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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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versucht, ihre Stimme zu verstellen.
    Als sie dann aber die Verzweiflung am anderen Ende der Leitung spürte, fing alles an, vollkommen schiefzulaufen. Ihre eigene Verzweiflung und ihr Schmerz brachen sich Bahn, sie heulte die meiste Zeit und hinterher war sie sich nicht mehr sicher, was genau sie gesagt hatte.
    Danach aber fühlte sie sich trotzdem erleichtert. Sie hatte sich an ihm gerächt und Gerechtigkeit walten lassen.
    Doch dann dieses Treffen am Lieferanteneingang. Er entschuldigte sich bei ihr und strich ihr durch die Haare … es war so schön gewesen. Aber da war es schon zu spät – sie hatte ihn verraten, obwohl sie sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, ob sie seinen Namen während des Telefonats tatsächlich preisgegeben hatte oder nicht.
    Sie spürte ein Kribbeln auf dem Fuß, wischte die Tränen aus den Augen und sah hinab. Eine Ameise krabbelte über ihren schwarzen bestrumpften großen Zeh. Sie nahm einen Zweig und wischte sie fort. Dann schlug sie sich mit dem Zweig auf die Füße, wie um sich selbst für ihre Dummheit zu geißeln, und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, die nach Harz rochen.
    Gewissensbisse hatten sie während der vergangenen Tage gequält. Darum ging sie ihm aus dem Weg, bis sie es schließlich nicht mehr aushielt, und ihn heute bei seinem Auto abpasste. Sie wollte doch nur mit ihm mitfahren, bei ihm sein – sie brauchte ihn doch!
    Aber er musste sich angeblich mit Freunden treffen … Gut, wenn nicht heute, dann vielleicht übermorgen. An ihrem freien Tag könnten sie doch zusammen etwas unternehmen?
    Aber er meinte nur, sie solle ihn endlich in Ruhe lassen, er hätte jetzt eine andere Freundin …
    Wie bitte?
    Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, konnte das einfach nicht wahr sein. Sicher wollte er sie nur verletzen … oder?
    Aber der verdammte Hurenbock hatte nur gelacht und sie war einfach durchgedreht und kratzte ihn am Arm – blutige Striemen. Darauf setzte es zwei Schläge ins Gesicht. Der zweite Schlag war so heftig gewesen, dass sie zu Boden stürzte. Er spuckte aus – sie erinnerte sich genau: sein wutverzerrtes, gerötetes Gesicht, der aufgeblähte Hals und er sagte etwas, das sie nie, niemals! vergessen würde. »Wenn du auch nur ein einziges Wort zu der Geschichte sagst, dann bringe ich dich um, du Schlampe.«
    Sie kramte ihr Handy hervor, zitterte aber so vor Wut, dass es ihr aus den Fingern glitt und auf den Boden zwischen die Zweige fiel. Sie tastete danach, fand es und quälte sich durch die Menüführung.
    Es gab noch jemanden, den sie anrufen sollte. Mit einem Stofftuch wischte sie die Tränen fort und atmete durch, als ob sie das noch beruhigen könnte. Dann wählte sie die untere der beiden Nummern und bedeckte ihr Handy mit dem Tuch.
    Ja, dachte sie, die Schlampe wird es dir schon zeigen.

 6 
    D ie andalusische Sonne senkte sich herab, die Strahlen glühten rötlich im Rauch der Küche, in der Joana ihr Abendessen zubereitete. Sie streute Salz auf die dampfende Tortilla und setzte sich mit der Pfanne an den Tisch.
    Paco von der Guardia Civil hatte sie nicht viel Interessantes über den Fremden berichten können, dachte sie, während sie lustlos mit der Gabel in der Tortilla stocherte. Antonio war offenbar der Letzte, der Xaver Huber lebend gesehen hatte: Huber sei gegen zwanzig Uhr in die Cafeteria gekommen, um ein Schinkenbrot zu essen und ein Bier zu trinken. Dann zahlte er in bar und ging. Später sah ihn niemand mehr – zumindest nahm keiner von ihm Notiz, bis Señora Valdez ihn am nächsten Morgen tot auffand.
    Joana stocherte weiter in ihrer Tortilla.
    Sie fühlte sich nicht wohl und hatte auch keinen besonderen Appetit. Sie dachte an das Telefonat, das sie eben noch mit ihrer Mutter geführt hatte. Inmaculada war krank geschrieben und hatte von den Ereignissen im Hotel glücklicherweise nichts mitbekommen.
    Joana legte die Gabel beiseite, drückte den Knopf der Fernbedienung und schaltete wahllos durch ein paar Programme. Der Tod des Deutschen ging ihr nicht aus dem Kopf. Da hatte es ihr Chef schon leichter. Der würde heute Abend in einer Kneipe irgendein Fußballspiel verfolgen und hatte den Toten wohl schon vergessen.
    Aber wieso war dieser Huber gestorben?
    Er machte einen gesunden, sportlichen Eindruck. So ein Mensch fiel doch nicht einfach tot um! Wollte er denn sterben? Joana hatte nicht den Eindruck. Xaver Huber war attraktiv gewesen, aber wenn Maite dies nicht mehrfach erwähnt hätte, wäre es

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