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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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fielen sie nicht auf meinen Schwindel rein.
    »Schwing dich auf das Ped«, zischte ich zwischen meinen Zähnen hindurch.
    »Aber…«
    »Willst du hier rauskommen oder nicht?« Sto nickte rasch.
    »Steig auf, wenn ich’s dir sage… Warte… Jetzt!«
    Wir hechteten zur selben Zeit auf die Maschine, wundersamerweise ohne uns dabei gegenseitig umzustoßen.
    Ich gab Vollgas, und wir schossen krachend durch die Zollabsperrungen; Stos Beine flatterten hilflos hin und her wie zwei Wimpel im Wind.
    Die Höchstgeschwindigkeit des Peds betrug gerade einmal fünfundzwanzig Klicks. Zur Hölle mit dem Ding, wir hätten genauso gut absteigen und laufen können; doch Sto machte den Eindruck, als könne er nicht mehr als zwei Schritte gehen, bevor ihm seine Streichholzbeine wegknicken würden.
    Ich versuchte, möglichst viele Haken zu schlagen und nahm eine Kurve nach der anderen – bis wir in einer Sackgasse landeten.
    »Was… Was ist los mit dir? Was tust du?«, stotterte Sto, als ich anhielt.
    Wo Daac mir schon auf die Nerven ging, bescherte mir dieser Kerl eine Migräne, die sich gewaschen hatte.
    »Pass auf Sto«, sagte ich in geduldigem Tonfall, obwohl ich es sicherlich nicht so meinte, »man hat über dem Tert ein Embargo verhängt. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Die Bullen?«, fragte er nervös.
    »Schlimmer. Die Bullen und die Medien. Wir sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Und weißt du auch warum?«
    Er schluckte laut, als hätte er eine dicke Murmel im Hals.
    »Wegen mir?«
    Ich nickte. »Sie denken, du hättest Razz Retribution ermordet; aber du warst es nicht, richtig?«
    »R… Richtig.«
    »Niemand tötet einen Reporter von One World und kommt ungestraft davon. Die Medien sind in dieser Hemisphäre so etwas wie verfluchte Könige. Irgendjemand hat dich reingelegt, um dir den Mord in die Schuhe zu schieben. Wahrscheinlich waren es die Cabal.«
    »Wer sind die?«
    Ich machte mir noch nicht einmal die Mühe, etwas darauf zu antworten. Über unseren Köpfen brach plötzlich ein infernalischer Lärm los.
    Unmittelbar vor uns, auf zwölf Uhr, tauchte ein Medien-Helikopter auf und verlor rasch an Höhe: ein ›Raubvogel‹, wie man diese Dinger umgangssprachlich nannte. Dabei handelte es sich um die Abart eines Kampfhubschraubers, jedoch nur halb so groß. Raubvögel waren so wendig, dass man sie auch auf einer frisch polierten Glatze hätte landen können. Ihre Besatzung bestand normalerweise nur aus einer Person: einem Journalisten, der gleichzeitig Pilot war, und einem Mechanoiden, der die Kamera führte und im Kampfmodus auch Verhöre durchführen konnte.
    Sto war zur Salzsäule erstarrt. Wenn seine Haut noch blasser geworden wäre, hätte ich sie als Albino-Transplantat verkaufen können. Nur die vielen Sommersprossen hätten vielleicht gestört.
    Der Deal, den ich mit Io Lang geschlossen hatte, brannte mir ein Loch ins Gehirn, sodass ich nicht länger fähig war, klar zu denken. Das Einzige, was ich im Moment wollte, war, den Auftrag erledigen und Mondo die Hölle heiß zu machen, und Stolowski, Daac und dieses verdammte Embargo standen mir plötzlich dabei im Weg.
    Das ist eine einmalige Gelegenheit, Sto loszuwerden. Der Raubvogel wird ihn sich schnappen – und ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen.
    Wie ein plötzlicher Anfall von Gewissensbissen summte es in meinem Ohr. Mein Ohrstecker klingelte.
    »Komm mit. Das sieht nach Ärger aus. Wir verschwindet besser.« Ich versteckte das Ped hinter den Überresten einer Hauswand und schob Sto zur nächsten Türöffnung. Der Raubvogel hatte sicherlich schon unsere Spur aufgenommen; Muenos Zöllner hatten nach unserer Flucht sicher nicht lange gefackelt und die Medien verständigt.
    Wenn die Medien uns haben wollten, sollten sie nur kommen. Ich würde ihnen einen reichlich schmutzigen Kampf liefern.
    Ich schleifte Sto zur letzten Tür am Ende der Straße, wo sich die Häuser wie altersschwache Bodybuilder krümmten. Die Villen hatten ursprünglich nur vier Stockwerke, aber wenn man die behelfsmäßigen Mikrowellenplatten und die wespennestförmigen Schlaf-Cocoons, die sich auf den Dächern türmten, dazu zählte, dann waren die Gebäude schon ein imposanter Anblick. Ich stellte mir vor, dass die Häuser von oben betrachtet wie mutierte Bienenstöcke aussehen mussten. Vielleicht würde ich eines Tages die Stadt einmal aus dieser Perspektive sehen.
    Ich riss eine provisorisch erstellte Barrikade nieder und trat die Tür mit voller Wucht aus den

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