Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
irgendetwas festzuklammern. Seine Finger glitten über Gras, feuchten Sand und kleine Steine ... und rutschten an einer aus dem Boden ragenden Baumwurzel ab.
Der verzweifelte Mann würgte und spie seine Panik mit einer sämigen Speichel-Erde-Mischung aus.
Ein peitschender Laut erklang und rollte drohend über das Feld des alten Grilescu und dann ...
... wurde es wieder still.
Still und verlassen!
3. Kapitel
Ein Arbeitstag, wie jeder andere …?
New York City/UN-Hauptquartier, Untergeschoss
Tom verzog sein Gesicht und presste die Kiefer fest aufeinander. Ein kurzer, aber heftiger Schmerz stach durch seinen Hinterkopf und wanderte in Richtung Stirn.
»Oh Verzeihung, aber ich sagte Ihnen ja, dass das Klammern der Wunde wehtun wird. Sie hätten nicht partout auf eine lokale Betäubung verzichten sollen.« Derjenige, der diese Worte sagte, richtete sich hinter Tom auf und ließ einige Gerätschaften geräuschvoll auf einen kleinen metallenen Beistelltisch fallen.
Der Paraforce-Agent hatte sich früher als gewohnt im Hauptquartier eingefunden, saß nun auf der Kante einer schmalen Behandlungsliege und ließ sich von Professor Rajiv Singh versorgen.
»Ist schon in Ordnung, Doc. Ich habe Schlimmeres durchgemacht. Wahrscheinlich bin ich heute einfach nicht so richtig in Form, sonst hätte ich bestimmt besser durchgehalten.«
Rajiv Singh beugte sich vor und nahm seine Arbeit wieder auf. »Das mit dem › Schlimmeren ‹ glaube ich Ihnen unbesehen. Der narbentechnischen Topografie Ihres Oberkörpers nach zu urteilen, sind Sie mehr als einmal nur ganz knapp mit dem Leben davon gekommen.«
Der Inder hatte wohl mit einer Mischung aus Professionalität und Besorgnis die Verläufe der vielen Narben betrachtet, die ein unregelmäßiges Muster auf den Körper des Agenten zeichneten.
Tom drehte den Kopf und sandte einen fragenden Blick in Richtung des Arztes.
»War’s das? Bin ich fertig?«
Singh nickte stumm, trat vor das Waschbecken und wusch sich die Hände. »Ich kann Ihnen ein paar Schmerztabletten verschreiben.«
»Keine Tabletten.«
Singh trocknete die Hände ab. »Ich weiß, dass Sie Tabletten verabscheuen, Tom. Aber Sie müssen diese Schmerzen nicht erdulden. Es geht auch ohne. Und die Tabletten werden Ihre Wachsamkeit und Reaktionsschnelligkeit in keiner Weise beeinträchtigen. Versprochen!«
Tom grinste, als er die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss. »Doc, Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze. Ich gehe sogar soweit, dass ich Ihnen vertraue, aber ich lehne Tabletten und irgendwelche Schmerzmittelchen ab. Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, darüber selber zu entscheiden, mag man mir eintrichtern, was immer gerade so vorrätig ist. Aber solange ich es selbst in der Hand habe, verzichte ich darauf.«
Singh hob in einer Geste der Ergebenheit die rechte Hand. »In Ordnung. Ich kenne Sie ja mittlerweile gut genug, aber ich musste es wenigstens versuchen. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel.«
Tom schlüpfte in sein Jackett und steckte die Krawatte in die rechte Außentasche. »Aber klar doch, Doc. Sie machen ja auch nur Ihren Job, oder besser, Sie versuchen, Ihren Job zu machen. Nur ist das bei mir nicht ganz so leicht.«
Singh hockte sich an seinen Schreibtisch und ließ seine Finger flink über die Tastatur seines Computers huschen. Wahrscheinlich gab er Toms gegenwärtigen medizinischen Status ein.
»Ich habe selten einen Burschen gesehen, der so viel einstecken kann wie Sie. Jeder andere hätte nach diesem Niederschlag zumindest eine mittelschwere Gehirnerschütterung und würde sich für Stunden oder sogar Tage die Seele aus dem Leib erbrechen.«
»Abgesehen von den Kopfschmerzen geht es mir wirklich gut, Doc. Ich lüge Sie nicht an. Außerdem sollten Sie sich angewöhnen › aus dem Leib zu kotzen ‹ zu sagen. Das klingt nicht so spießbürgerlich.«
Der Arzt hielt einen Moment im Tippen inne und musterte Tom abermals intensiv.
»Lassen wir mein mangelndes Verständnis für die Umgangssprache mal beiseite. Was mich beschäftigt, ist der Umstand, wie es möglich ist, dass ein normaler Mensch über eine solche Konstitution verfügt.«
Tom zuckte mit den Schultern, zog sich einen rollbaren Hocker heran und nahm gegenüber von Singh Platz. »Das fragen Sie mich? Sie sind doch der Wissenschaftler. Seit ich bei Paraforce angefangen habe, haben Sie mich doch regelmäßig gepiekt, gespritzt, bestrahlt, durchleuchtet, abgetastet, abgehorcht, auf den Kopf gestellt und mein Innerstes nach außen
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