Parasit
Nicht weit hinter ihr. Sie wagte es nicht, sich umzusehen.
Schwache weiße Wolken strömten aus dem Auspuff des Streifenwagens.
Mit einem Fuß war sie auf dem Bürgersteig. Mit dem anderen auf dem Grasstreifen dahinter. Sie sprang vom Bordstein herunter und rannte um den Wagen herum. Roland sprang mit dem Bauch zuerst auf die Motorhaube und rutschte darüber. Seine Zähne waren gebleckt, seine verletzte Hand griff nach ihr, die andere hielt das Messer. Alison wich der grabschenden Hand aus. Die beiden Fingerstummel streiften ihren Bauch. Sie stolperte nach hinten und klammerte sich an den Griff der Fahrertür.
Sie riss die Tür auf, sprang hinein und schlug sie zu, während Roland noch über die Motorhaube robbte. Das Fenster war offen. Sie begann es hochzukurbeln. Roland stolperte auf sie zu. Das Fenster schob sich höher. Er stach zu. Die Klinge traf auf das Glas und glitt mit einem knirschenden Geräusch daran herunter, wie Kreide auf einer Schiefertafel.
Alison löste die Handbremse.
Roland öffnete die Tür.
Alison schrie auf: »Nein!« Wie konnte sie nur vergessen, sie zu verriegeln?
Sie stieß das Automatikgetriebe in die D-Position und trat das Gaspedal bis zum Boden durch.
Der Wagen machte einen Sprung nach vorn.
Roland schrie.
Die Tür schlug zu.
Alison lenkte vom Bordstein weg, um einem geparkten VW auszuweichen.
Sie sah ihn den Seitenspiegel.
Roland lag ausgestreckt auf der Straße, einen halben Block hinter ihr.
31
Jake kam in die Eingangshalle der Polizeistation, nickte Martha grüßend zu, die ihm mit finsterer Miene entgegensah und wandte sich dem Mädchen zu.
Sie saß auf einem der Plastikstühle, die vorne im Warteraum standen. Der Stuhl war wohl hereingebracht worden, damit sie nicht allein warten musste. Sie hatte einen Plastikbecher mit Kaffee in der Hand. Sie trug Marthas alte braune Strickjacke über einem blauen Nachthemd. Sie sah von ihrem Kaffee auf, als Jake auf sie zukam.
»Ich bin Jake Corey. Ich bin für den Fall verantwortlich.«
Sie nickte.
»Würden Sie bitte mitkommen?«
Sie blickte Martha an, die ihr zustimmend zunickte. Dann stand sie auf.
Jake hielt ihr die Tür auf. Sie ging wie betäubt, und starrte in ihren Kaffee, als sei sie besorgt, sie könne etwas verschütten. Obwohl sie ungefähr zwanzig sein musste, sah sie sie aus wie ein verletztes und verängstigtes kleines Mädchen.
Jake zog die Tür zu und trat neben sie.
»Wo gehen wir hin?«
»Nur hier herein.« Er deutete auf Barneys Büro. »Wir können über die Sache hier nicht vor Martha reden.«
Sie ging neben ihm her.
»Geht es Ihnen einigermaßen?«, fragte er.
»Ja.«
Er öffnete Barneys Tür und knipste das Licht an. Die Neonlampen flackerten auf. Er folgte dem Mädchen in das Büro. »Setzen Sie sich in den Sessel des Chefs«, wies er sie an.
»Hinter den Schreibtisch?« »Der ist bequemer.«
Sie ging um den Schreibtisch herum, stellte den Kaffeebecher auf der Unterlage ab und setzte sich. Der gepolsterte Stuhl gab nach und quietschte. Sie rollte ihn nach vorne, als wolle sie Schutz hinter dem großen, massigen Schreibtisch suchen. Ihre Hände umklammerten den Plastikbecher.
Jake saß auf einem Klappstuhl ihr gegenüber. »Sie sind Alison?«
»Ja, Alison Sanders.«
»Doktor Teal hat mir erzählt, was Sie getan haben. Sie sind eine sehr mutige junge Dame.«
»Geht es ihm gut?«
»Er ist in Ordnung. Natürlich ist er sehr aufgebracht.«
»Der Polizist, ist er tot?«
»Ja.«
»Es tut mir Leid.«
»Mir auch«, murmelte Jake.
»Sie haben ihn nicht erwischt, oder?« Trotz der Betonung war es keine Frage.
»Noch nicht. Aber wir werden.«
»Es war Roland«, sagte sie tonlos. »Ich weiß nicht, wie er mit Nachnamen heißt, aber er wohnt auf dem Campus, Zimmer 240 in der Baxter Hall.«
Jake nahm einen Notizblock aus seiner Hemdtasche. Er kritzelte schnell den Namen und die Zimmernummer. »War er ein Freund von Ihnen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn nur ein paar Mal gesehen. Er ist im ersten Semester.«
»Haben Sie irgendeine Idee, warum er ... warum er das getan haben könnte?«
»Ich weiß nicht.« Alison rieb sich die Stirn. »Er könnte etwas damit zu tun haben ... sein Mitbewohner ist gestern mit Celia ausgegangen. Celia Jamerson. Sie wohnte zusammen mit...«
»Celia Jamerson?«, fragte Jake überrascht. Er dachte an das schlanke Mädchen auf der Straße, aufgeschürft und mit
Prellungen, die ihren ausgekugelten Arm umklammerte. »Hatte sie Donnerstag einen Unfall,
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