Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
die Leute, die draußen warten?«
Teece nickte vorsichtig. »Ja. Wieso?«
»Dann machen wir jetzt ein Geschäft. Und Teece…«
»Parrish?«
»Ich möchte eine von deinen privaten Maschinen.«
Sein argwöhnischer Gesichtsausdruck verwandelte sich in Überraschung. Ich wusste, dass er eine private Flotte unterhielt. Ich hatte noch nie eine Maschine davon gesehen, aber er war ein Fanatiker, und Motorräder waren seine Passion.
»Wie willst du bezahlen?«
»Ich werde dir eine alte Brough Superior SS 100 besorgen.«
»Du weißt, wo man so ein Schätzchen bekommen kann?«
»Ja.« Das war gelogen.
Vielleicht ahnte er das auch, aber er konnte die kleine Chance nicht ignorieren, dass ich vielleicht doch die Wahrheit sagte. Ich wusste, wie man sein Interesse weckte. Die Brough war eines der ersten Superbikes, das produziert worden war. Die frühen Modelle hatten einen JAP Motor und Harley Lenkergabeln. Es gab vielleicht gerade einmal eine Hand voll dieser Maschinen auf der Welt. Ich würde ihm eine besorgen müssen. Ich wusste nur nicht genau, wie. Oder wann…
»Hast du einen Plan, wie du auf die andere Seite kommen willst? Nachts sieht die Lage nicht viel besser aus. Sie machen regelmäßig IR-Scans.«
Ich lächelte. »Also sind wir im Geschäft?«
»Du wirst mir meine Maschine unbeschädigt wiederbringen, und du wirst mir eine Brough besorgen?«
Ich nickte.
»Dann sind wir im Geschäft.« Er rollte mit den Augen. »Ich muss verrückt sein.«
»Warte ab, wer von uns beiden der Verrückte ist«, erwiderte ich und schlenderte aus dem Zimmer.
In Teece’ Büro war von der langen Schlange nur noch eine kleine Gruppe übrig geblieben, die sich angeregt über das Unglück der Frau aus Fishertown unterhielt. Ich stellte mich auf den Bürotisch.
»Wollt ihr dort rüber?«
Die meisten der Anwesenden nickten; einige andere starrten mich feindselig an.
»Dann sage ich: Lasst es uns gemeinsam versuchen! So haben wir zumindest eine Chance. Dort draußen ist nur ein einzelner Helikopter. Selbst wenn sie weitere hierher schicken, werden nicht genug da sein, um uns alle aufzuhalten.«
»Was ist mit den Leuten, die es erwischt?«
Ich ging auf die Herausforderung ein. »Das Risiko gefangen zu werden, nehme ich in Kauf. Ich bin in einer dringenden Angelegenheit unterwegs. Was ist mit euch?«
»Und der Preis?«, fragte einer. »Er ist doppelt so hoch wie gewöhnlich.«
Ich drehte mich zu Teece um. »Gibst du uns eine Chance, Teece? Oder willst du zusehen, wie deine Maschinen eine nach der anderen verschrottet werden? Du willst doch nicht dein Geschäft aufs Spiel setzen, weil es niemand mehr riskiert, das Ödland zu durchqueren?«
Er knabberte an seinen Fingernägeln. Die Stimmung im Raum hatte sich zu seinen Ungunsten gewendet. Alle begannen, wild auf ihn einzureden. Sie unterstützten meine Idee.
Schließlich hob er beschwichtigend die Hände. »In Ordnung! Aber jeder von euch bezahlt einhundert Mäuse extra, als Versicherung. Und wenn ihr die Kohle nicht bei Mama abliefert, werde ich euch zur Strecke bringen!«
Mama war ein humorloser ehemaliger Sumo-Ringer. Er kümmerte sich in Fishertown um die ankommenden Maschinen und zog das Geschäft von der anderen Seite der Grenze her auf.
Bei Motorrad-Diebstählen zeigte Mama gewöhnlich nicht den Hauch von mütterlichem Mitleid.
Die Männer von Teece nahmen unsere DNA-Abdrücke und teilten die Motorräder entsprechend der jeweiligen Körpergröße aus. Teece brachte mich in den Hinterhof, der mit gewellten Plastikplatten überdacht war. In einer Ecke hatte man einen kleinen Verschlag aufgebaut, der von Sicherheitssensoren überwacht wurde.
Teece tippte einen Code in das Pin-Pad des Schuppens. Als er die Tür öffnete, erstrahlte das Innere in hellem Licht. Sechs rassige Maschinen sahen mich grimmig wie wachsame Raubtiere an. Er liebkoste jede von ihnen und ließ seine Finger sanft über ihre Formen gleiten.
»Fast so hübsch wie du.«
Ich musterte ihn und suchte nach einem Lächeln, das mir verriet, dass er sich über mich lustig machte; aber sein Gesicht war ernst.
»Sie haben alle einen Namen.« Er blieb neben einer rotfarbenen, stromlinienförmigen Maschine mit silber-schwarzen Streifen stehen. »Das letzte Katana-Modell, das gebaut wurde, bevor die Firma von Gerda übernommen worden ist. Elfhundert Kubik und Drahtreifen. Ich habe sie nach dir benannt.«
Ich erwartete ein Lachen oder zumindest ein Grinsen. Sein Verhalten bescherte mir ein mulmiges Gefühl im
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