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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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einem Bein auf das andere und wackelte mit ihrem Stummelschwanz.
    Ich schluckte die Übelkeit hinunter, die in mir aufstieg. Die Haut dieses Masoops war mit Schuppen übersäht, und sie hatte die Beine eines Primaten. Ein Wangenknochen voller Schuppen genügte mir vollkommen.
    Damit würde ich schon zurechtkommen. Oder?
    Ich stand etwas zu schnell auf; mir wurde schwindelig. »In fünf Minuten ziehen wir weiter«, beschloss ich.
    Die Schamanen und die Masoops machten sich zum Aufbruch bereit, während ich zu Roo hinüberging. Er hörte mich kommen und verkroch sich weiter im Schatten der Mauer.
    »Roo?«
    »Du kannst mir nicht vertrauen, Boss. Das nächste Mal… werde ich in einer solchen Situation vielleicht wieder genauso reagieren. Ich war unfähig, etwas zu tun. Und dann hätte ich dich beinahe erschossen.«
    »Aber anschließend bist du mir zur Hilfe geeilt und hast die Flammen auf meinem brennenden Körper erstickt. Roo, ich verdanke dir mein Leben!«
    Er schüttelte den Kopf. »Wombebe hat das getan.«
    »Wombebe hat mich geheilt. Aber du hast das Feuer gelöscht!«
    Endlich sah er zu mir auf. Der kindliche Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Züge wurden nun von den Zweifeln und der Unsicherheit eines Erwachsenen bestimmt.
    »Ich dachte, ich wäre ein harter Bursche, Boss. Ich dachte, ich könnte jeden Job erledigen. So einer… Maschine habe ich noch nie gegenüber gestanden. Ich… Ich hatte solche…«, stotterte Roo.
    Ich legte die Hand auf seine Schulter, an der Stelle, wo sich der menschliche und der maschinelle Teil seines Körpers miteinander verbanden. »Ja, die hatte ich auch… die hatte ich auch, mein Freund.«
    Roo wehrte sich nicht gegen die Berührung, aber er blieb angespannt. Ich hörte das Summen der elektrischen Motoren in seinen Fingergelenken, als er die Messerklingen von seinen Fingerkuppen löste. Die Hitze der Flammen hatte den Mechanismus beschädigt. Roo hatte Schäden davongetragen, und in seinem Inneren gab es keinen Engel, der ihm übermenschliche Heilkräfte verlieh.
    »Was stimmt mit diesem Ort nicht, Boss?«
    Ich holte tief Luft. Wie sollte ich ihm etwas erklären, das ich selbst nicht richtig verstand?
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen«, begann ich. »Die Wilde Technologie verbreitet sich im gesamten Gebiet. Hast du schon einmal davon gehört?«
    Roo schüttelte den Kopf.
    »Der Boden dieser Stadt ist schon seit vielen Jahren verseucht. Es hat eine… Reaktion gegeben, zwischen der Technik und den Chemikalien. Alles ist außer Kontrolle geraten. Irgendwie hat sich das auf das Plasma und die Hydrocarbonate ausgewirkt – auch Plastik und Holz wuchern völlig wild. Hier in Mo-Vay liegen die Anfänge der Nanotechnologie. Sie könnte ebenfalls von den Veränderungen betroffen sein.«
    »Dieser Ort, er… er wächst?«, fragte Roo ungläubig.
    »Das klingt merkwürdig, aber ja. Die Schamanen machen die King Tide dafür verantwortlich. Alles vermehrt sich und wächst schneller als gewöhnlich.«
    »Was bedeutet ›vermehren‹?«, fragte Roo irritiert.
    O Gott! Die elementaren Dinge des Lebens – des menschlichen Lebens, wohlgemerkt. »Ähm. Damit meine ich… na, zum Beispiel Babys. Nur hier in Mo-Vay sind es die Dinge, die Materie, die sich vermehren…« Ich hoffte, dass ihm diese Erklärung ausreichen würde.
    Ein dünnes, süffisantes Lächeln erschien auf seinen Lippen, und mir wurde klar, dass er mich nur auf den Arm genommen hatte.
    »Und was hat dieser Ike mit all dem zu schaffen?«, wollte er wissen.
    Ich zögerte, ihm alle Details anzuvertrauen. Für Roo wäre es besser, wenn er möglichst wenig über Ike erfuhr. Andererseits: Ike hatte Roo erschaffen. Sollte ich diese Information vor ihm geheim halten?
    »Er hat viele dieser Maschinen erschaffen. Und nun bezahlt ihn jemand dafür, dass er seine verfluchten Forschungen weitertreibt.«
    »Das ist ein Problem«, erkannte Roo.
    »Ja. Die Masoops sind ein Ergebnis seiner Experimente. Ebenso die Söldner-Armee. Und das hier geht vielleicht auch auf seine Rechnung.« Ich deutete auf die Überreste des Plasma-Netzes. »Ike hält sich für eine Art Gott.«
    »Er ist nicht der einzige, der das tut«, sagte Roo mit einem bitteren Unterton in der Stimme.
    Ich musste mein Gewissen beruhigen. »Roo, dieser Ike… Er könnte vielleicht Doc Del Morte sein«, sagte ich schließlich.
    Seine innere Zerrissenheit spiegelte sich auf Roos Gesicht wider. Ich bedauerte sofort, dass ich es ihm gesagt hatte. »Aber das

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