Parasit

rannte nach Hause und holte sich eine Schaufel, weil er dachte, er hätte einen verborgenen Schatz entdeckt. Er grub ein bisschen, und rannte dann wieder nach Hause - diesmal schreiend.«
    »Der dürfte den Schreck seines Lebens bekommen haben.«
    »Und jetzt kommt der interessante Teil: Die Leiche war angefressen. Ein großer Teil der Haut war abgezogen worden, ein Teil des Muskelgewebes angekaut...« Die Zigarre in Steves Händen zitterte. »Sie hatte Bissspuren überall am Körper. Einige waren gerade tief genug, um die Haut zu ritzen, andere hatten ganze Stücke aus ihr herausgerissen. Ihr Leib war aufgeschlitzt worden. Das Herz war herausgerissen und teilweise gegessen. Ihr Kopf... sie war skalpiert... Der Schädel war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen worden, möglicherweise mit einem Stein. Das Gehirn fehlte.«
    »Gottverdammter Mist«, fluchte Barney.
    »Willis hatte so etwas noch nie gesehen. Ich glaube, er hat mich vor allem deswegen angerufen, weil er moralische Unterstützung brauchte und nicht unbedingt meine professionelle Meinung. Auf jeden Fall deuten die Bissspuren und die Speichelproben, die wir genommen haben, auf einen menschlichen Täter hin.«
    »Du willst also sagen, sie war ein Opfer von diesem Ding.«
    »Von jemandem, der als Wirt für dieses Ding fungierte.«
    »Wann ist die Frau ermordet worden?«, fragte Jake.
    »Mittwoch, gegen Mitternacht. Willis war in der Lage, anhand ihres Mageninhaltes den Todeszeitpunkt ziemlich genau zu bestimmen. Sie war gesehen worden, als sie um acht in einer Pizzeria in der Stadt gegessen hatte. Und so, wie die Pizza verdaut war ...«
    Barney klopfte mit der Rückseite seiner Hand gegen die Hüfte der Leiche, die vor ihm lag. »Wo war Ronald Smeltzer also Mittwochnacht?«
    »Ich glaube nicht, dass es Smeltzer gewesen ist«, sagte Jake. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. »Der Lieferwagen, der, der versucht hat, Celia Jamerson zu überfahren, kam aus der Richtung von Marlowe. Am Donnerstagnachmittag. Irgendwer, oder irgendwas, ist lebend aus dem Wagen herausgekommen. Da war Blut auf der Straße hinter der Hecktür. Ich bin den Spuren bis in ein Feld gefolgt, konnte aber nicht ...« Er schüttelte den Kopf. »Der Unfall war nur ein paar hundert Meter vom Oakwood Restaurant entfernt. Nehmen wir einmal an, das, was ich verfolgt habe, war dieses Schlangen-Dings, und es hat seinen Weg in das Restaurant gefunden und ist in der Nacht in Smeltzer eingedrungen?« Jake wandte sich an Steve. »Hast du den Unbekannten aus dem Lieferwagen auch hier?«
    »Hier entlang.«
    Sie folgten Steve aus dem Autopsieraum heraus, den Korridor entlang und in einen Raum mit einem Dutzend Tiefkühlfächern. Er konsultierte die Schilder an den Fächern, dann ließ er eines aufgleiten. Der Körper, der ihnen entgegenrollte, war mit einem Laken bedeckt. Jake war dankbar für den Gestank von Steves Zigarre, obwohl auch der nicht ausreichte, um den Geruch von verbranntem Fleisch und verschmorten Haaren ganz zu übertünchen.
    »Wenn ihr es vorzieht, nicht hinzusehen ...« bemerkte Steve taktvoll, »ich glaube, ich weiß jetzt, wonach ich suchen muss.«
    Jake, der den verkohlten Leichnam gesehen hatte, als der noch aus der Windschutzscheibe heraushing, war nicht scharf auf eine nähere Bekanntschaft. Aber er wollte vor Barney auch nicht zimperlich erscheinen, daher sagte er nichts.
    »Sehen wir ihn uns an«, sagte Barney.
    Steve schlug das Laken zurück. Jake starrte auf die Kante des Aluminiumschubfachs. Obwohl er die Leiche nicht direkt fixierte, sah er sie doch. Es war ein schwarzes Ding, das vage menschliche Formen besaß.
    »Ich werde ihn umdrehen müssen«, sagte Steve.
    »Schaffst du das allein?«, fragte Barney. Er schien nicht sonderlich erpicht darauf, zu helfen.
    »Kein Problem.«
    Jake hob seinen Blick auf Steve und sah, dass er Einmalhandschuhe trug. Steve beugte sich über den Körper. Jake hörte papierähnliches Rascheln. Und er hörte sich selbst stöhnen.
    »Der Kerl ist ja richtig angegammelt«, meinte Barney. »Der knirscht ja schon.«
    Steve grinste starr mit der Zigarre zwischen den Zähnen. Hebend und ziehend wuchtete er den schwarzen Klumpen auf den Bauch. Als er damit fertig war, sah das Vorderteil seines weißen Kittels aus, als sei es mit Holzkohle eingerieben worden.
    »Jake, du hattest recht.«
    Jakes Augen folgten Steves weisendem Finger zu den grauen Knorpeln der Wirbelsäule, die vom Halsansatz der Leiche bis zur Mitte des Rückens freigelegt waren.
    »Es