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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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hinter der sich, nach dem muffigen Uringestank zu schließen, eine Toilette befinden musste. Noch immer zählend, stieg sie den nächsten Absatz hinauf und stand oben genau vor der Tür zum Apartment 4.
    Was jetzt? Sie hatte sich ins Haus geschlichen, nun war es mit ihrer Improvisationskunst vorbei. Sie zog die Handschuhe aus und stopfte sie in den Helm. Auf Zehenspitzen trat sie an die Tür und presste das Ohr dagegen. Gedämpfte Stimmen waren zu hören. Männerstimmen. Wie viele, konnte sie nicht sagen. Andere Türen auf dem Stockwerk waren nicht zu sehen. Es gab nur noch einen Weg – den nach unten.
    Plötzlich stand sie erneut in pechschwarzer Dunkelheit. Großer Gott! Dreißig Sekunden Licht, mehr bekam man hier nicht. Kein Wunder, dass es der Alte unten so eilig gehabt hatte, wieder fortzukommen. Er hatte nicht in der Finsternis festsitzen wollen.
    Die Stimmen hinter der Tür wurden lauter. Harry trat einen Schritt zurück. Der Türknauf klapperte. Sie fuhr zurück, tastete sich die Treppe hinunter und stürzte in die übelriechende Toilette, wo sie sich an die Wand presste, während oben die Tür zum Apartment 4 aufging.
    »Ich will Ergebnisse, aber bislang haben Sie nichts geliefert.«
    »Dann heuern Sie doch einen anderen an, wenn Sie meinen, das würde was ändern. Ich sag Ihnen, da gibt’s verdammt noch mal nichts zu finden.«
    Harry schlug sich die Hand vor den Mund. Sie rückte näher an die Tür und spähte durch den Spalt. Der Treppenabsatz wurde von einem schmalen, oben durch den Türspalt fallenden Lichtstrahl beleuchtet. Ein Mann in dunkler Jacke stand oben an der Treppe, den Rücken halb zu ihr gewandt, sein Kopf glänzte im Licht. Ein Kopf, so glatt und haarlos wie ein Ei.
    »Schaffen Sie mir was über sie ran, Quinney, ich brauch was, um sie unter Druck setzen zu können«, sagte der andere. Harry spähte nach ihm, aber der Glatzkopf verstellte ihr den Blick.
    »Das dauert.«
    »Alles dauert bei Ihnen.«
    »Sie wollen doch, dass es richtig gemacht wird, oder?«
    »Ich will, dass es schnell gemacht wird.«
    Der Typ namens Quinney zuckte mit den Schultern, dann ging er die Treppe hinunter in Richtung Harry. Sie zog den Kopf zurück und drückte sich noch weiter an die Wand. Der Gestank der Toilette ließ sie würgen.
    »Schaffen Sie mir dreckiges Zeug über sie ran, und Sie werden es nicht bereuen.«
    Quinneys Schritte kamen direkt vor der Toilettentür zum Stehen. Harry konnte ihn atmen hören. Sie hatte noch immer die Hand vor den Mund gepresst, um aus Angst nicht laut aufzuschreien. Es bestand kein Zweifel: Sie unterhielten sich über sie.
    Sie riskierte einen weiteren Blick, bekam aber nur Quinneys Hinterkopf zu sehen. Über seinem Kragen zeichnete sich sein feister Nacken ab, rosafarbene Wülste, die wie rohe Würstchen aussahen.
    »Es gibt da einen Freund«, sagte er schließlich. Harry zog die Augenbrauen hoch. Das war ihr neu.
    »Können wir den gebrauchen?«
    Quinney zuckte mit den Achseln. »Vielleicht.«
    Und während Harry den Kopf in den Schatten zurückzog, fiel ihr neben Quinneys Füßen auf dem Teppich etwas Rechteckiges auf. Mit offenem Mund starrte sie darauf. Der gefütterte Umschlag. Schnell ging sie die Sachen durch, die sie bei sich hatte: Schultertasche, Helm, Handschuhe. Aber keinen Umschlag. Scheiße.
    Sie sank zu Boden, tastete die kalten Kacheln ab und zog sofort die Finger zurück, als sie feuchte Haar- und Papierklumpen berührte. Sie hätte die Handschuhe anlassen sollen. Sie schloss die Augen, ihr wurde schwindlig. Sie musste den Umschlag fallen gelassen haben, als sie die Treppe heruntergestürzt war.
    »Wer ist dieser Freund?«
    »Irgend so ein hohes Tier. Kann ihn ja mal überprüfen.«
    Harrys Blick wanderte zu dem Paket am Boden. Es war keinen Meter von ihr entfernt, aber unmöglich zu erreichen, wenn sie sich nicht verraten wollte. Vielleicht spielte es keine Rolle. War ja schließlich nur ein Umschlag.
    Aber dann gingen ihr die Augen über, und kurz glaubte sie, ihr Herz setze aus. Oben auf dem Umschlag, nicht zu übersehen, befand sich der Aufkleber mit ihrem Namen und ihrer Adresse.
    »Gut, machen Sie das«, sagte Quinneys Kumpel. »Graben Sie alles aus, was Sie finden können. Schauen Sie sich diesen Freund an, ihre Familie, ihre Freunde, jeden, den Sie bei ihr sehen. Bringen Sie mir was, was ich verwenden kann.«
    »Aber erst die Löhnung. Keine Kohle, keine Arbeit.«
    »Ich zahle, wenn der Job beendet ist, vorher nicht.«
    Eine Pause. »Vielleicht ist

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