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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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keine Verbindung zueinander haben. Mir gehen Dutzende dieser Fragen durch den Kopf, doch eine lässt mich nicht mehr los: Warum hat er vor genau vier Tagen, genau dann, als ich angefangen habe, mich zu verändern, das erste Mal getötet? Ist es nur ein Zufall, oder steckt mehr dahinter? Was hat es mit meinem unguten Gefühl auf sich, das bereits vorhanden gewesen war, bevor ich den Tatort überhaupt das erste Mal gesehen hatte? Die Fotos erinnern mich stark an diejenigen aus der Akte meines Vaters. Kann es sein, dass es sich um denselben Täter handelt? Ist der Mörder meines Vaters zurückgekehrt?
    In dieser Nacht kann ich erst recht nicht schlafen.
     
    Das laute Summen des Vibrationsalarms meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue auf das Display: Es ist Giovanni. Sechs Uhr dreißig – ich habe die Zeit vergessen und bin die ganze Nacht weg gewesen. Giovanni macht sich bestimmt Sorgen und fragt sich sicherlich, wo ich bin. Besonders nach meinem eigenartigen Verhalten gestern hat er allen Grund zur Sorge. Ich habe mich so verantwortungslos verhalten! Wenigstens eine Nachricht hätte ich hinterlassen können. Wie kann ich ihm bloß erklären, was in mir vorgeht? Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir ist. Als ich mich endlich entschließe, an das Handy zu gehen, entsteht plötzlich ein unheimlicher Druck in meinen Ohren. Ich lasse das Handy fallen, die Hülle löst sich vom Telefon, und der Akku fliegt heraus. Ich presse die Hände an die Ohren. Ein lautes Rauschen bohrt sich in den Kopf. Es klingt wie ein Radiosender bei schlechtem Empfang. Mein Gesicht verzerrt sich. Das Rauschen wird immer lauter, es schmerzt immer mehr. Ich unterdrücke einen lauten Schmerzensschrei, denn ich weiß, das würde nichts bringen. Langsam lässt das Rauschen nach und formt sich zu einem tiefen Summen. Ich höre mal einen tiefen, mal einen hohen Ton. Der Schmerz lässt immer weiter nach. Die lauten Töne formen sich zu lauten Worten. Ich versuche, mich auf die unverständlichen Worte zu konzentrieren, doch ich kann nichts verstehen, es ist zu laut und undeutlich. Doch ich zwinge mich, voll und ganz der Stimme zu folgen, und versuche sie zu lokalisieren. Auf einmal gehe ich in Gedanken das ganze Gebäude durch: erst den Flur vor meinem Büro, dann das Büro gegenüber, dann das daneben. Raum für Raum durchquere ich in Gedanken Etage für Etage, doch die Laute kommen von woanders her. Im Erdgeschoss angelangt, habe ich das Gefühl, der Stimme sehr nah zu sein, doch ich verstehe nichts, es ist noch immer sehr undeutlich. Ich gehe in Gedanken aus dem Gebäude hinaus – und da sehe ich sie, die Lippen, aus denen diese so unerträglichen Laute kommen. Ich sehe einen feinen Schnurrbart und wie sich die Lippen darunter bewegen. Endlich verstehe ich die Worte, die mit ihnen geformt werden:
    »… und der Carabiniere antwortet: ›Sì, Capitano, haben wir, jedoch muss der Räuber wohl durch den Eingang entkommen sein!‹ Hahaha.«
    Das Lachen ist zu laut. Ich presse meine Hände, so fest ich kann, auf meine Ohren in der Hoffnung, es werde endlich aufhören.
    Plötzlich bin ich wieder im Gebäude. In Gedanken durchquere ich wieder Etage für Etage: erst das Erdgeschoss, dann die erste und schließlich die zweite Etage. Wie zuvor passiere ich dieselben Räume. Es ist, als würde man die Geschehnisse zurückspulen. Alles geht so schnell, dass ich es erst gar nicht bemerke, dass das laute Summen, das Rauschen und die Worte völlig verklungen sind. Endlich ist es wieder ruhig. Langsam öffne ich meine Augen und senke die Hände, die immer noch fest an meine Ohren gepresst sind. Ich schaue auf und sehe mich erst einmal im Büro um. Es ist alles wie zuvor. Durch den Druck und die lauten Geräusche in meinen Ohren konnte ich mich nicht einmal mehr aufrechthalten. Ohne es zu bemerken, bin ich auf meine Knie gesunken und nun völlig erschöpft. Ich kann kaum glauben, dass es wirklich stattgefunden hat. Jemand erzählt zwei Etagen tiefer und noch dazu außerhalb des Gebäudes einen Witz; ich höre ihn, als stünde ich direkt daneben. Nun ja, ich war schon immer etwas hellhörig, doch das ist etwas zu viel des Guten.
    Ich muss nachprüfen, ob es real ist und ich es mir nicht nur eingebildet habe. Nach so vielen Nächten ohne Schlaf wäre das ja möglich. Sofort rappele ich mich auf, sammle mein Handy auf und laufe schnell aus meinem Büro. Normalerweise nehme ich immer die Treppe, doch mir ist noch etwas schwindelig von vorhin. Also gehe

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