Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
ihre Probleme, aber –«
»Welche Probleme?«
»Manchmal hatten sie Streit, wie alle anderen auch.«
»Ist Tolan fähig, Gewalt anzuwenden?«
Soren schwieg für einen Moment. Etwa vier Fragen zu spät versuchte sein alkoholisierter Verstand nachzuvollziehen, welche Wendung das Gespräch genommen hatte. »Was geht hier vor, Officer? Ist Michael in Gefahr – oder steckt er in Schwierigkeiten?«
Blackburn zuckte die Achseln. »Das ist Jacke wie Hose.«
Sorens Miene wurde starr. »Sie dämlicher Kerl!«
»Ich mache nur meinen Job, Doc.«
»Sie glauben, Michael hat Hastert umgebracht? Geht es die ganze Zeit darum?«
»Unter anderem.«
Soren schüttelte den Kopf. »Das ist vollkommen absurd. Ich kenne ihn seit Jahren, und ich habe noch nie gesehen, dass er gegen irgendjemanden die Hand erhoben hätte. Das hat er einfach nicht in sich.«
»Was ist mit seiner Frau? Sie sagten, sie hatten Streit.«
»Ja, aber …« Soren unterbrach sich, suchte nach den richtigen Worten. »Du lieber Himmel«, sagte er schließlich. »Hier geht es doch gar nicht um Hastert! Es geht um Abby. Sie glauben, Michael hat Abby getötet.«
»Ich bin mehr daran interessiert, was Sie denken. Kann es sein, dass Tolan eine Affäre hatte? Dass er hinter ihrem Rücken herumgehurt hat?«
Soren schnippte die Zigarettenkippe in Blackburns Richtung. »Sie können mich mal!«
»Wollen Sie einen Police Officer beleidigen, Doc?«
»Verhaften Sie mich doch!«
»Wenn es nötig ist, tue ich das, glauben Sie mir. Aber lieber würde ich hören, was Sie mir über Tolan sagen können. Warum ist er bei Ihnen in Behandlung?«
Soren wandte sich ab. »Das Gespräch ist beendet.«
Blackburn packte ihn am Arm. »Hat er Ihnen gegenüber jemals ein Geständnis abgelegt, Doc?«
»Machen Sie sich nicht lächerlich. Lassen Sie mich los.«
Doch das tat Blackburn nicht. »Was ist mit Todd Hastert? Hat er jemals mit seinem Job angegeben? Hat er etwas über die Vincent-Morde ausgeplaudert, Insiderwissen weitergegeben, wovon Sie wiederum Tolan hätten erzählen können?«
»Ich sagte, Sie sollen mich loslassen!« Soren wand sich aus Blackburns Griff. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden. Wenn Hastert über ein Staatsgeheimnis Bescheid wusste, rate ich Ihnen, Ihre Anschuldigungen im County General vorzubringen. Dort hat er nämlich den größten Teil seiner Zeit verbracht.« Er unterbrach sich. »Und was Michael angeht: Was immer Sie mir noch erzählen, nichts wird mich davon überzeugen, dass er Abby etwas angetan hat. Also tun Sie mir den Gefallen, und verschwinden Sie!«
Soren drehte sich abermals um und begab sich zurück in die Bar.
Dieses Mal ließ Blackburn ihn gehen.
45
Kat Pendergast wartete. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis die Tür geöffnet wurde.
Sie wusste nicht, warum sie eigentlich hier waren. Nach der verlängerten Schicht am Vormittag war sie sofort nach Hause gefahren und hatte sich, ohne zu duschen, ins Bett gelegt. Augenblicklich sank sie in tiefen Schlaf, bis der Wecker sie aus diesem Zustand herausriss.
Sie war erst halb fertig mit Essen, als das Telefon klingelte. Der Einsatzleiter sagte, er habe nicht genug Leute, Hogan und sie müssten ihre Schicht früher beginnen. Noch eine lange Nacht!
Als Hogan und sie sich zum Dienst meldeten, erhielten sie die Information, Dr. Michael Tolan sei verschwunden. Sie sollten das Haus seiner Freundin überprüfen, ein zweistöckiges Strandhaus in Baycliff.
Kat wusste nicht viel über Tolan, doch sie hatte erfahren, dass Frank Blackburn die Fahndung eingeleitet hatte. Diese Information reichte ihr. Im Gegensatz zu ihren Kollegen – ach was, eigentlich der ganzen Spezialeinheit – mochte sie Frank. Sie hatte bemerkt, dass er jedes Mal, nachdem sie sich verabschiedet hatten, auf ihren Hintern starrte, doch das störte sie nicht. Schließlich hatte sie eine Menge Zeit investiert, ihn zu einem sehenswerten Anblick zu machen. Und wenn das niemand zu schätzen gewusst hätte, wäre die ganze Mühe umsonst gewesen.
Außerdem war Franks Hintern auch nicht schlecht. Sie hätte es natürlich niemals laut gesagt, doch mehr als einmal hatte sie sich ausgemalt, wie es wäre, dort mal richtig hinzulangen, während er mit seinen großen schönen Händen tat, was immer ihm beliebte.
Seit über einem Monat umkreisten sie sich nun, und mit jedem Schritt wurde der Kreis ein wenig enger. Früher oder später würde es zur direkten Kollision kommen, und dem sah Kat mit Vergnügen
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