Passionsfrüchtchen
zurücknehmen sollte. „Nun ja, Sie waren mir ja schon einmal behilflich, nicht wahr? Ich würde Sie gern noch einmal um Hilfe bitten. Ich sitze nämlich in der Klemme.“ Er tat so verzweifelt wie er nur konnte.
„Ich verstehe nicht ganz … ist etwas Schlimmes passiert? Wie sollte ich Ihnen helfen können?“
„Das können Sie ganz bestimmt. Vorab muss ich allerdings sagen, dass das nichts mit dem Job zu tun hat, egal, wie sie sich entscheiden, in Ordnung?“
Nina nickte.
„Bitte entschuldigen Sie“, sagte Sven, als ob es ihm leidtäte. „Ich war vorhin nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Sehen Sie, derjenige, der den Geschäftsmann treffen soll, der bin ich. Und ich brauche für morgen dringend eine Begleiterin, die …“, er tat so, als ob es ihm unangenehm sei, den Satz zu vollenden, „… nun ja, die für einen Tag meine Frau spielen kann. Und ich dachte … vielleicht könnten Sie …“
Anstatt seinen Satz zu vollenden, ließ er seine Worte auf Nina wirken und senkte seinen Blick, um Verlegenheit vorzutäuschen. Dabei wollte er nur vermeiden, dass sie in seinen Augen womöglich den bevorstehenden Triumph ablesen konnte. Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.
Nina hatte nicht verstanden, worauf ihr Gesprächspartner hinauswollte. Das war das merkwürdigste Vorstellungsgespräch, das sie je hatte. Nur allmählich begriff sie, was Herr Schuster von ihr verlangte. Hatte Sandra etwa auch solch eine Prüfung machen müssen, als sie in die Marketingabteilung gegangen war? Davon hatte sie gar nichts erzählt. Aber wenn das hier die Aufnahmeprüfung war, dann würde sie lieber auf den Job verzichten. Auch wenn sie Herrn Schuster sehr attraktiv fand. Und sympathisch obendrein. Aber sie würde nicht mit ihm schlafen, nur um an diesen Job zu kommen. Niemals! Nina machte Anstalten, sich zu erheben.
„Entschuldigung, aber ich glaube, dafür bin ich nicht die Richtige. Ich glaube, ich muss jetzt gehen.“
„Nein!“, rief er. „Bitte bleiben Sie. Es war nicht so gemeint, wie es sich angehört hat. Ganz bestimmt nicht.“
Nina sah ihn skeptisch an. Er war aufgestanden und um den Schreibtisch herumgegangen, sodass sie sich gegenüberstanden. Er nahm ihre Hand. Etwas Vertrauensvolles und gleichzeitig Erregendes ging von seiner Berührung aus. Mit wenigen Worten erklärte er ihr, dass er sie lediglich bitten wollte, ihn und seinen japanischen Geschäftspartner zum Golfplatz zu begleiten und anschließend gemeinsam Essen zu gehen.
„Das ist alles?“, fragte Nina noch immer ein bisschen zweifelnd, als Sven mit seiner Schilderung zu Ende war.
„Das ist schon alles“, bekräftigte er. „Sie würden mir wirklich sehr helfen. Bitte sagen Sie Ja.“
Nina betrachtete den Mann. Sie wusste nicht viel von ihm, aber alles in allem glaubte sie nicht, dass er sich über sie lustig machen oder sie kompromittieren wollte. Seine Bitte schien aufrichtig zu sein. Und wenn sie ehrlich war, fand sie ihn nicht nur attraktiv, sondern sogar sehr anziehend. Das war schon in Cannes so gewesen. Jedenfalls hatte er eine Art sie anzusehen, die eine freudige Erregung erzeugte. Unwillkürlich musste sie lachen. Was für eine merkwürdige Situation! Sie hatte ein Bewerbungsgespräch, und nun fühlte es sich beinahe so an, als ob ihr zukünftiger Chef um sie warb.
„In Ordnung“, sagte sie schließlich. „Ich mach’s.“
„Sie sind mein Glücksengel!“, hörte sie ihn erleichtert antworten. „Kommen Sie“, sagte er und nahm seine Tasche. „Lassen Sie uns diesen ungemütlichen Raum verlassen und die Details bei einem Kaffee besprechen.“
Nina stand in der Küche von André Schuster in der festen Überzeugung, mit ihrem zukünftigen Chef das Abendessen für die japanischen Gäste zuzubereiten. Auf dem Golfplatz hatte Sakamura-san ihr angeboten, ein paar Abschläge zu versuchen. Es hatte Spaß gemacht. Nicht jedoch von Anfang an, denn nachdem sie bei den ersten Schlägen den Ball noch nicht einmal getroffen hatte, und ihr Ball auch bei den Folgeschlägen nicht besonders gerade oder weit geflogen war, hatte sie frustriert aufgeben wollen. Sakamura-san war ein sehr guter Golfspieler, das hatte selbst Nina erkannt, und er hatte die Partie gegen André Schuster haushoch gewonnen. Aber mit seinen Erklärungen hatte sie nichts anfangen können. Erst als André ihr geholfen hatte, hatte sie verstanden, worauf es ankam. Nina erinnerte sich an den Moment und verspürte erneut ein leichtes Kribbeln in der Magengrube.
„Ich zeige dir
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