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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Wieder einmal. Aber dieses Mal bekam er lebenslänglich. Doch er wollte nicht wieder ins Gefängnis. Er wollte raus! Und er hämmerte gegen seine Zellentür. Aber kein Wärter kam, um zu öffnen, und er hämmerte noch fester …
    Keuchend fuhr er hoch. Er musste eingenickt sein. Kilian rieb sich die Augen, froh, dem Albtraum entronnen zu sein, nur das Hämmern ließ nicht nach: Irgendjemand pochte gegen die Hotelzimmertür.
    Zögerlich erhob er sich und öffnete. »Joana?« Sie trug ihre marineblaue Uniform und warf einen raschen Blick links und rechts den Flur hinunter, dann trat sie an ihm vorbei in das Hotelzimmer. »Joana, ich hätte nicht – es tut mir leid!« Mehr brachte er beim besten Willen nicht heraus. Joana wandte sich um und musterte ihn, aber er hielt ihrem Blick kaum eine Sekunde lang stand.
    »Es ist wieder alles in Ordnung, Kilian. Ich wollte dir nur sagen, meine Mutter ist wieder zu Hause. Es geht ihr schon viel besser. Es war wohl nur ein kleiner Schwächeanfall, nichts Dramatisches, wir hätten wahrscheinlich nicht einmal den Notarzt rufen müssen.«
    Kilian schloss für einen Moment die Augen. Wenigstens diese Last war jetzt von ihm genommen. Er atmete durch. »Danke, Joana. Das freut mich. Wie gesagt, das alles tut mir schrecklich leid. Ich hätte dich nicht mit der ganzen Geschichte belasten dürfen und deine Mutter schon gar nicht.« Er sah sie an und widerstand im letzten Moment dem Impuls, sie einfach in die Arme zu schließen. »Ähm, morgen werde ich mir in Málaga ein Hotel in der Nähe des Konsulats nehmen und dort warten, wie es mit meinem Bruder weitergeht.«
    Joana erwiderte nichts. Stattdessen wickelte sie eine Locke um ihren Zeigefinger und schien durch ihn hindurchzusehen, als wäre er transparent und als stünde hinter ihm eine weissagende Kristallkugel, die ihr darüber Auskunft gab, ob das gut oder schlecht war.
    »Tja, ist wahrscheinlich besser so«, meinte sie schließlich und verließ sein Zimmer.
    Kilian blieb verwirrt zurück. Hätte er es nicht besser gewusst, so hätte er geschworen, dass in ihrem Augenwinkel eine Träne zu sehen gewesen war.
    Joana sah auf. Die Uhr über dem Empfang schlug zehn Uhr morgens. Maite gähnte. »Und die Guardia Civil glaubt wirklich, er hat sich absichtlich mit Medikamenten so zugedröhnt?«, fragte sie schon zum dritten Mal.
    »Sie nehmen es an, ja. Aber erst müssen noch die Gewebeproben in Sevilla untersucht werden. Noch ist gar nichts sicher.«
    Maite schien zu überlegen und leckte sich dabei die Lippen. »Glaubst du, er hatte Liebeskummer? Meinst du, er hat sich wegen einer lauwarmen Deutschen …?«
    »Maite!« Joana blies die Backen auf, aber Maite war offenbar noch nicht fertig: »Ich sag dir was, Joana. Der hätte nur etwas anzudeuten brauchen. So wie der aussah, hätte ich ihm den Kummer schon weggeblasen. Ich hab noch nie jemandem das Leben gerettet und da hat man einmal die Gelegenheit, etwas Heldenhaftes zu tun, da …« Die Aufzugstür öffnete sich. Kilian trat heraus.
    »Cállate, Maite – sei still!«, raunte Joana ihr hinter vorgehaltener Hand zu.
    Kilian trat vor den Empfang, begrüßte sie beide mit »Buenos días« und zog seine Kreditkarte aus dem Portemonnaie. Maite tat so, als ob ihr gerade etwas Wichtiges einfiele, und verschwand Hüften schwingend im Büro.
    »Ich … wie gesagt, ich fahre dann weiter nach Málaga«, sagte er. »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Ich habe heute noch nicht mit ihr gesprochen, aber es geht ihr gut, nehme ich an. Gestern Abend klang sie zumindest wieder ganz in Ordnung, aber mach dir deswegen keine Vorwürfe mehr, vielleicht wäre das alles auch ohne uns passiert – ja, vielleicht war es sogar ganz gut, dass wir gerade bei ihr waren.«
    Sie lächelte, aber Kilian schien von dieser Theorie nicht besonders überzeugt.
    »Das freut mich«, sagte er zögerlich. »Bitte grüße sie von mir.«
    Er beugte sich leicht zu ihr über die Theke.
    »Joana, ich möchte dir danken, dass du mit mir zur Polizei gefahren bist und danke auch, dass du so offen mit mir gesprochen hast, das hat mir Trost gegeben. Ich werde wohl akzeptieren müssen, dass Xaver …« Er stockte und heftete seinen Blick auf die Rückseite des Bildschirms. »Man kennt niemanden vollkommen«, fuhr er leise fort, »genau wie du gesagt hast. Und ich habe wohl nicht einmal meinen eigenen Bruder gut genug gekannt.« Er sah auf. »Trotzdem tut es verdammt weh, Joana, und es ist nur schwer zu verstehen.«
    Sie legte ihre Hand auf die

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