignisse.
Doch die Kellnerin hielt Wort. Nach vierzig Minuten tauchte sie auf.
»Das ganze Haus wimmelt von merkwürdigen Leuten. Man munkelt von Geheimdienst.«
Amanda hob eine Augenbraue. »Tauchen die öfter mal auf?«
Die junge Frau zuckte mit den Achseln. »Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass Eigenartiges vorgeht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja … es gibt zwei Räume im Haus, die dürfen vom Personal nicht betreten werden.«
Amanda fuhr sich mit den Schneidezähnen über die Unterlippe. »Nannte man einen Grund?«
Die junge Frau verneinte. »Man fragt hier dann auch nicht nach.«
Amanda verstand.
»Ich heiße übrigens Cecile.«
Die Agentin lachte leise. »Okay – ich bin Amanda.«
Die junge Kellnerin nickte. »Dann wollen wir sehen, dass wir hier rauskommen. Es gibt hinten am Gang einen Personalaufzug. Der Pförtner unten ist ein guter Freund.«
*
Zwei Stunden später
Amanda Harris schaute sich in der Wohnung um.
Cecile bewohnte ein Studio etwas außerhalb von Seoul, hoch unter dem Dach. Durch das Panoramafenster sah man den Lichtdom der Stadt.
»Wieso vertraust du mir?«, fragte sie leise.
Die junge Frau kam nah an die Agentin heran. »Deine Augen sind aufrichtig.«
Amanda wandte den Kopf. Sie wirkte etwas irritiert. Cecile lachte. »Ich habe Menschenkenntnis. Eigentlich bin ich Psychologin. Ich sammle als Kellnerin nur Eindrücke für meine Doktorarbeit.«
Nun staunte die Agentin. »Hier in Seoul? Der Aussprache nach stammst du eher aus Irland.«
»Stimmt. Dublin!«
»Und was hat dich hierher verschlagen?«
Cecile zuckte die Achseln. »Eine Liebe, die nicht hielt.«
Die junge Frau lächelte. »Ich weiß, dass du mir nicht die ganze Wahrheit sagst. Weshalb auch immer. Aber ich spüre, dass du dich in Gefahr befindest. Deshalb schlug ich vor, dich in meine Wohnung mitzunehmen.«
Amanda senkte den Blick. »Du hast recht. Die Wohnung, in der ich im Moment untergekommen bin, könnte unter Beobachtung stehen.«
Cecile ging in die kleine Küche. Dort hatte sie Kaffee aufgesetzt. Mit zwei dampfenden Tassen kehrte sie zurück und stellte sie auf den kleinen Wohnzimmertisch. Dann nahm sie auf der Couch Platz. Sie streifte ihre Schuhe ab und zog die Strumpfhose aus.
»Ah – tut das gut! Wenn das so weiter geht, bekomme ich noch Plattfüße.«
Amanda deute auf die High Heels und grinste. »Ja, solche Schuhe können einen schon umbringen, wenn man den ganzen Tag darauf herumläuft.«
Cecile lehnte sich zurück. »Na ja – das ist zum Glück nur im Abendbetrieb so. Da soll alles superelegant erscheinen.« Sie blickte Amanda an. »Was machst du jetzt? Ich nehme an, deine Sachen sind alle in
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