Parasit
Kopfstützen gelehnt. In dieser Haltung hatte Jake keine Möglichkeit, seinen Rücken zu kontrollieren.
Die Scheinwerfer ließen die untere Hälfte des Wageninneren im Dunkeln. Wenn das Wesen sich auf den Sitzen oder auf dem Boden befand, konnte Jake es nicht sehen.
Es gab nur eine Möglichkeit, zu überprüfen, ob es immer noch auf Rolands Rücken saß: Die Tür öffnen, ihn nach vorn zerren und nachsehen.
Nein.
Niemals.
Jake verstaute die Pistole. Er behielt Roland im Auge, während er zu seinem Wagen zurückging, einstieg und eine Streichholschachtel aus dem Handschuhfach nahm. Dann stieg er wieder aus, ging zum Kofferraum und nahm den Benzinkanister heraus.
Er schüttete Benzin auf den Straßenrand neben den VW, auf die Straße dahinter, an der Fahrerseite vorbei, vor dem Wagen her, bis er wieder zum Straßenrand kam, in einem geschlossenen Kreis. Dann übergoss er den Wagen, tränkte ihn mit der stechenden Flüssigkeit, die in kleinen Rinnsalen zu dem Kreis darum herum lief. Schließlich bückte er sich und spritzte Benzin in den Raum unter dem Wagen.
Er hörte auf, als der Kanister fast leer war. Er wollte einen Rest Benzin als Reserve behalten. Er verschloss den Kanister. Dann sprang er aus dem Benzinkreis heraus. Er setzte den
Kanister hinter sich ab, bückte sich, riss ein Streichholz an und warf es in die Benzinlache.
Eine niedrige, bläuliche Flamme mit gelben und orange-nen Rändern züngelte in beide Richtungen davon. Sie fand Verbindungslinien und raste auf das Auto zu.
Jake nahm den Kanister und ging ein paar Schritte zurück. Als er auf der anderen Straßenseite angekommen war, stand das Auto lichterloh in Flammen. Er konnte die Hitze auf seiner Kleidung und seinem Gesicht fühlen. Das Feuer erleuchtete die Nacht, schimmerte auf den Blättern der angrenzenden Bäume, glühte von den Wänden und Fenstern der umstehenden Häuser zurück und spiegelte sich auf der Motorhaube und der Windschutzscheibe seines Wagens.
Ein Wagen, der hinter dem VW parkte, stand hoffentlich weit genug weg.
Er fragte sich, ob er seinen eigenen Wagen weiter wegfahren sollte. Oder selbst weiter weggehen.
Zischende, knisternde Geräusche kamen aus dem Feuer. Dann ein scharfes Knacken, bei dem Jake zusammenzuckte. Er hörte Glas auf dem Asphalt bersten.
»Gott«, stöhnte er.
Er rannte vorwärts, bis die Feuerwand ihn aufhielt. Er beschirmte die Augen und starrte auf den großen, keilförmigen Spalt in der Windschutzscheibe.
Es kam nichts heraus.
Während er zusah, verzehrten die Flammen Roland. Sie krochen von unten hoch, liefen über sein Gesicht und entzündeten sein Haar. Jake würgte, als das Gesicht verbrutzelte und verkohlte. Dann wurde der schreckliche Anblick durch dichten Rauch verdeckt.
Jake hörte entfernte Rufe: »Feuer!«
Auch die anderen Fenster barsten jetzt.
Er rannte mit erhobener Machete um den Wagen herum und starrte durch den Rauch auf die offenen Fenster. Qualm strömte heraus, aber nichts anderes.
Noch nicht.
Der Benzintank des Wagens explodiert mit einem gedämpften Knall. Jake stolperte nach hinten, als die Hitzewelle über ihn hinwegbrandete. Ein Glassplitter flog an seiner Wange vorbei. Ein anderer durchbohrte sein Bein. Er zog ihn heraus. Der Wagen zitterte immer noch nach der Explosion.
Jetzt war es ein Inferno.
Das Mistviech ist gebraten, dachte Jake. Verbrutzelt. Erledigt.
Erst jetzt bemerkte er ein paar Leute, die von der anderen Straßenseite zusahen. Er drehte sich um. Auf dem Rasen vor dem Mietshaus standen auch Leute. Er ging einen Schritt auf zwei junge Männer zu, wahrscheinlich Studenten. Der eine trug einen Bademantel, der andere nur Boxershorts. Beide wichen vor ihm zurück. Ist ja auch kein Wunder, dachte Jake. Ich trage keine Uniform, dafür habe ich die Machete in der Hand.
»Ich bin von der Polizei«, rief er ihnen zu. »Einer von euch sollte die Feuerwehr anrufen.«
»Ich habe schon angerufen«, sagte eine Brünette im Pyjama. »Ich hoffe, da ist keiner in dem Wagen.«
»Niemand, der noch lebt«, sagte Jake.
»Wie ist das passiert?«, fragte der Mann in den Boxershorts.
Jake schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich um. Das Feuer loderte weiter. Ein paar der Zuschauer von der anderen Straßenseite schoben sich näher heran, um besser sehen zu können.
Als Jake auf die Straße lief, wichen einige vor ihm zurück und ein junges Paar drehte sich auf dem Absatz um und rannte davon. Die Frau schrie. Offenbar hatten sie nicht mitbekommen, dass er zur Polizei
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