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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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für meine Erfolge bewundert. Hat es sie wenigstens geschmerzt, mich zu betrügen und nicht die Kraft zu haben … Wir haben uns nichts vorzuwerfen! Sie war schwer krank. Hat das was damit zu tun? Ich bin ein wehleidiger Monomane. Mir fehlt die Größe, nicht so verletzt zu sein, wie ich es mir in den schlimmsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
    Er kochte sich einen Kaffee. Beim Abstellen der Tasse verschüttete er die Hälfte. Er musste mit jemandem reden. Mit wem? Es fiel ihm eine Freundin seiner Frau ein, deren Eheprobleme einmal am Rande erwähnt worden waren. Eine Hautärztin. Er forderte von der Sprechstundenhilfe die sofortige Verbindung, die Ärztin hob ab. Er ließ ihrer Verwunderung über seinen Anruf keinen Raum.
    »Hast du gewusst, dass …?«, und dann fasste er sein Unglück zusammen.
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung blieb ruhig.
    »Erstens war sie bis zu ihrem Tod deine Frau. Also hat sie sich für dich entschieden. Zweitens, wenn jemand keinen Grund haben sollte, sich aufzuregen, dann bist es wohl du. Oder glaubst du ernsthaft …« Es folgten einige uncharmante Beschreibungen seines Rufes. Dann aber hatte sie keine Zeit mehr und verabredete sich mit ihm zum Abendessen.
    Da saß er nun, nach wie vor zerstört, und hörte sich die überlegene Draufsicht einer erfahrenen Frau an. Vor allem nahm sie den Maler auseinander, der – ihrer Ansicht nach – die Geschichten nie hätte erzählen dürfen. Sie machte seine Karrierekomplexe für sein Verhalten verantwortlich und lenkte somit die Wut des Dirigenten auf Gott, die Frauen, das Leben, auf sich, auf den Malerfreund.
    Leicht entspannt trat er den Heimweg an.
    Zu Hause überlegte er sich ernsthaft, ein Schlafmittel zu nehmen, da er nicht einmal in der Lage war, einem Fernsehprogramm zu folgen. Da läutete das Telefon. Es war die Hautärztin.
    »Mir ist noch was eingefallen. Ich glaube nicht, dass sie ihm das Ganze so genau erzählt hat. Er hat ganz sicher dazugedichtet. Und es kann selbstverständlich auch sein, dass er alles erfunden hat. Ich kenn den Kerl. Sehr gut. Vor meiner Ehe, damit du nicht auf blöde Gedanken kommst. Das ist ein notorischer Lügner. Mir war eure Freundschaft nie ganz verständlich. Es muss nicht stimmen.«
    Der Dirigent bedankte sich für den Entlastungsversuch. Minuten später war ihm bewusst: Das war der Todesstoß. Mit der Gewissheit, betrogen worden zu sein, hätte er leben können. Aber mit dem ewigen Zweifel, war es so, war es so ähnlich oder war es nicht so, nicht.
    Er ging zur Hausbar und öffnete eine »Alte Zwetschge«. Drei Tage danach wurde er in die Klinik eingeliefert. Die Dame in der Wohnung unter dem Penthouse hatte sich die Zertrümmerungsgeräusche aus der Wohnung darüber nicht mehr erklären können.

Das Mädchen im Regen
    EIN RIESIGES GEWITTER KÜNDIGTE SICH AN. Der Mann kannte die Gewitter an diesem See gut. Er kannte sie seit Jahren. Er konnte vorhersehen, welche über die Berge nur herdrohend vorbeizogen, welche nach kurzem Geprassel mit einem versöhnlichen Regenbogen und allgemeinen Geglitzer endeten und welche sich mit nicht mehr abziehen wollendem Regen für Tage und Tage über dem See niederließen.
    Er war mit seinem Boot bei stechender Sonne weggerudert, hatte stundenlang in der kleinen Bucht auf die Zander gewartet, sie auf ihn nicht, und jetzt ging der Sturm ohne Vorgeplänkel los, die Blitze waren da, auf der Wasseroberfläche detonierten die ersten flüssigen Geschosse. An ein Heimrudern, um sich in Sicherheit zu bringen, war nicht zu denken. Und was hieß schon Sicherheit? Er fühlte sich völlig sicher, als er mit einigen schnellen Schlägen das Ufer erreichte und sein Boot zwischen den oft bewährten zwei großen Steinblöcken gut verklemmt hatte. Unter den dichten Zweigen der Büsche, tief unter darüber ragenden Baumästen, besah er sich die Komödie. Wie immer fielen Segelboote um, als ob sie einen Tritt bekommen hätten, wie immer knatterten Surfer in imponierender Haltung in die von ihnen unerwünschte Richtung, um irgendwann einmal, möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit, hilflos treibend von Motorbooten eingesammelt zu werden.
    Freilich, er hätte sich noch ein wenig wohler gefühlt, wenn er sein Ölzeug und die Gummistiefel dabeigehabt hätte.
    Aber auch der nackte, leicht fröstelnde Oberkörper und der langsam immer nasser werdende Jeanshosenboden im alten Ruderboot verhalfen zu einem anständigen Jack-London-Selbstgefühl.
    Der Teufel war los. Es

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