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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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nicht klar erkennen konnte.
    »Sind Sie noch da, Doktor?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, Sie waren noch nicht oben.«
    Tolans Herz setzte einen Moment lang aus. Hastig drehte er sich um und sah hinauf zu den oberen Stufen der Treppe, wo Dunkelheit ihn erwartete.
    »Dr. Tolan?«
    »Was?«
    »Wenn wir uns unterhalten wollen, müssen Sie wohl oder übel auf meine Fragen antworten. Waren Sie schon oben?«
    »Nein«, sagte Tolan mit wachsendem Grauen. »Was haben Sie getan?«
    »Dort wartet ein kleines Geschenk zum Jahrestag auf Sie. Eine Freundin von Ihnen. Heute Nachmittag hatten wir eine Menge Spaß mit ihr.«
    Abermals flackerte ein Bild vor Tolans geistigem Auge auf: ein Messer, das Fleisch durchschnitt. Plötzlich, als werde er sich erst in diesem Augenblick seiner Umgebung und seiner selbst bewusst, sah er an sich hinunter auf sein Hemd. Es war voller Blut. Trocknendem Blut.
    O Gott, nein! Lisa?
    »Sie Mistkerl!«
    »Ich? Hier geht es ausschließlich um Sie, vergessen Sie das nicht.«
    »Nein«, sagte Tolan. »Sie haben das getan. Sie! Nicht ich. Ich schwöre bei Gott, wenn Sie sie verletzt haben, dann bringe ich Sie zur Strecke. Ich werde Sie töten, Sie widerliches Tier!«
    »Genau die richtige Einstellung. Bleiben Sie dabei, Doktor. Sie machen mir das Ganze immer leichter. Warum gehen Sie nicht einfach hinauf? Sehen Sie sich an, was Sie angerichtet haben.«
    Tolan blickte abermals auf sein blutverschmiertes Hemd, dann sah er hinüber zur Treppe. Was würde ihn dort oben erwarten?
    »Sie sind jetzt allein, Doktor. Ich muss zugeben, ich bin ziemlich gespannt, wie Sie sich aus der Affäre ziehen wollen.«
    »Sie können mich mal!«, sagte Tolan und schleuderte das Handy mit aller Kraft an die Wand. Es zerbrach in drei Einzelteile, die Einkerbungen im Putz hinterließen, bevor sie zu Boden fielen.
    Tolan ging zur Treppe. Zögernd stieg er die Stufen hinauf, mit jedem Schritt empfand er tiefere Furcht. Oben angekommen hörte er Wasser rauschen. Die Dusche.
    Am Ende des kurzen Flurs befand sich die geschlossene Schlafzimmertür. Dieses Mal zögerte er nicht. Er griff nach dem Türknauf, nahm all seinen Mut zusammen und öffnete die Tür.
    Sofort war das Rauschen um einiges lauter. Die Badezimmertür stand offen. Tolan richtete seinen Blick auf die Dusche, auf die Kabine aus Milchglas.
    Das Bild war verzerrt, doch auf den Fliesen saß jemand – eine Frau. Wasser rann ihr über den Kopf.
    Nein. Bitte nicht.
    »Lisa?«
    Keine Antwort. Langsam ging Tolan auf die Tür der Duschkabine zu. Er öffnete sie. Übelkeit stieg in ihm auf, als er auf ein im Tode erstarrtes Gesicht hinuntersah. Augen und Mund waren aufgerissen, als sei die Frau überrascht. Doch es war nicht Lisa.
    Die Frau, die dort saß, mit zerrissener Bluse und einem klaffenden Loch im Unterleib, aus dem die Eingeweide herausquollen und in einem blutigen Wasserstrahl auf den Abfluss zutrieben –
    – war Sue Carmody.
    Tolan starrte sie an und versuchte, gegen die Übelkeit anzukämpfen. Das Szenario war schrecklich genug, doch zum reinen Horror wurde es durch die Tatsache, dass Carmody das linke Ohr fehlte. Tolan wich zurück. Warum musste all das geschehen?
    »Michael?«
    Erschrocken wandte er sich um. Lisa stand hinter ihm in der Tür und sah ihn besorgt an. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich habe gerade deine SMS bekommen. Gott sei Dank, du bist hier. Ich …«
    Die Worte erstarben auf ihren Lippen, als ihr Blick auf sein blutiges Hemd fiel, auf das laufende Wasser hinter ihm und auf das Gemetzel in der Duschkabine.
    Sie schwieg lange. Dann spiegelte sich eine Mischung aus Abscheu und Fassungslosigkeit auf ihrem Gesicht, denn ihr Verstand begann zu verarbeiten, was ihre Augen gesehen hatten. Mit einer Stimme, die kaum noch einem Krächzen glich, sagte sie: »Oh, mein Gott, Michael. Oh, mein Gott!«
    42
    Es war gar nicht so leicht, Dr. Ned Soren zu erwischen.
    Wie Blackburn herausfand, bestand sein üblicher Tagesablauf darin, hin und her zu pendeln zwischen seinem Büro an der Torrington Avenue, der psychiatrischen Abteilung des County General und dem Bayside Country Club, wo er drei Nachmittage pro Woche Golf spielte.
    Laut Auskunft seiner Sekretärin, einer niedlichen kleinen Möchtegern-Angelina Jolie, war dieser Tag ein Golftag. Doch als Blackburn im Country Club ankam, war es draußen bereits dunkel, und er ahnte, dass jegliche Aktivitäten im Zusammenhang mit Golf für heute beendet waren.
    Das Höchste, was Blackburn in dieser Sportart jemals

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