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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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atmete tief aus. Ruhe – davon konnte ich eine ganze Menge brauchen.
    Der bärbeißige Karadji erhob als Letzter die Stimme. »Billy Myora. Ich spreche nicht über meine Kräfte.« Er starrte mich mit unbeweglichen Augen an. Ich musterte seinen pummeligen, untrainierten Körper und fragte mich, ob er überhaupt ein echter Karadji war.
    Aber welche Kräfte er auch immer besitzen mochte, er konnte seine Geheimnisse meinethalben gerne für sich behalten.
    Nach dem Gespräch besserte sich die Stimmung in der Gruppe. Sogar ich verspürte plötzlich eine Art Gemeinschaftsgefühl. Ich wollte diese Mission nun aus einem persönlichen Antrieb heraus erfüllen und nicht mehr allein um der Cabal Willen. Das zerstreute meine Sorgen und stärkte meine Entschlossenheit.
    Mit Hilfe von Glidas Ortskenntnissen und meinem Kompass-Implantat eilten wir in nordwestliche Richtung. Um uns herum erwachte eine bizarre Welt zum Leben. Das Plasma-Netz hatte sich wie eine dicke, knollige Haut über die große Mauer gelegt, deren Verlauf wir folgten; doch aus einem unerklärlichen Grund hatte der Plasmapilz aufgehört zu wachsen, und die Masse strahlte nun neonfarben in der Dunkelheit. Aus kleinen Rissen sickerte noch flüssiges Plasma auf den Boden, wo es in Erdspalten oder als Pfütze kristallisierte.
    »Hütet euch davor, hier irgendetwas anzurühren«, warnte ich die anderen. »Vor allem nicht diesen Plasmapilz.«
    Als ich in die Gesichter der Gruppe blickte, wusste ich, dass ich mir diese Warnung hätte sparen können; in ihren Blicken lagen Abscheu und Entsetzen.
    »Wir müssen uns beeilen«, flüsterte Stix verängstigt. »Die King Tide beschleunigt das Wachstum.«
    Ich sah Ness nach Bestätigung suchend an.
    Sie nickte. »Die Pilger berichten, dass diese Flut alles verändern wird. Die King Tide beschäftigt uns schon seit sehr langer Zeit.«
    »Warum?«
    »Das Wasser wird steigen, und die Erdkruste wird sich erheben. Das Wachstum der Dinge beschleunigt sich, aber sie werden auch genauso schnell wieder sterben, wenn die Flut wieder abebbt. Die Pilger sagen, dass diese Flut eine biologische Singularität mit sich bringen wird.«
    »Die Dinge werden wachsen?«
    »Ja. Und sie werden sterben.«
    Darum ging es den Cabal Coomera also. Ihre Invasion war der Teil eines größeren Plans; sie wollten die Karadji in Sicherheit wissen, bevor sich die Wilde Technologie unkontrolliert ausbreiten konnte.
    »Warum seid ihr so sicher, dass es einen Zusammenhang gibt. Die See ist doch weit entfernt«, gab ich zu bedenken.
    Ness hob mitfühlend die Schultern ob meiner Unwissenheit. Stix hatte sich an der Wange verletzt und begann zu weinen. Ness schloss ihn in die Arme.
    »Keine Sorge, wir werden deine Wunde heilen.« Sie berührte seine Wange.
    Talk Long stellte sich hinter Stix und konzentrierte sich auf seine tiefe, ruhige Atmung. Nach einem Moment beruhigte sich Stix tatsächlich.
    Langsam begriff ich die Welt, in der Loyl Daac lebte. Ich erkannte, dass der Glauben die Wahrheit immer in den Schatten stellte.
    Aber vielleicht war ja gerade der Glauben der einzige Weg zur Wahrheit.
    Wir kamen an einem leuchtenden Fiberglasstab vorbei; er pulsierte in grellem Rot. Als ich an ihm hinaufsah, erblickte ich einen Körper, der von dem Stab aufgespießt worden war. Er rutschte langsam die Glassäule hinunter, und sein Blut sickerte in einem langen Bach in den Stab hinein. Ich vermutete, dass es sich um einen der Schamanen handelte, der sein Glück auf eigene Faust versucht hatte. Niemand sagte einen Ton. Niemand bestätigte meinen Verdacht, doch ein Mantel des Grauens legte sich auf die Gemüter meiner Gefährten.
    Ich erinnerte mich noch lebhaft daran, wie meine Hand an einem der Glasstäbe geklebt hatte. Auch mir hatte die Säule das Blut aus den Fingern gesaugt.
    Als ich die anderen antrieb weiterzugehen, wuchsen weitere Fiberglasstäbe aus der Erde und stimmten einen unharmonischen Gesang an, der sich wie ein Schmerzenschrei anhörte, ja, fast wie ein letzter Hilferuf.
    Cuscus stieß einen entsetzen Schrei aus. Sie grub ihre Klauen tief in die Beine von Billy Myora, bis er Chas Körper fallen ließ.
    Glida rannte zu ihnen hinüber, um Cuscus aufzuhalten. Sie schloss das völlig verwirrte Weibchen in ihre Arme und störte sich nicht daran, dass sich Cuscus’ Klauen tief in ihr Fleisch bohrten.
    Billy Myora fasste sich an sein blutendes Bein. »Was sollte das? Was stimmt nicht mit ihr?«
    »Sie sieht Blut. Es ist überall um uns herum«, sagte

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