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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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damit man die größte Aufmerksamkeit bekam. So verfuhr er auch mit seinem Chef und erzählte ihm vorerst nur, dass eine Frau vermisst wurde:
    »Wie lange schon?«, fragte Teniente Lozano und sah von seinen Papieren auf.
    »Seit gestern oder seit vorgestern, das wissen wir nicht genau.«
    Teniente Lozano kratzte sich kurz an der Stirn, machte aber keinen besonders besorgten Eindruck und kramte weiter in seinen Unterlagen.
    Paco räusperte sich. »Teniente, wir hatten hier vor einiger Zeit schon mal jemanden vermisst.«
    Teniente Lozano hielt inne und nickte, als wüsste er Bescheid, schließlich war der Fall noch nicht zu den Akten gelegt worden und wurde offiziell noch bearbeitet, obwohl keiner wusste, von wem.
    Paco setzte sich unaufgefordert auf den Besucherstuhl. »Was Sie nicht wissen, Teniente, ist, dass die vermisste Frau Inmaculada Ramos Ortiz heißt und die Mutter der vor zwei Jahren verschwundenen Carmen Ramos Ortiz ist.«
    Dieses Detail verfehlte seine Wirkung nicht, und Paco musste dem plötzlich hellwachen Teniente von jeder Einzelheit berichten, die ihm in diesem frühen Stadium der Ermittlung bekannt war. Der Teniente unterbrach ihn nicht und starrte am Ende seiner Ausführungen lange auf den Schreibtisch. »Wollen Sie damit andeuten, dass zwischen dem Verschwinden von Mutter und Tochter ein Zusammenhang bestehen könnte?«
    »Nun, auszuschließen ist das nicht! Aber es ist noch zu früh, denke ich, um Spekulationen in diese Richtung anzustellen. Erst einmal müssen wir uns darauf konzentrieren, die Mutter zu finden, Teniente!«
    Teniente Lozano brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. »Ich möchte, dass Sie die Suche nach der Mutter leiten, Sargento. Besorgen Sie mir die Akten der verschwundenen Tochter und versammeln Sie die Mannschaft in fünf Minuten im Konferenzraum. Der Fall muss absolute Priorität erhalten.« Daraufhin griff der Teniente zum Telefon und sagte seinen Termin in Motril ab.
    Zu Beginn der Besprechung eröffnete der Teniente den anwesenden Beamten, dass sie es mit einem brisanten Fall zu tun hätten, vielleicht sogar dem bedeutendsten, seit er hier mit ihnen zusammenarbeiten durfte. Die meisten Beamten wussten allerdings nicht, wovon der Teniente überhaupt sprach, wurden aber von einem Cabo aufgeklärt, dass eine »alte Schachtel« vermisst würde. Daraufhin konnte sich ein anderer Cabo den Kommentar nicht verkneifen, dass es sich dabei hoffentlich um seine Schwiegermutter handele, was ihm in der hinteren Reihe einige Lacher einbrachte. Der Teniente selbst bekam glücklicherweise davon nichts mit, Paco aber schon. Den beiden Cabos gab er anschließend zur Strafe die Aufgabe, das Hotel nach Inmaculada abzusuchen, aber nicht einmal das konnte man Cabo Ávila und Cabo Guerrero offensichtlich auftragen, wie er eben hatte erfahren müssen.
    Paco schmiss seine Zigarette aus dem Fenster.
    Inmaculada wurde zuletzt von einem Taxifahrer gesehen, der sie um drei Uhr morgens zum »Palace« gefahren hatte. Aber was zum Teufel wollte sie dort mitten in der Nacht? Der Taxifahrer wusste es nicht; Inmaculada habe kein weiteres Wort mit ihm gesprochen, sagte er aus. Seitdem waren sechsunddreißig Stunden vergangen, es bestand also noch Hoffnung.
    Paco dachte an Joana. Zuerst die Schwester verschwunden und jetzt auch noch die Mutter. Heute Morgen hatte sie einen trotzigen, tapferen Eindruck gemacht, aber er kannte sie besser und wusste, dass sie jetzt zu Hause weinte, bis ihr Kopfkissen vollkommen durchgeweicht war. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. Er hatte sechzehn Beamte für Befragungen und Suche eingeteilt und jetzt war es drei Uhr nachmittags und es gab immer noch keine Spur von Inmaculada! Er wollte gerade zur Tür hinaus, als sein Telefon klingelte. Der forensische Arzt aus Granada war am Apparat.
    »Ich hatte Recht, Paco«, sagte er ohne Umschweife, »ich habe gerade die Ergebnisse des jungen Touristen vom toxikologischen Institut erhalten.«
    »Eine Überdosis Medikamente?«
    »Eine Pillenorgie, sag ich dir! Rohypnoterol, Citalopram, Fluoxetin, Bastinertol.«
    »Was sind das für Medikamente?«
    »Das sind Substanzen, wie sie in Schmerzmitteln, Antidepressiva und Schlafmitteln vorkommen.«
    Paco überlegte. »Kannst du aufgrund der Mengen einschätzen, ob es ein Unfall gewesen ist. Ich meine damit: Hat er sich vielleicht in der Dosis verschätzt oder hat er es darauf angelegt, nicht mehr aufzuwachen?«
    »Wenn du mich mal ausreden lässt, dann sag ich’s dir schon.

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