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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Mylady Markbys zu entrinnen, in Wahrheit aber, weil ich Skrupel hatte, mich wieder den Zaubertränken meiner |283| englischen Circe zu ergeben, nachdem ich zu Angelina zurückgefunden hatte.
    »Gott sei Dank, Siorac!« sagte er. »Euch schickt der Himmel! Mich plagt heute mein Bein, daß ich nicht gehen und nicht zu Pferd steigen kann. Und ohne Eure Kutsche, mein lieber Siorac, käme ich nie bis Mittag ins Kloster Saint-Antoine-des-Champs.«
    »Sankt Grises Bauch!« sagte ich lachend, »wollt Ihr Eure Andacht verrichten?«
    »Wie?« fragte er, »Ihr wißt es noch nicht? Paris schickt seinen Bischof, Kardinal Gondi, und Pierre d’Epinac, den Erzbischof von Lyon, um mit uns zu verhandeln.«
    »Daß ich nicht lache!« sagte ich. »Zwei Prälaten! Laufen sie nicht Gefahr, exkommuniziert zu werden, wenn sie sich mit einem Exkommunizierten einlassen, der obendrein ein Rückfälliger ist?«
    »Legat Cajetan hat ihnen Dispens erteilt.«
    »Dispens!« sagte ich, »welch ein Wunder! Wer Gesetze aufstellt, weiß auch, wie er sie umgeht. Und wer hat das Kloster Saint-Antoine ausgewählt?«
    »Der König«, sagte Rosny lächelnd.
    »Um dem Treffen Weihe zu geben?«
    »Kann sein, kann aber auch sein, um seinen Adel zu versammeln und den Prälaten zu zeigen, wie viele katholische Edelleute an seiner Seite kämpfen.«
    »Baron«, sagte ich, »fahrt Ihr allein in meiner Kutsche, oder darf ich, wenngleich nicht von Stand, Euch dorthin begleiten?«
    »Darf ich, Siorac, Euch des hohen Vergnügens berauben, die beiden listigen Kater im Abtausch mit dem gewieften Béarnaiser zu sehen? Ich nehme Euch mit als meinen Sekretär. Aber zieht Euren großen Hut schön tief in die Stirn: Ihr habt allzu beredte Augen.«
    Wir waren von königlicher Seite die ersten vorm Kloster Saint-Antoine-des-Champs. Von weitem erblickten wir die prächtig gewandeten Prälaten, den einen in seiner Purpurrobe, den anderen in Violett, und von mehreren Geistlichen begleitet, aber ohne Bewaffnete und Hauptleute. Rosny machte ihnen aus der Ferne eine tiefe Verbeugung, dann schlenderten wir, er vorweg, ich demütig hinterher, auf der anderen Seite des Klosters hin und her, das sehr schön war und sehr groß und mit seinen vier Flügeln einen Kreuzgang und einen großen gepflasterten |284| Hof umschloß. Der aber erschien plötzlich viel zu klein, als er Schlag Mittag, nicht ohne einigen Lärm, vom königlichen Gefolge besetzt wurde, das ein gutes Tausend Edelleute umfaßte, alle mit dem Degen zur Seite und im Panzer, einzig der König, welcher der Menge vorausschritt, kam im bloßen Wams, für das er sich diesmal in Unkosten gestürzt haben mußte, denn es sah ziemlich neu aus und war mit seiner goldbraunen Farbe nicht ganz aus der Mode.
    Bei seiner Ankunft verneigten sich beide Prälaten tief, doch ohne ins Knie zu fallen und ohne Handkuß, was vermutlich besagen sollte, daß sie ihn nicht als König von Frankreich anerkannten. Henri ließ sich deshalb nicht die geringste Verstimmung anmerken, zog gutmütig seinen Hut und hieß sie mit munterer Stimme willkommen, worauf er sie bat, ihm den Gegenstand ihrer Gesandtschaft zu nennen. In diesem Moment wurde er von seinem Gefolge ein wenig bedrängt, denn die Edelleute schubsten einander, um in die erste Reihe vorzurücken aus Neugier, zu hören und zu sehen, was geschah.
    »Herr Kardinal«, sagte Henri lächelnd, »möge es Euch nicht verwundern, daß ich von meinen Edelleuten so umdrängt werde. Noch viel mehr drängen sie mich zum Kampf.«
    Worauf die Gepanzerten das Lob ihrer Tapferkeit, wenn ich mich ohne Respektlosigkeit so ausdrücken darf, mit dem Wonneknurren von Hunden bekräftigten, die man gleich von der Leine läßt. Und was mich anging, der ich dicht neben Rosny stand, um, wie befohlen, Notizen dieses Treffens festzuhalten, so konnte ich Henris Augen vor Genugtuung blitzen sehen.
    »Meine Herren«, fuhr er in aufgeräumtem Ton fort, »was wollt Ihr von mir?«
    »Sire«, sagte Kardinal von Gondi, der als einziger in dieser Unterredung das Wort ergriff, weil die Purpurrobe Vorrang vor der violetten hatte (was nicht hieß, daß der gerissene und mit allen Wassern gewaschene Erzbischof von Lyon nicht wesentlich über Form, Gegenstand und Manier dieses Treffens mit entschieden hatte), »eine Versammlung der Pariser Notabeln hat uns zu Euch entsandt, um den großen Übeln abzuhelfen, welche das schwer geprüfte Reich derzeit heimsuchen.«
    Henris Brauen zuckten leicht in die Höhe wie zum Zeichen, daß nicht er,

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