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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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fielen auf meinen Kopf.
    Zu allen Unannehmlichkeiten gesellten sich nun auch noch die nächtlichen Geräusche des Slag. In der schwarzen Nacht waren sie so unheimlich, dass sich mein Selbstvertrauen wie eine Maus in ihrem Loch verkroch.
    Meine Hand suchte automatisch nach meiner Pistole, als ich die Schreie hörte, die Kampfgeräusche und dieses unmenschliche Grunzen. Einmal glaubte ich, ein Baby schreien zu hören.
    Ungefähr drei Klicks von der Stelle entfernt, an der ich Sto verloren hatte, herrschte ein unglaublicher Tumult.
    Ich schlich vorsichtig um die Ecke einer Villa und sah einen dunklen runden Platz. In seiner Mitte konnte ich einige Umrisse erkennen, die wie Bänke und Tische aussahen. Ein einzelner Gummibaum wucherte um sie herum und streckte seine Äste wie fleischlose Finger aus. So weit ich erkennen konnte, breiteten sich von diesem Platz mindestens zehn weitere Villen-Blöcke spiralförmig aus.
    Riesige Plasmazellen erhoben sich überall und verdeckten den Blick auf den nächtlichen Himmel. Die Sterne schauten nur an vereinzelten Stellen zwischen den Bauwerken hindurch. Den Geräuschen nach zu urteilen, die zu mir herüberdrangen, war dort jemand in ziemlich schlechter Verfassung.
    Die Probleme anderer Leute interessierten mich für gewöhnlich nicht besonders. Beim großen Wombat, ich hatte wirklich genug eigene Schwierigkeiten. Deshalb ging ich in die Hocke und schaute mich nach dem besten Weg um, den Platz ungesehen zu überqueren.
    Da waren zwei Stimmen und ein Opfer, das schrie.
    »Diese Hure hat eine Rasierklinge! Sie hat mir in den Schwanz geschnitten!«, schrie jemand.
    Der andere lachte grob. »Jaas, mal sehn, wie ihr das gefällt… Geh zur Seite… Ich hab zwei Schwänze.«
    Das Opfer wimmerte schwach und verzweifelt. Das Geräusch raubte mir den Atem. Dass ich ihren Dialekt verstand, obwohl er mir nicht geläufig war, wurde mir gar nicht bewusst. Für mich zählte nur eines: Hier ging es um eine Vergewaltigung.
    Ich verstand. Roch. Fühlte. Hasste.
    Ich durchlebte das, was mir angetan worden war, ein weiteres Mal.
     
    Ohne in Wirklichkeit auch nur einen Schritt zu machen, verließ ich den nasskalten Ort mitten im Slag und sah mich wieder Jamons Dingomutanten gegenüber. Dieses Mal waren meine Hände und Beine allerdings nicht gefesselt…
     
    Sie bemerkten mich noch nicht einmal.
    Ich betrat die Szene wie der Hammer Gottes.
    Danach pulsierte das Blut mit heftigen Schlägen durch meinen Körper.
    Ich fühlte mich weder schlecht noch gut.
    Etwas berührte meinen Oberschenkel. Irgendjemand.
    »D… Danke, Lady? Geht es dir gut?«
    Es bereitete mir Schwierigkeiten, die Stimme zu verfolgen. War sie schon vorher da gewesen?
    In Jamons Baracken?
    »Verschwinde besser. Man wird nach ihnen suchen. Das sind Jungs aus Plastique.«
    Jungs aus Plastique?
     
    Die Realität brach wieder über mich herein. Vor meinen Füßen lagen zwei bewusstlose Körper.
    Noch immer war die Stimme da: »So etwas hat noch nie jemand für mich getan.«
    Ich schaute mich um. Ein junges, kleines Mädchen mit zotteligen Haaren sah mich an. Sie hatte keine Arme.
    »Ich musste es tun.« Meine Stimme hörte sich seltsam an, fast als würde sie nicht mir gehören. Ich hatte gerade zwei Fremde mit bloßen Händen halbtot geschlagen.
    Das Mädchen lächelte schwach, aber hoffnungsvoll. »Ich bin froh, dass du es getan hast. Sonst wäre ich jetzt wohl tot.« Wieder berührte sie mein Bein. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ihren Fuß dazu benutzte.
    »Verschwinde von hier. Ich kann dir den Weg zeigen. Leg deine Hand auf meine Schulter. Ich schulde dir etwas.«
    Ich tat, was sie sagte.
    Wie ein Blindenhund führte das Mädchen mich weg von dem Blut. Wir gingen durch schmale Gassen und zwischen zerfallenen Mauern hindurch zu einer behelfsmäßigen Hütte unter einer verrosteten Treppe. Ich zwängte mich hinein. Im schwachen Schein einer Solarfackel wischte mir das Mädchen das Blut mit einem nassen Stofffetzen von meinen Händen, den sie in eine alte Radkappe tauchte. Ihre Füße waren ebenfalls in Blut getränkt, aber es schien sie nicht zu stören. Wieder und wieder schrubbte sie meine Hände, bis das Blut verschwunden war.
    Meine Knöchel waren geschwollen und aufgeplatzt. Ich hatte meine Hände benutzt, obwohl ich die Männer in Stücke hätte schneiden können – nur aus diesem Grund lebten die Bastarde noch. Dafür war ich dankbar. Rache rechtfertigte das Töten nicht.
    Das Mädchen verschwand aus der armseligen Behausung

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