Passwort: Henrietta
Mal. Hier, ich zeige es Ihnen.«
Sie schob ihm den Bericht hin. Einige der Einträge hatte sie mit einem gelben Leuchtstift markiert.
»Keine halbe Stunde, nachdem mein Vater EdenTech kaufte, krallte sich dieser Typ fünfundsiebzigtausend Aktien. Mein Vater verkaufte seine Anteile am 15. Mai um zwanzig nach drei, kurz nachdem die Übernahme verkündet wurde. Fünf Minuten später verkaufte unser Nachahmer seine ebenfalls.« Sie ging eine Seite weiter. »Das Gleiche geschah bei Boston Labs. Mister Nachahmer kaufte sechzigtausend Aktien gerade mal sechs Minuten nachdem mein Vater seine gekauft hatte. Und stieß sie drei Minuten nach dem Verkauf meines Vaters wieder ab.«
Sie musterte Rousseaus Gesicht. Sein Blick war leer. Er sagte nichts.
»Es gibt noch viel mehr davon«, fuhr sie fort. »CalTel, Sorohan. Die Liste lässt sich fortsetzen. Ein- oder zweimal wäre vielleicht Zufall gewesen, aber ein halbes Jahr lang immer identische Trades?« Sie schüttelte den Kopf. »Kein Zweifel, jemand hängte sich an die Insiderinformationen meines Vaters mit dran. Das alles reicht völlig aus, damit die Behörden jedes Bankgeheimnis aufheben, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.« Sie tippte mit dem Finger auf die zweite Spalte der tabellarischen Berichtsdaten. »Hier sehen Sie die Kontonummer des Nachahmers. Kommt sie Ihnen bekannt vor?«
Rousseau starrte auf die Seite, sein Unterkiefer zuckte leicht. »Wie sind Sie an diese Informationen gekommen?«
»Sie würden erstaunt sein, an welche Informationen ich rankommen kann. Und welcher Schaden damit angerichtet werden könnte.«
»Wenn Sie diesen Nachahmer aufdecken, egal, wer er ist, dann decken Sie damit noch mehr von Sals Insidergeschäften auf. Das Verfahren gegen ihn könnte wiederaufgenommen, er könnte erneut verurteilt werden. Wollen Sie das Ihrem Vater wirklich antun?«
Harry zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Wir haben uns nie nahegestanden.«
Rousseau starrte sie an. »Mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe. Sie beschuldigen mich, Sals Insiderinformationen für eigene Trades ausgenutzt zu haben, und um mir Ihr Schweigen zu erkaufen, soll ich sein Konto leer räumen und Ihnen sein Geld geben?« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Lassen Sie sich gleich gesagt sein, was Sie vorschlagen, ist ganz und gar unmöglich. Ich kann es nicht, auch wenn ich es wollte. Das Geld kann nur abgezogen werden, wenn Sal persönlich es seinem Kontenbetreuer anweist. Die Sicherheitsvorkehrungen der Bank gehen sehr viel weiter, als Ihnen anscheinend bewusst ist.«
»Oh, das weiß ich alles. Und keine Sorge, ich will nicht, dass Sie mir sein Geld geben.«
»Nein?«
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Das wäre zu viel verlangt. Wie Sie schon gesagt haben, Sie könnten die Sicherheitsbestimmungen der Bank niemals umgehen.«
»Gut. Na, da bin ich aber froh, dass wir uns da verstehen.«
»Was ich von Ihnen will, ist sehr viel einfacher. Ich will nur, dass Sie zwei Akten austauschen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Welche Akten?«
Harry faltete die Archivberichte zusammen und stopfte sie zurück in den Umschlag. »Heute Nachmittag habe ich bei der Rosenstock Bank ein Konto eröffnet. Ich musste den Antrag ausfüllen, das übliche Zeug. Name, Adresse, Unterschrift et cetera. Dann wurde dem Antrag mein Foto hinzugefügt, durch eine Unterschrift besiegelt, und von den anderen persönlichen Dokumenten wurden Kopien erstellt. Strom- und Gasrechnungen, Einkommensteuer und so weiter.« Sie schob die Umschlaglasche zu. »Dann wurde alles in eine besondere Mappe gelegt, auf der meine neue Kontonummer verzeichnet war.«
Rousseau, noch immer argwöhnisch, nickte. »Ihre persönliche Identifikationsmappe. So ist es vorgeschrieben.«
»Genau, so wurde es genannt. Meine persönliche Identifikationsmappe. Bei anonymen Nummernkonto ist das die einzige Möglichkeit, um den Kontoinhaber zu identifizieren, nicht wahr?«
Wieder nickte Rousseau, aber langsamer.
Harry fuhr fort: »Also, irgendwo gibt es eine Mappe mit der Kontonummer meines Vaters. Und darin liegt sein Antrag mit seinen persönlichen Daten. Seinem Namen, Foto, seiner Unterschrift, seiner Stromrechnung.«
Rousseau nippte an seinem Whiskey, ohne sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Er sagte nichts.
»Sie verstehen, worauf ich hinauswill, nicht wahr?« Sie lächelte. »Ich will, dass Sie die Papiere austauschen.«
Er nahm einen großen Schluck und schüttelte den Kopf. »Das ist
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