Passwort: Henrietta
unmöglich.«
»Nein, nicht unmöglich. Sie müssen dazu nur die Identifikationspapiere aus der Mappe meines Vaters nehmen und sie durch meine ersetzen. Wenn ich dann morgen in die Bank gehe und das Geld von seinem Konto nehme, werde ich laut den Dokumenten die rechtmäßige Kontoinhaberin sein.«
Rousseau schüttelte trotzdem den Kopf. »Sals Kontenbetreuer wird ihn kennen. Er wird sich nicht auf die Mappe verlassen müssen, um ihn zu identifizieren.«
»Wie es der Zufall will, haben sich die beiden nie getroffen. Nachdem Sie befördert wurden und das Konto übergaben, hatte mein Vater über dieses Konto nicht mehr gehandelt. Und danach wurde er verhaftet. Er ist schon lange nicht mehr auf den Bahamas gewesen. Seit über acht Jahren hatte keiner einen Grund gehabt, diese Mappe aufzuschlagen.«
»Aber Ihr Foto …«
»Mein Pass ist schon so alt, dass das Bild keinen Verdacht erregt. Es konnte gut und gern zu einem Antrag gehören, der vor neun Jahren unterzeichnet wurde.«
Rousseau lächelte. »Gut. Aber es wurde von Ihrem Kontenbetreuer unterschrieben. Alle übrigen Dokumente in der Mappe, die Transaktionen, die Notizen wurden alle von mir unterzeichnet. Sie passen nicht zusammen.«
Harry erwiderte das Lächeln. »Wenn ich mich recht erinnere, ist auf dem Antragsformular noch Platz für eine zweite Unterschrift. Der Stellvertreter meiner Kontenbetreuerin wollte bereits unterschreiben, wurde dann aber fortgescheucht. Wenn Sie also jetzt Ihren Namen hinzufügen und ebenfalls auf dem Foto unterschreiben, steht dem nichts im Wege. Oder?«
Rousseau nahm einen weiteren Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Harry musste sich zwingen, ihr Lächeln aufrechtzuerhalten.
»Und wir müssen uns auch keine Sorgen machen, dass die Unterschrift meiner Kontenbetreuerin neben Ihrem Namen steht«, sagte sie. »Zufällig ist sie nämlich Ihre alte Chefin, Glen Hamilton. Was könnte naheliegender sein, als dass Sie beide den Antrag eines neuen Kunden gemeinsam durch Ihre Unterschrift beglaubigt haben?«
Nachdenklich griff er zur Karaffe. »Alles schön und gut, aber was ist mit den Handelsanweisungen in der Mappe? Sie kamen alle von Sal, nicht von Ihnen. Sie sind mit seinem persönlichen Codewort legitimiert, dem, das auf seinem Antrag steht. Es passt trotzdem nicht zusammen.«
»Wie der Zufall es will, haben wir beide das gleiche Codewort.« Sie musterte sein Gesicht. »Pirata.«
In seinen Augen blitzte kurz etwas auf, und sie wusste, dass sie das richtige gewählt hatte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
»Es ist trotzdem nicht möglich«, sagte Rousseau. »Die persönlichen Identifikationsmappen sind in einem Tresorraum abgelegt. Die Kontenbetreuer haben Zugang dazu, sonst niemand. Wie gesagt, ich betreue nicht mehr das Konto Ihres Vaters.«
»Sie sind Vice President der International Client Relations. Ich bin mir sicher, dass Sie Zugang bekommen können, wenn Sie nur wollen.«
»Diese Akten unterliegen strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Was erwarten Sie denn? Dass ich mich an einem halben Dutzend bewaffneter Wachen vorbeischleiche und den Tresorraum hochgehen lasse?« Er zerrte an seiner Fliege. »An die Informationsmappen kommen Sie nur ran, wenn Sie den offiziellen Weg gehen. Das heißt, man wird bei der Entnahme und Rückgabe registriert. Glauben Sie, ich lasse es schriftlich protokollieren, dass ich mich daran zu schaffen gemacht habe?«
»Wer soll denn Alarm auslösen? Es wird nie bemerkt werden, dass die Dokumente ausgetauscht wurden. Auf dem Konto meines Vaters finden keine Transaktionen mehr statt. Und das Konto, das ich heute eröffnet habe, wird wahrscheinlich immer brachliegen, weil ich es nie benutzen werde.«
»Was, wenn Sal an sein Geld will? Was dann?«
»Keine Sorge, dazu wird es nicht kommen. Sobald ich das Geld habe, werde ich mit ihm etwas aushandeln. Er kann über die Bank nicht ran, ohne mich in die Schusslinie zu stellen, und das wird er nicht tun. Und außerdem wird er um dieses Konto nicht viel Aufhebens machen.« Sie drehte sich auf dem Hocker um und lehnte sich mit den Ellbogen gegen die Theke. »Entspannen Sie sich. Der Austausch wird nie ans Tageslicht kommen. Rosenstock mag auf seine Sicherheit bedacht sein, aber das Augenmerk liegt darauf, die Identität der Kunden geheim zu halten, keiner denkt daran, dass die Identitäten vertauscht werden könnten.«
Rousseau lachte höhnisch und schüttelte den Kopf. »Sie haben sich das alles wunderbar ausgedacht,
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