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Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Geld.»
«Nein», sagte sie. «Aber . . .»
    Ich wußte, wie hart ich gewesen war und wie schlimm es gewesen war. Der, der seine Arbeit tut und Genugtuung darin findet, ist es nicht, der unter der Armut leidet. Für mich waren Badewannen und Duschen und Klosetts mit Wasserspülung Dinge, die Leute hatten, die tief unter uns standen oder die man genoß, wenn man auf Reisen war, wie wir's oft waren. Es gab schließlich die öffentliche Badeanstalt am Ende der Straße, unten am Fluß.
    Meine Frau hatte sich nicht ein einziges Mal über diese Dinge beschwert, ebensowenig, wie sie weinte, als ›Chèvre d'Or‹ stürzte. Sie hatte wegen des Pferdes geweint, erinnerte ich mich, aber nicht wegen des Geldes. Ich war starrköpfig gewesen, als sie eine graue Lammfelljacke brauchte, und ich fand sie wunderbar, nachdem sie sie gekauft hatte. Ich war auch bei anderen Sachen blöd gewesen. Es war alles ein Teil des Kampfes gegen die Armut, den man niemals gewinnt - außer wenn man nichts ausgibt. Besonders, wenn man an Stelle von Kleidungsstücken Bilder kauft.
    Aber wir hielten uns eben niemals für arm. Wir wollten es nicht wahrhaben. Wir hielten uns für sehr erhaben, andere Leute, auf die wir herabsahen und denen wir mit Recht mißtrauten, mochten reich sein. Ich fand es niemals seltsam, Trikots als Unterwäsche zu tragen, um warm zu bleiben. So etwas war nur für die Reichen merkwürdig. Wir aßen gut und billig und tranken gut und billig und schliefen gut und warm zusammen und hatten uns lieb.
    «Ich finde, wir sollten gehen», sagte meine Frau. «Wir sind so ewig lange nicht draußen gewesen. Wir nehmen Essen und Wein mit. Ich mache uns gute belegte Brote.»
    «Wir fahren mit dem Zug, auf die Art ist es billig. Aber laß uns nicht fahren, wenn du meinst, daß wir nicht sollten. Wir werden uns heute amüsieren, was wir auch tun. Es ist ein wunderbarer Tag.» «Ich finde, wir sollten fahren.»
    «Du möchtest es nicht lieber für etwas anderes ausgeben?»
    «Nein», sagte sie arrogant. Sie hatte die wunderschönen hohen, zur Arroganz passenden Backenknochen. «Wer sind wir denn?»
    So fuhren wir also mit dem Zug von der Gare du Nord durch den schmutzigsten und traurigsten Teil der Stadt und gingen vom Nebengleis zu der Oase der Rennbahn. Es war früh, und wir saßen auf meinem Regenmantel an dem frisch geschnittenen Rasenhang und aßen unser Lunch und tranken aus der Weinflasche und sahen zu der alten Tribüne hinüber, den braunen, hölzernen Wettbuden, dem Grün der Innenbahn, dem dunkleren Grün der Hürden und dem braunen Schimmer der Wassergräben und zu den geweißten Steinwällen und weißen Pfosten und Gattern, dem Sattelplatz unter den frischbelaubten Bäumen und den ersten Pferden, die zum Sattelplatz geführt wurden. Wir tranken unseren Wein und studierten ihre Form in der Zeitung, und Hadley legte sich auf den Regenmantel, um zu schlafen - mit der Sonne im Gesicht. Ich ging hinüber und fand jemanden, den ich von früher aus San Siro in Mailand kannte. Er gab mir zwei Tips.
    «Passen Sie auf, die sind keine Kapitalanlage, aber lassen Sie sich nicht von den Quoten abschrecken.»
    Wir gewannen beim ersten mit der Hälfte des Geldes, das wir ausgeben konnten, und es gab zwölf zu eins. Unser Pferd sprang wunderbar, setzte sich an der gegenüberliegenden Seite der Bahn an die Spitze und siegte mit vier Längen. Wir legten die Hälfte des Geldes zurück und setzten die andere Hälfte auf das zweite Pferd, das hervorschoß, die ganze Strecke über die Hindernisse führte und auf der Flachen gerade bis zur Ziellinie durchhielt, und der Favorit holte bei jedem Sprung auf, und die beiden Peitschen droschen drauflos.
    Wir gingen und tranken ein Glas Champagner an der Bar unter der Tribüne und warteten darauf, daß die Quoten aufgezogen würden. «Mein Gott, so ein Rennen nimmt einen furchtbar mit», sagte meine Frau. «Hast du gesehen, wie das Pferd hinter ihm aufholte?» «Ich kann's immer noch in mir fühlen.» «Was wird es bringen?»
    «Die cote war achtzehn zu eins. Aber vielleicht hat man noch zum Schluß darauf gesetzt.»
    Die Pferde kamen vorbei, unseres naß, mit weit geblähten, nach Luft schnappenden Nüstern. Der Jockey tätschelte es. «Das arme Tier», sagte meine Frau. «Wir wetten nur.»
    Wir beobachteten, wie sie vorbeikamen, und tranken noch ein Glas Champagner, und dann kam die Gewinnquote hoch: 85. Das hieß, daß es fünfundachtzig Francs für zehn gab.
    «Die müssen zum Schluß noch eine Masse Geld

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