Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
verpasst.
»Unfortunately this is not likely«, entgegnete er und schüttelte vehement den Kopf.
Auch Maite schüttelte den Kopf und Kilian starrte wieder an dem Direktor vorbei. Maites Mund formte zwei Worte: »Not possible.« Kilian verstand. Offenbar machte Maite sich über das mangelhafte Englisch ihres Chefs lustig.
»Please wait here!«, befahl Carlos, wandte sich um, warf Maite ein paar grobe Worte zu – die sie aber anscheinend völlig kalt ließen – und verschwand im Büro. Die Tür ließ er angelehnt.
Maite beugte sich vor. »I am sorry, but he is a bit complicated«, flüsterte sie und zeigte auf die Bürotür.
»Never mind«, erwiderte Kilian und hoffte, dass das hier nicht zu lange dauerte. Joana würde schon warten. Als das Summen des Druckers verstummte, trat Carlos aus dem Büro und legte einen Papierausdruck vor Kilian auf die Empfangstheke. Mit seinem Montblanc-Schreiber pochte er auf den Rechnungsbetrag, dass es in der Lobby widerhallte.
»There should be a mistake … I mean … when did you come ?«
Maite rollte mit den Augen. »Arrive« sagte ihr Mund. Kilian unterdrückte ein Schmunzeln und gab dem Direktor das korrekte Datum. Carlos schüttelte den Kopf und zerriss die Rechnung in Stücke. Die Papierschnipsel ließ er wie ein Symbol gegen die Schlampigkeit bei Abrechnungen auf der Theke liegen und verschwand erneut im Büro. Kilian blickte auf die Uhr und nahm seine Kreditkarte zur Hand. Es vergingen einige Minuten, ehe Carlos zurückkam – diesmal mit drei Seiten Papier in der Hand. Kilian blätterte zur letzten Seite vor und schluckte. Dafür musste er mehr als einen Monat arbeiten, wenn die Geschäfte gut liefen! Und weil er es in seinem Job ständig mit Preisverhandlungen zu tun hatte, fragte er nach einem Rabatt, bekam aber nur die bereits bekannte, gleiche Antwort: »Unfortunately this is not likely !«
Kilian unterzeichnete die Abrechnung und steckte seine Kreditkarte ein. Mit einem knappen Gruß verabschiedete er sich von Carlos. Maite gab er einen Kuss auf beide Wangen, dann hastete er zur Treppe, um endlich zu seinem Auto zu gelangen, wo Joana sicherlich schon eine Weile wartete.
In dem Moment, als Kilian im zweiten Untergeschoss aus dem Aufzug trat, hallte ein gedämpfter Aufschrei aus der Tiefgarage.
Joana!
Kilian ließ seine Tasche fallen, war mit einem Satz bei der Tür und riss sie auf. Drinnen war es dunkel. »Joana!«, schrie er in die Finsternis hinein und drückte auf den Lichtschalter. Die Deckenlampen schalteten sich nur zögerlich ein, so als wollten sie die folgende Szenerie nur ungern beleuchten. Joana rannte auf ihn zu. Ein kahlköpfiger Mann folgte ihr. Er hielt etwas in der Hand. Etwas Glänzendes. Joana fiel ihm in die Arme und Kilian stieß mit dem Rücken gegen einen Feuerlöscher, der hinter ihm an der Wand befestigt war. Er spürte, wie Joana am ganzen Körper zitterte. Sie sagte irgendetwas, das er nicht verstand. Der Mann kam langsam auf sie zu. Sein Gesicht war starr wie eine Maske. Kilian löste sich von Joana und stellte sich vor sie. Er überlegte noch, ob er den Feuerlöscher aus seiner Verankerung reißen sollte, aber da stand der Mann auch schon vor ihnen. »What the fuck is the matter with you?«, fluchte dieser und stieß mit der Hand, in der er einen Schlüsselbund hielt, die Eisentür so heftig auf, dass diese gegen die Mauer knallte. Dann war er verschwunden.
Der Geruch von Aftershave aus dem Discounter vermischte sich mit den Resten unsichtbarer Abgase. Trotzdem atmete Kilian durch. »Was war denn hier los? Hat er dich angegriffen?«
Joana brauchte eine Weile, um sich zu artikulieren. Kilian sah sich um, aber in der Garage befand sich außer ihnen offenbar niemand mehr.
»Nein«, keuchte sie schließlich, »aber ich denke, du bist genau im rechten Moment gekommen. Wir müssen dringend zur Guardia Civil!«
Im Auto berichtete ihm Joana dann von den Ergebnissen ihrer Recherche: Acht Zimmer waren in der maßgeblichen Zeit ständig belegt gewesen, aber nur zwei Personen konnten bei näherer Betrachtung für die Taten infrage kommen. Mit einem der beiden war Joana gerade eben in einer finsteren Tiefgarage zusammengetroffen. Kilian konnte ihren Schreck nachvollziehen, aber war sie tatsächlich in Gefahr gewesen? Was wäre geschehen, hätte er sich noch länger verspätet?
Er dachte immer noch darüber nach, als er bereits in Pacos Büro saß und Joanas Schilderungen über die Hotelliste lauschte. Dieses Mal hatte er das Gebäude zwar
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