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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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»Hauptmann« Tronson für gewöhnlich am Donnerstag an der Porte Saint-Denis Wache hatte, war er an diesem Abend nicht da, und ich wurde von einem eifrigen Leutnant durchsucht, der indessen nichts fand, weil ich den Brief von Saint-Luc und den königlichen Paß in meine Handschuhe eingenäht hatte.
    Am nächsten Tag besuchte ich besagten Tronson und fragte ihn, ob er mir ein vertrauliches Treffen mit Monsieur de Brissac arrangieren könne, ich hätte Neuigkeiten für ihn von Monsieur de Saint-Luc betreffs einer Erbschaft.
    »Nichts einfacher als das«, sagte Tronson. »Die ›Sechzehn‹ haben das Ohr von Monsieur de Brissac, und wenn ich auch nicht mehr ganz für die ›Sechzehn‹ bin, genügen doch ein paar Zeilen von ihnen, damit Brissac Euch empfängt.«
    »Wann?«
    »Morgen, Schlag Mittag, es kostet Euch nur zehn Ecus.«
    »Hauptmann«, sagte ich lachend, »Ihr macht wohl nie etwas umsonst?«
    »Gevatter«, meinte Tronson bedächtig, »da ich nicht auf den Kopf gefallen bin, habe ich mancherlei beobachtet. Ihr geht. Ihr kommt. Ihr verkauft Tuche. Ihr verkauft Weizen. Ihr werdet bei Madame de Nemours vorgelassen. Der Sohn gab Euch einen Paß. Navarra auch. Und jetzt seid Ihr wieder in der Stadt, aber Ihr bittet nicht Madame de Nemours, Euch mit Brissac zusammenzubringen, was ein leichtes wäre. Ihr fragt mich. Daraus schließe ich, daß die Dame Euch vielleicht Fragen stellen würde, die ich nicht stelle. Meine Diskretion ist also wohl zehn Ecus wert.«
    »Hauptmann«, sagte ich, »Euer Scharfsinn ist bewundernswert. Öffnet Euren Beutel, auf daß fünf Ecus drinnen klingeln; der Rest folgt, sowie ich Brissacs Schwelle übertreten habe.«
    »Dies Klingeln liebe ich«, sagte Tronson.
    Und wirklich, früh am nächsten Morgen schickte er einen Laufjungen, der mir meldete, Brissac empfange mich um zwölf Uhr in seinem Haus, und er, Tronson, werde mich hinbegleiten. Und weil bis dahin noch viel Zeit blieb, vertrieb ich sie mir, indem ich meinen guten L’Etoile besuchte, der mir, kaum daß ich eingetreten war, um den Hals fiel und endlose Fragen über den König stellte. Sowie jedoch die Haustür hinter Madame de L’Etoile ins Schloß fiel, erkundigte er sich nach Lisette.
    |430| »Es geht ihr sehr gut«, sagte ich, »doch denkt sie oft an Euch und spricht von Euch mit aller Liebe.«
    »Aller Liebe«, sagte L’Etoile, »ist vielleicht das falsche Wort. Ich fand die Kleine interessant. Dennoch, könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich mich bisweilen nach der Belagerungszeit zurücksehne? Vor allem«, beeilte er sich, mit Tugendmiene hinzuzusetzen, »weil ich Madame de L’Etoile aufs Land geschickt hatte und mir keine Sorgen um sie zu machen brauchte.«
    »Wer weiß«, sagte ich lächelnd, »ob die Belagerung nicht bald wiederkehrt, schließlich geht der Krieg nun weiter.«
    »Nein, nein!« sagte L’Etoile. »Die Frucht ist reif. Das hat die Bekehrung des Königs bewirkt. Sie kann ihm jeden Augenblick vom Baum in den Mund fallen.«
    »Was!« sagte ich, »sogar mit einem Erzligisten wie Brissac als Gouverneur?«
    »Wenn Brissac Erzligist ist«, rief L’Etoile und hob die Hände, »dann bin ich Erzbischof! Nein, mein lieber Freund, Brissac ist einzig von der Partei Brissac und weiß immer, auf welcher Seite sein Brot am dicksten gebuttert wird.«
    »Zum Beispiel?«
    »Da gibt es viele. Nur eins. Im Dezember ’91 hält Brissac für Mayenne mit guten Truppen Falaise. Navarra kommt und fordert ihn zur Kapitulation auf.
    ›Ich habe an Pfingsten gelobt‹, sagt Brissac fromm, ›niemals zu kapitulieren.‹
    Da fährt Navarra seine Kanonen auf. Brissac schickt Unterhändler zu den Belagerern. Um seine Haut zu retten, liefert er die Stadt aus, und sie wird geplündert.«
    »Ist er ein Hasenfuß?«
    »Ich würde sagen, daß er Leben und Zukunft nicht riskiert, wenn es auch anders geht. Die Geschichte von Falaise hinderte Mayenne übrigens nicht, Brissac vier Jahre später zum Marschall von Frankreich zu ernennen.«
    »Legt er großen Wert auf den Titel?«
    »Gewaltigen. Zumal er nie gekämpft hat.«
    »Ist er bei den ›Sechzehn‹ gut angesehen?«
    »Sehr gut. Sie danken es ihm, daß er Mayenne vorgeworfen hat, die Mörder von Gerichtspräsident Brisson hingerichtet zu haben. Allerdings tat er dies erst, nachdem sie hingerichtet waren und er sicher war, nicht mehr erhört zu werden.«
    |431| »Der Heuchler! Wie ist er beim Hohen Gericht angesehen?«
    »Sehr gut! Er versichert den Herren tagtäglich, daß sie unter ihm als

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