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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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»Bras will kein Geld. Andere töten Bras wegen Geld. Bras bleibt bei Plessis.«
    »Wie kommst du denn ohne Geld an Essen?« Das war eine reichlich blöde Frage, wenn ich bedachte, was ich bisher von ihrem Leben gesehen hatte, doch manche Dinge musste man einfach fragen.
    »Bras isst Essen unten.«
    »Essen unten?«
    Sie suchte nach einem Weg, es mir verständlich zu machen. Dann schob sie ihre Füße unter die kleinen Müllhaufen auf ihrem Boden und durchsuchte sie gekonnt. »Essen unten. Übrig, wenn Muenos fertig sind.«
    »Müll«, sagte ich langsam. »Du suchst nach Essensresten in dem Müll, den die Muenos wegwerfen?«
    Sie schien entrüstet. »Kein Müll. Gutes Essen. Nur unten essen.«
    »Ist ja gut, kein Widerspruch.« Dann kam mir plötzlich ein Gedanke. »Fließt in deinen Adern Mueno-Blut?«
    Sie lächelte bitter. »Nicht Mueno.« Bei ihrem nächsten Gedanken hellte sich ihre Miene wieder auf. »Bras weiß, wer Parrish ist. Parrish ist Oya.«
    Oya? Man hatte mich schon einiges genannt, aber Oya…
    »Bras, ich muss jetzt den Rothaarigen finden. Dringend. Kannst du mir helfen?«
    Sie lächelte und winkte mich mit einem Fuß nach draußen.
    ***
    Bras bewegte sich geschickt durch die Dunkelheit, noch dazu mit einer Energie, die mich überraschte. Halb verhungert und behindert bewegte sie sich schneller als ich, akzeptierte ihr Leben, bewegte sich vorwärts, überlebte. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, ihr zu helfen, ihr ordentliches Essen zu kaufen, vielleicht sogar ein Paar Prothesen. Ich wollte sie säubern, ihr Haar waschen…
     
    Die Route, die Bras zwischen den verdunkelten Villen hindurch einschlug, war um mindestens die Hälfte kürzer als der Weg, den ich genommen hätte. Wenn man bedachte, wie viele Menschen hier hausten, war die Dunkelheit seltsam unbelebt. »Warum ist hier niemand auf der Straße?«, fragte ich flüsternd.
    »Sie fürchten sich vor der Einen, der Großen. Bleiben drinnen. Bras hat keine Angst.«
    Sie blieb stehen und deutete auf die Silhouette einer Villa. Sie unterschied sich nicht von den anderen. Ich war nicht sicher, ob dies der Ort war, den wir suchten.
    »Bist du sicher Bras?«
    Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Ja. Sicher.«
    Ohne Vorwarnung krabbelte Bras über den Vorhof wie eine Krabbe ohne Fühler. In regelmäßigen Abständen verharrte sie und lauschte. Zuerst nahm ich an, dass ihre Vorsicht reine Gewohnheit war, doch dann bemerkte ich eine Bewegung im Schatten einer Wand, die einmal an einen Garten vor der Villa gegrenzt hatte.
    »Bras. Warte!«
    Sie ignorierte mich und schlängelte sich zum äußersten Ende der Wand, wo sie schließlich stehen blieb. Wer auch immer dort stand, erstarrte in diesem Moment.
    Es gab keinen Weg, Bras zu warnen, ohne größeres Aufsehen zu erregen. Wie gebannt starrte ich in die Dunkelheit und betete, dass ein Straßenkind zu unbedeutend war, als dass der Schatten ihm Beachtung schenkte.
    Andererseits: Seit wann verliefen die Dinge so, wie ich es mir vorstellte?
    Das kurze Aufflackern eines LED-Displays war die einzige Warnung, bevor etwas Bras über die Mauer und in die Dunkelheit zog.
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als ich begriff, was geschehen war.
    Der Verhör-Mecha hatte sich Bras geschnappt!
    Ich wartete nicht, um darüber nachzudenken. Angst um sie trieb mich an. Ich rannte über den Vorhof. Dann sprang ich mit den Füßen zuerst genau an jener Stelle über die Mauer, wo Bras verschwunden war, und setzte zu einem hohen Tritt an. Falls das Ding noch immer dort lauern sollte, würden die Titaneinlagen in meinen Stiefeln seine CPU zertrümmern. Aber ich traf nur leere Luft und wäre um ein Haar flach mit dem Rücken auf dem harten Boden aufgeschlagen.
    Ich ging tief in die Hocke, schaltete meine Lampe ein und vollführte eine unbeholfene 360-Grad-Drehung.
    Der Verhör-Mecha war verschwunden. Dafür stachen zwei hasserfüllte grüne Augen aus der Dunkelheit hervor.
    Eine Kanratte! Groß, stinksauer und hungrig.
    Sie machte einen gewaltigen Satz direkt in meine Richtung. Der Geifer baumelte wie ein nasses Seil von ihren massiven Eckzähnen herab. Sie war mindestens doppelt so groß wie ein Dobermann. Ihr langer Rattenschwanz landete schmerzhaft auf meiner Brust.
    Ich stolperte rückwärts. Eines ihrer Beine glitt zwischen meinen Arm und meinen Körper. Instinktiv klammerte ich mich mit einer Hand an ihr fest, während ich mit der anderen meine Pistole aus der Jacke zog.
    Als die Kanratte ihre Zähne bleckte,

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