Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
zurück und baute mich vor ihm auf.
Jemand anderen mit seinem Mundgeruch zu malträtieren ist eine Sache, aber es ist etwas völlig anderes, wenn derjenige einem dann freundlich die Benutzung seiner San-Einheit anbietet. Das Bedürfnis, Daac seine glatt rasierte Visage zu polieren, wuchs mit jeder Sekunde, doch ich hielt mich zurück. Ich brauchte zuerst noch einige Antworten von ihm.
»Nein, mich stört es nicht. Außerdem kann man sich so einige Arschlöcher vom Hals halten«, antwortete ich knapp.
Daac nickte, als stimme er mir zu. Dann sah er mich mit durchdringendem Blick an.
»Was für ein Geschäft hat dir Lang angeboten? Ich weiß, dass du ihn bei Mondo getroffen hast. Was sollst du für ihn tun? Und was hat Jamon mit all dem zu schaffen?« Ich sah Daac ehrlich erstaunt an. »Wer bist du? Ich habe die letzten zwei Tage damit verbracht, deinen kleinen Freund durch den Tert zu schleifen, während du mich für dumm verkauft hast. Und jetzt stellst du mir Fragen?«
Daac tippte sich auf die Lippen. In Jeans und faltigem T-Shirt hätte er direkt einer Titelseite der Hochglanzmagazine entspringen können. Ich konnte sein Aftershave riechen. Stoppeln zierten seinen hölzernen Schädel, und ich fragte mich, wie er wohl mit vollem Haar aussehen würde.
»Hat Stolowski dir erzählt, woher er kommt?«, fragte er.
»Ja, natürlich. Ihm glaube ich das auch.«
»Du kannst ihm das auch glauben. Ich war ebenfalls in den Minen der Dead Hearts – gezwungenermaßen.«
»Und du glaubst, dass Lang oder Jamon dafür verantwortlich waren?«
»Ich war drei lange Jahre dort, Parrish. Freunde starben direkt vor meinen Augen. Bei der Arbeit, im Schlaf, ein oder zwei von ihnen jeden Tag. Meine Zeit dort hat mich einige Dinge gelehrt: Dinge, die wirklich wichtig sind. So zum Beispiel, wie man sich seiner Haut wehrt. Bevor ich dort war, hatte ich über solche Dinge nie wirklich nachgedacht.« Er setzte einen Ausdruck auf, als hätte er schon länger nicht mehr geschlafen. »Lass uns einfach sagen, Jamon Mondo und Io Lang schützen nicht das, was ihnen gehört.«
»Kannst du dich vielleicht noch ein wenig kryptischer ausdrücken?«, schnappte ich.
Wenn Daac eine Rechnung zu begleichen hatte, war das seine Sache. Ich wollte nur meine Abmachung mit Io Lang erfüllen, um mir Jamon Mondo vom Hals zu schaffen. Wenn mich bis dahin noch kein Verhör-Mecha gefunden hatte, würde ich einen Kampf mit einem solchen provozieren. Vielleicht war Bras bereits tot, aber etwas ließ mich daran glauben, dass sie noch lebte. Wie auch immer, ein Mecha würde dafür bezahlen, dass die Medien ein unschuldiges Kind als Quotenbringer missbraucht hatten.
»Vor deiner Zeit in den Minen hast du hier im Tert gelebt. Ist es das, was du mir sagen willst?«, fragte ich Daac.
Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Du meinst, bevor du geboren wurdest?«
»Vermutlich. Was auch immer.«
Daac stand gelassen auf; er bewegte sich bei weitem nicht mehr so unbeholfen, wie ich ihn im Heins und in meiner Wohnung erlebt hatte. Eine Energie brannte in ihm, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Wenn er sich zu voller Größe aufrichtete, überragte er mich mit seinem kräftigen, breiten Körper um einige Zentimeter. In meiner Erinnerung hörte ich Meis Fauchen, als sie seine nackte Brust gesehen hatte.
Gut, gut, er war also ein richtiger Prachtkerl… und nicht so naiv, wie ich gedacht hatte.
Das war gut. Daac brauchte meine Hilfe nicht und ebenso wenig Sto, wenn er bei ihm war. Das machte mein Leben um einiges einfacher. Manchmal hasste ich die Leute richtig, denen ich etwas schuldete oder denen ich helfen musste.
»Ich will Sto sehen.«
Daac sah mich missbilligend an. »Sto braucht jetzt Ruhe.«
»Ich für meinen Teil habe unsere Abmachung erfüllt, während du mich lächelnd reingelegt hast. Ich werde nicht gehen, bevor ich nicht mit Sto gesprochen habe.«
»Du wirst mir also nicht erzählen, was du für Lang erledigen sollst?«
»Du hast es erfasst, Süßer!«
Er streckte seine falsche Hand aus und griff nach meinem Arm. Es fühlte sich an, als würde er mich mit einem Elektroschocker traktieren. Ich sprang wie ein Kaninchen hoch.
»Es tut mir Leid, wenn ich dir nicht die volle Wahrheit gesagt habe, Parrish; aber die Dinge hatten sich verändert, als ich in die Stadt zurückgekommen bin. Ich wusste, dass Sto bei dir für eine Weile in Sicherheit sein würde und ich mich in Ruhe um meine Angelegenheiten kümmern könnte. Weißt du, dass du einen guten Ruf
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