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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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nach oben. Das Hindernis schien unüberwindbar. Aber er hatte es vorhin auch geschafft, nur hatte er da noch nicht mit angebrochenen Rippen klettern müssen. Er suchte den Blickkontakt mit Joana – eine zusätzliche Kraftquelle –, zog sich mit einem Ruck hoch und strampelte mit den Beinen, bis er den Strang zwischen die Füße bekam. Dann hing er in der Luft und musste an die Phrase »Vor Schmerz blind werden« denken, die in seinem Fall durchaus zutraf. Seine Augen tränten so stark, dass er nichts mehr erkennen konnte. Er griff weiter nach oben und zog seine Füße nach. Dann noch weiter. Er meinte, den Holzbalken ächzen zu hören, oder war es Joana, die ihm etwas zuschrie? Noch ein Griff mit der Hand über den Kopf und die Beine nachziehen. Wie weit war er gekommen? Bis zur Hälfte? Er konnte nicht mehr! Es ging nicht weiter! Aber er ignorierte seinen inneren Schweinehund und streckte wieder die Hände nach oben, konnte aber seine Faust nicht um das provisorische Seil schließen, denn der Strang lag bereits über der Mauerkante. Seine Finger krallten sich in den Vorsprung. Jetzt müsste er nur noch mit der anderen Hand nachfassen und sich an der Kante hochziehen, dann könnte er in die Freiheit blicken. Er versuchte mit den Beinen am Strang Halt zu finden, aber diese waren wie taub. Kilian schrie auf, griff mit der anderen Hand hoch zum Mauervorsprung und rutschte ab. Wie ein Affe hing er nun mit den Fingern einer Hand am Mauervorsprung. Er wischte sich den Schweiß ab, griff über den Kopf und fand diesmal Halt. Neunzig Kilo zogen an seinen Fingerkuppen nach unten. Kilian keuchte wie bei einem Asthmaanfall. Zentimeter für Zentimeter kratzte seine Nase der Mauer empor, als er sich nach oben wand. Er wimmerte vor Schmerz und Anstrengung, bis er über die Mauerkante durch das Loch im Dach nach draußen blicken konnte. Dieser Anblick mobilisierte seine letzten Kraftreserven. Er schob sich noch weiter nach oben, bis sein Kinn auf dem Vorsprung lag und dort als zusätzlicher Halt diente. Mit einer Hand konnte er nun durch das Loch zur äußeren Mauerkante vorgreifen, und als er dort Halt fand, zog er die andere Hand nach. Kilian strampelte mit den Füßen an der Innenseite der Mauer, was ihm Auftrieb gab, obwohl er immer wieder abrutschte. Schließlich konnte er seinen Oberkörper durch das Loch im Dach schieben. Steine und Holzsplitter stachen in seinen Bauch, aber wenigstens die Hände durfte er nun entspannen. Von unten hörte er Joana schreien, aber es hörte sich an, als spreche sie unter Wasser zu ihm. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er sträubte sich, das Bewusstsein zu verlieren, und zog einen Fuß auf die Steinmauer. Dann hockte er auf der Mauer, die, wie er sofort erkannte, so breit war, dass es wohl zwei Wochen gedauert hätte, um mit dem Stemmeisen ein Loch hineinzuschlagen. Er blickte zu Joana hinunter und stand bereits vor dem nächsten Problem: Wie bekam er sie dort heraus? Aber während er noch darüber nachdachte, kletterte Joana zu ihm empor, als benutze sie eine Feuerleiter. Oben angekommen, half er ihr, sich auf die Mauerkante zu setzen. Sie ließen ihre Füße ins Gefängnis baumeln – der Raum, in dem sie elf Stunden lang eingeschlossen gewesen waren.
    Kilian drehte sich um. Ringsherum war nur Pinienwald zu sehen, keine andere Finca und keine Straße, außer einem überwucherten Forstweg, der vor diesem Haus endete. Jeder hing für sich demselben Gedanken nach: Was wäre gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten?
    Joana schüttelte diesen Gedanken als Erste ab. »Hilfst du mir runter, ich muss mal dringend aufs Klo!«
    Antonio räumte die Spülmaschine aus und sah auf die Uhr. Kurz nach zwölf. Der erste Trubel in der Cafeteria war vorbei und somit war es an der Zeit für ein kleines Bier. Er trank einen Schluck und wischte sich über den Mund. Drei Tage waren vergangen, seit er Joana und ihren Stecher verschleppen ließ. Gleich am darauffolgenden Morgen, seinem freien Tag, war er nach Sevilla gefahren, um Fernando zu treffen und ihm die zweihundertfünfzig Euro zu geben, damit dieser keinen Stunk machte. Er hatte dabei sein Spiel fortgesetzt und Fernando erzählt, dass nun mit seiner Kleinen alles in Ordnung sei, und ihre Familie der Beziehung zustimme, aber sie müsse wieder die Schule besuchen.
    Dass Joana und Kilian jedoch weiterhin in der Finca eingeschlossen waren, ahnte Fernando nicht und würde es auch nie erfahren. Antonio dachte an seinen Ausflug nach Sevilla zurück. Er wollte

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