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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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werdender Großvater, dem die Spaghetti
aus der Nase hingen. Und keiner hatte Verständnis für ihn, wie ein Blick auf
die nach wie vor kichernde Runde am Tisch bewies. Im Gegenteil. Also viel
schlimmer konnte es kaum noch werden.
    »Ehe ich es vergesse«, erinnerte sich Franka Wallner jetzt an
den eigentlichen Grund dieses Treffens. »Die Ergebnisse aus dem Labor haben
eindeutig ergeben, dass dieser Bastinger mit Arsenik vergiftet worden ist.«
    Richtig, das musste er ja auch noch weitergeben.
»Was glaubt ihr, habe ich von Miki Schneckenburger erfahren?«, brachte sich
Palinski jetzt wieder zurück ins Spiel. Oder versuchte es zumindest. »Dieser
Bastinger ist, war Kommerzialrat und hatte beste Kontakte zur russischen Mafia,
zum Pentagon und zur katholischen Kirche. Ihr müsst also nur draufkommen, wer
in diesem Fall dahintersteckt, und schon wisst ihr, wo der Mörder zu suchen
ist.« Vor lauter Stolz über sein beeindruckendes Insiderwissen hatte er jetzt
den nach wie vor leicht nagenden Schmerz, vermutlich an der Nasenscheidewand,
fast vergessen.
    Aber er wurde enttäuscht.
    »Wissen wir bereits«, wehrte Franka ab, »Helmut hat mich
bereits ausführlich über die diversen Verbindungen dieses feinen Herrn
informiert. Ich fürchte nur, dieses Wissen wird uns in dem Fall nicht
sonderlich weiterbringen.« Sie gab Markus Heidenreich ein Zeichen, auf das hin
er seinen Laptop hervorholte und betriebsbereit machte.
    »Wir haben hier einige entscheidende Szenen des
Videomaterials aus der Überwachungskamera überspielt«, meinte sie zu Palinski.
»Die solltest du dir unbedingt ansehen.«
    Und so konnte Palinski seinen verunglückten heutigen
Restauranttest am Monitor von Heidenreichs Laptop nochmals miterleben, bis zu
dem Moment, in dem die Natur ihr Recht gefordert hatte. Mit dem, was dann auf
dem Bildschirm folgte, hätte er aber nie im Leben gerechnet.
    Der Ober servierte den Zöbinger Eiswein, dann einen Teller
mit Kärntner Mohnnudeln für ihn und einen zweiten für diesen Bastinger.
Seltsam, dass der Mann genau das Gleiche bestellt hatte wie er, aber bitte.
    Als Nächstes tauchte plötzlich ein kleinerer, älterer Mann
auf, dessen Gesicht in keiner Phase seines Auftrittes zur Kamera gewendet und
daher auch nicht erkennbar war, stolzierte durch die Szene und … ja, gab es
denn so etwas auch. Der Mann zuckerte seine, Palinskis Portion Mohnnudeln. Was
für ein freundlicher Zeitgenosse.
    Aber jetzt wurde es erst richtig verrückt. Kaum war der
eigenartige Zuckerspender wieder verschwunden, sprang Bastinger plötzlich auf,
eilte mit zwei, drei entschlossenen Schritten zu Palinskis Tisch und …
tauschte einfach die beiden Teller mit den Mohnnudeln aus.
    »Ja, so eine Frechheit«, entfuhr es Mario. »Na,
der traut sich was. Erfüllt das eigentlich einen strafrechtlich relevanten
Tatbestand?«, sinnierte er vor sich hin.
    Wilma, die angesichts des Gesehenen blass geworden war, hatte
sich wieder gefasst. »Sag, ist dir abgehobenem Idioten eigentlich noch zu
helfen? Der dumme Mensch«, sie deutete auf den Monitor, »rettet dir mit seiner
Gier, oder was immer ihn zu diesem Austausch veranlasst hat, das Leben, und du
hast keine anderen Sorgen, als ob du der Leiche möglicherweise noch eine
Anzeige anhängen kannst. Was ist bloß aus dir geworden? Du bist ja nur mehr ein
geist- und teilnahmsloser Zombie!« Sie brach in Tränen aus. »Wenn ich mir
vorstelle …«
    Da war was dran an dem, was Wilma gesagt hatte, erkannte
jetzt auch Palinski. »Aber«, stammelte er, »das bedeutet ja …«
    »… dass du verdammt viel Glück gehabt hast«,
ergänzte Franka. Helmut Wallner nickte nur stumm, und auch Markus Heidenreichs
Blick sagte alles.
    Der Anschlag hatte eigentlich ihm gegolten, der arme
Bastinger war an seiner Stelle gestorben. Hatte sich für ihn geopfert, aus
welchen Motiven auch immer. Jetzt brach auch Palinski in Tränen aus. Er weinte,
wie er das letzte Mal geweint hatte vor …, nun gut, mindestens 35 Jahren,
als er seine Schildkröte nach dem Winterschlaf nicht mehr gefunden hatte.
Ihrem, nicht seinem.
    Auf der Abschussliste irgendeines irren Killers
zu stehen, mit dem Gedanken musste man erst fertigwerden. Da glaubte man, nach
einer Schreibblockade konnte einen ungeliebten, überarbeiteten alten Autor, der
unverhoffter Großvaterschaft entgegensah, nichts mehr erschüttern. Und dann
das.
    Er holte ein Taschentuch heraus und wischte sich die Augen
trocken. Dann

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