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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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total overdresste Typ schaute
sich kurz um und trat dann an den Tisch.
    „Das hätte ich mir denken können, Sherlock Holmes und Dr.
Watson im trauten Gespräch. Hoffentlich machen wir Fortschritte”, spottete er.
    „Ja, der Herr Dr. Schneckenburger” und „Hi, Miki”, waren die
unterschiedlichen, die verschiedenen Bekanntschaftsintensitäten
widerspiegelnden Begrüßungsfloskeln. Dann fast unisono: „Was machen Sie bzw.
was machst denn du hier?”
    „Ich vertrete das Bundeskriminalamt und nehme die Interessen
meines Ministers am Fall Lettenberg wahr”, bestätigte der Ministerialrat, was
die beiden ohnehin schon vermutet hatten. Nur das mit den Interessen des
Ministers klang etwas geheimnisvoll.
    „Was soll der Zusatz mit deinem Minister”, wollte Palinski
daher wissen. Dank seiner persönlichen Freundschaft mit Schneckenburger war es
für ihn leichter als für Wallner, diese Frage zu stellen.
    „Das muss man sich einmal vorstellen. Unser Chef hat mit seinem
bayrischen Kollegen um eine Kiste ›Chateau Petrus‹ gewettet, dass wir den Fall
bis spätestens Anfang nächster Woche gelöst haben.” Miki lachte bitter: „Und
solche Leute sind für die Sicherheit von 18 Millionen deutschsprachiger
Europäer verantwortlich.”
    Humor ist, wenn man trotzdem lacht, dachte sich Palinski.
„Na, ist das nicht unpatriotisch, wenn der Franzmann in jedem Fall das Geschäft
macht? Was werden denn die Freunde von der Rechten dazu sagen”, scherzte er.
    „Gar nichts, denn sie werden es nicht erfahren. Zumindest
nicht von euch, weil ich euch sonst den Kopf abreißen werde.” Das Grinsen
Schneckenburgers ließ den Schluss zu, dass er es nicht ganz so ernst meinte.
„Im Übrigen sollen die beiden zunächst eine Kiste Weißbier bzw. einen Karton
›Wachauer Smaragd‹ als Einsatz vorgeschlagen haben, Sie konnten sich aber nicht
einigen.”
    Wenn schon Bundeskriminalamt, dann war Miki zweifellos das
kleinste Übel, dachte Palinski und zwinkerte Wallner unauffällig zu. Der schien
zu verstehen, zumindest ließ sein kaum erkennbares Nicken diesen Schluss zu.
    „Spaß beiseite, ich habe mit der Aufpasserrolle ebenso wenig
Freude wie Sie”, wandte sich Schneckenburger an Wallner. „Noch dazu, da es
schon wieder zwei neue Vergiftungsfälle gibt, die wahrscheinlich dem BIGENI-Erpresser
zuzuordnen sind. Übrigens, haben Sie schon von dem Auftritt der Lettenbergwitwe
gehört?”
    Die beiden hatten noch nicht und so fasste der Ministerialrat
kurz die Höhepunkte des medialen Events im Grandhotel zusammen. Besonders
interessant für Palinski war dabei die Schnittstelle zwischen dem
Lettenbergfall und der Erpressung. Dass eines der beiden Vergiftungsopfer eine
Freundin der Witwe Lettenbergs gewesen war und diese noch dazu kurz vorher
besucht hatte, war schon eigenartig.
    „Also 1,5 Millionen Euro sind schon ein Motiv”, sinnierte er.
„Vor allem, wenn es mit der Liebe nicht mehr so weit her ist.”
    „Das stimmt schon”, räumte Schneckenburger ein. „Soweit wir
aber bisher wissen, ist das Alibi von Sophie Lettenberg absolut wasserdicht.
Das muss natürlich noch überprüft werden.”
    Dann ließ er sich von Wallner über den aktuellen Stand der
Ermittlungen informieren und schien erleichtert, dass bereits eine Verhaftung
erfolgt war. Aus verständlichen Gründen ging der Inspektor nicht näher auf
dieses Thema ein.
    Inzwischen war es bereits nach 14.15 Uhr und Palinski musste
seinen nächsten Termin im Auge behalten. „Ich habe jetzt noch etwas Neues für
euch”, eröffnete er und berichtete über den Anruf des alten Lettenberg. Seine
beiden Gesprächspartner waren überrascht, wenn auch nicht zu sehr. Auch ihre
Erwartungen in das bevorstehende Gespräch schienen nicht sonderlich hoch zu
sein.
    „Warten wir einmal ab, ob
was dabei für uns abfällt”, gab sich Wallner nicht allzu optimistisch und
Schneckenburger nickte zustimmend.
    „Im Motivieren seid ihr
wirklich einsame Spitze”, gab sich Palinski ärgerlich. Aber nicht wirklich,
denn sein Gefühl sagte ihm, dass das Gespräch mit Lettenbergs altem Herrn mehr
sein würde als nur ein Akt der Nächstenliebe.

     
    *

     
    Während Sophie Lettenberg im
gerichtsmedizinischen Institut in der Hauptstadt unter Tränen einen ganz
bestimmten Leichnam als den ihres Mannes identifizierte, saß Frank Lettenberg
auf einer Bank im Garten seiner Pension und blickte auf die umliegenden
Weinberge. Wie schön es hier war und wie

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