Paris ist eine Messe wert
beschuht ihre zierlichen Füße, kurz, alle bereiten eifrig die Waffen, mit welchen Sie sogleich unsere schwachen Herzen befeuern werden – und Sie vermögen sich wahrscheinlich nicht vorzustellen, daß ein großer Heerführer, der seinem König entgegenzieht, mit Ihnen in Toilettenkünsten und Koketterie wetteifern könnte. Doch sehen Sie selbst!
An der Spitze des Zuges gingen die zwei schönsten und größten Pferde Rosnys, herrlich gezäumt und an der Leine geführt von zwei Stallknechten. Dann kamen zwei Pagen, hübsche Bürschchen auf hohen Rössern, deren eines, ein stämmiger Grauer, an Bug und Flanke einen Schmarren aufwies, der von demselben Lanzenstoß herrührte, der Rosnys Wade zerschnitten hatte. Der erste Page trug den an mehreren Stellen zerbeulten Panzer besagten Rosnys und schwang in der Rechten Mayennes weiße Standarte. Der zweite trug des Helden Helm auf einem zerbrochenen Lanzenschaft, denn auf den Kopf setzen konnte er ihn nicht, weil das Eisen zerborsten und eingedrückt war.
|175| Auf die beiden Pagen folgte der Kammerdiener in Rosnys vom Kampf zerfetzten Kasack, und in der Rechten hielt er ein sorglich geschnürtes Bündel aus abgebrochenen Stoßdegen, verbogenen Pistolen und zerlumpten Feldzeichen des Hauptmanns.
Es folgte Maignan mit verbundenem Kopf, einen Arm in der Binde. Auf Maignan ich, mit ebenfalls verbundenem Kopf, denn natürlich durfte ich in dieser schönen Inszenierung nicht fehlen, und nach mir, hören und staunen Sie! Auf der Trage, von vier bärenstarken Arkebusieren geschleppt, lag der Baron von Rosny, das Haupt durch ein Polster erhöht, damit er sehen konnte, wer ihn sah. Und er bestand aus nichts wie Verbänden, zumindest an den sichtbaren Teilen, das heißt Armen und Kopf, denn das übrige wurde von einem Tuch bedeckt, auf welchem die schwarzsamtenen Kasacks mit den silbernen Lothringer Kreuzen sowie die Helme seiner Gefangenen ausgebreitet lagen. Besagte Gefangene, die Herren de Sigogne, de Chanteloup und d’Aufreville, folgten dicht hinter der Trage des Helden wie Vercingetorix dem Triumphwagen Cäsars auf dem Marsch zum Kapitol, doch nicht wie jener zu Fuß und mit gefesselten Händen, sondern vielmehr ehrenvoll auf Reittieren und sehr gut gehalten, gepflegt und ernährt, sie sollten ja Lösegeld bringen.
Unsere Höflinge werden vielleicht meinen, daß es kaum der Mühe lohne, den Schluß dieses Zuges zu beschreiben, denn den bildeten nur eine Kompanie Fußvolk und zwei Kompanien berittener Arkebusiere, das arme Schlachtvieh, das vor der Schwadron Seiner Majestät in den Kampf geworfen wurde und das auf dem Schlachtfeld die Hälfte seiner Bestände eingebüßt hatte. Ich aber stelle mir vor, daß ihre Schatten in diesem Zuge unsichtbar zugegen waren, um auch ihrerseits voll Rührung dem Triumph ihres Hauptmanns beizuwohnen. Was die Überlebenden anlangte, die ihre gefallenen Kameraden beweinten, so tröstete Rosny sie damit, daß sie zwar »an Zahl stark vermindert« seien, dafür aber »überaus erhöht an Ruhm«.
Was freilich mich angeht, der ich mir gern über alles meine Gedanken mache, so sagte ich mir, als ich meinen Rosny diese Worte sprechen hörte, daß der Ruhm, mit welchem man die toten Soldaten ziert, doch nur den lebenden dient, und zwar hauptsächlich ihren Chefs.
|176| Besagtem Chef, der seinen eigenen Triumphzug so schön arrangiert hatte, wurden in dem Marktflecken endlose Ovationen seiner Untertanen zuteil. Und das beste – als endlich der König kam, war Seine Majestät so gütig, vom Pferd zu steigen, den Helden abzuküssen und vor versammeltem Hof mit wunderbaren Lobreden zu preisen, denn seine Krieger pflegte er mit Komplimenten ebenso zu überschütten wie andere die Damen, nämlich, um mich selbst zu zitieren, nicht mit dem Löffel, sondern mit der Kelle.
Als aber Rosny, sowie er aufstehen konnte, den König um das Gouvernement von Mantes anging, erhielt er eine Abfuhr, denn beim Machtantritt hatte Seine Majestät versprochen, freigewordene katholische Gouvernate von ligistischen Städten nur an Royalisten derselben Religion zu vergeben. Diese Verfügung kannte Rosny durchaus, weil er sich aber geschmeichelt hatte, daß der König für ihn eine Ausnahme machen werde, war er über diese Zurückweisung höchst erzürnt und nahm in seiner Entrüstung kein Blatt vor den Mund, zieh Seine Majestät sogar des Undanks für seine langjährigen Dienste, für die geleisteten Ausgaben und das vergossene Blut.
Bei dieser Szene, die der eines
Weitere Kostenlose Bücher