Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
gewendet. Und vergessen wir nicht die letzte › Mittelfinger-Hafenrundfahrt ‹ , die Sie sehr gründlich ausgeführt haben. Wenn jemand etwas über meine eigentümliche Konstitution wissen sollte, dann doch wohl Sie.«
Einen Moment lang waren lediglich das Summen einer im hinteren Teil des Raumes arbeitenden Zentrifuge und das Ticken der großen Uhr über der Eingangstür zu hören.
»Aber ich habe keine Antwort darauf.«
Tom klatschte in die Hände und deutete dann auf Singh. »Eben, und das hilft mir nicht weiter.«
»Sie meinen wegen Ihrer Gedächtnislücke?«
Der Agent lachte kurz auf. »Ganz ehrlich, ein Verlust aller Erinnerungen über einen Zeitraum von acht Jahren nennen Sie immer noch eine Lücke? Für mich ist es eine Art von Grand Canyon, auf dessen unauslotbarem Grund alles liegt, was ich in dieser Zeit erlebt und durchgemacht habe.«
Singhs Augenbrauen ruckten in Richtung Haaransatz. »Das haben Sie aber wirklich sehr schön formuliert.«
»Ich habe einen Freund, der irischer Abstammung ist. Der hat mich im Verfassen solcher Umschreibungen unterwiesen.«
»Dann richten Sie ihm mal schöne Grüße aus. Vielleicht hat er ja Lust, im nächsten Jahr eine Ansprache zu verfassen, die ich bei der goldenen Hochzeit meiner Eltern vortragen kann.«
»Ich werd’s bei Gelegenheit ausrichten, obwohl ich glaube, dass Sie damit schlecht beraten wären. Seine Reime sind schrecklich!« Tom schielte zur Uhr empor. Es wurde Zeit für das Treffen mit Baptiste und Blackstone.
»Tja, so sehr ich die kleinen erbaulichen Gespräche mit Ihnen auch genieße, muss ich mich jetzt doch auf den Weg machen.«
Singh nickte. »Okay, versuchen Sie in den nächsten Tagen Stress zu meiden und schonen Sie sich bei jeder Gelegenheit. Ich würde Sie ja gerne innendienstkrank schreiben ...«
»Unterstehen Sie sich, sonst revanchiere ich mich bei Ihnen eigenhändig für die Prostatauntersuchung, klar?«
Singh verstand den scherzhaften Wink und entließ Tom mit einem kurzen Nicken.
Auf dem Weg in sein Büro tastete der Paraforce-Agent kurz seinen Hinterkopf ab und fühlte die zwei Klammern, die Singh dort angebracht hatte.
»Du bist spät dran Tommyboy«, erklang eine zischende Stimme aus dem kleinen Büro-Kubus, den Tom in den kurzen Zeiträumen zwischen den Einsätzen für Innendienstarbeiten und Papierkrieg nutzte. Das Erste, was Tom von der Absenderin dieser Worte sah, waren zwei pechschwarze Plateau-Stiefel, die übereinandergekreuzt auf der Platte seines Schreibtischs lagen.
Die Besitzerin der Beine drehte diese zur Seite und gab den Blick frei auf ein bleichgeschminktes Gesicht, das mit schwarzem und blutrotem Make-up verziert war.
»Ich mag es nicht, wenn Männer mich warten lassen. Wir hatten uns doch schon vor einer halben Stunde treffen wollen, um den Abschlussbericht noch einmal durchzugehen.«
Cecilia Huffman, von Tom kurz und bündig »Huffs« genannt, schwang ihre langen Beine vom Schreibtisch, richtete sich im orthopädisch ausgeformten Sessel auf und verzog ihre schwarz geschminkten Lippen zu einem Flunsch.
»Sorry Huffs, aber ich hatte heute Morgen wirklich Probleme aus dem Bett zu kommen. Und dann musste ich noch kurz zum Doc.«
Huffs Schnute löste sich auf. Stattdessen tasteten ihn ihre dunklen Pupillen aufmerksam ab, gerade so, als wären sie Scanner an Bord eines futuristischen Raumschiffs. »Du hast dich wieder geprügelt, oder?«
Tom atmete tief durch. Was nun kam, war nichts Neues für ihn. Huffs war vielleicht eine praktizierende Anhängerin des Gothik-Kults und somit alles andere als konservativ, aber im Umgang mit Menschen, die ihr nahestanden, kam bei ihr oft eine Art von altmodischem Mutterinstinkt zum Vorschein.
»Es ist nicht so dramatisch«, versuchte er noch zu beschwichtigen.
»Und warum warst du dann bei Singh? Du bist hart im Nehmen und rennst nur dann zum Arzt, wenn es ...« Ein durchdringender Summton erklang. Er ging vom Terminal auf dem Schreibtisch des Agenten aus und unterbrach Huffs’ Tirade.
»Wir müssen los. Baptiste wartet ungern.« Toms Stimme klang beinahe erleichtert.
»Moment, so einfach kommst du mir nicht davon.«
Huffs eilte Tom, der das Büro bereits verlassen hatte, mit weiten Schritten hinterher. Die dicken Sohlen ihrer Stiefel bremsten sie dabei kaum ab. »Du kommst nach knapp drei Wochen aus Haiti zurück und hast dort unter Aufbietung all deiner Kräfte diesen Totenkult gesprengt. Die wollten sogar schon Verwandte des Premierministers ...«
Tom blieb so
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