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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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den römischen General Miles Gloriosus aus dem Broadway-Musical Toll trieben es die alten Römer . Gloriosus’ erste Worte, die er noch hinter den Kulissen brüllte, waren: »Hinfort mit Euch … Ich mache große Schritte!« Es gab Zeiten, da musste sich Gault die Fingernägel in die Handfläche bohren, um nicht zu lachen, sobald El Mudschahid das Zimmer betrat.
    Der Kämpfer nahm die Wasserflasche und schenkte sich ein Glas ein, wobei die Hälfte auf den Tisch schwappte. Dann öffnete er seinen riesigen Mund und schüttete es auf ex hinunter. Gault überlegte, wann sich wohl aufgesetzte Gesten zu einer echten Charaktereigenschaft entwickelten.
    »Die Teams machen sich auf den Weg«, meinte El Mudschahid, zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen. Der billige Sitz ächzte unter seinem Gewicht. Er kümmerte
sich nicht darum. Er war ein gut aussehender Mann, den man mit seinen hellbraunen, beinahe goldenen Augen und seinem Teint, der durch die unerbittliche Sonne zwar braungebrannt, aber im Vergleich zu seinen Landsleuten blass war, nicht unbedingt als Jemenit einschätzte. Gault hatte dafür gesorgt, dass renommierte Schönheitschirurgen dem Kämpfer in den vergangenen achtzehn Monaten noch den letzten Schliff gegeben hatten. Dazu gehörten eine Verkleinerung der Ohren, eine Rundum-Haar-Behandlung – also von Kopf bis Fuß -, eine Stimmbandveränderung und schließlich einige Knochenkorrekturen um die Wangen und die Stirn. Es waren keine große Veränderungen, sondern eher ein Stückchen hier und ein Stückchen da, aber die vielen Kleinigkeiten hatten die Wirkung, dass El Mudschahid jetzt eher einem Europäer ähnelte, vielleicht einem Briten. Wenn man ihm nun noch eine moderne Frisur schnitt, den furchteinflößenden Schnurrbart abnahm und in einen Anzug von Armani steckte, dann konnte der Mann vor Gault problemlos als Norditaliener oder Waliser durchgehen. Seine helle Haut und sein akzentloses britisches Englisch waren entscheidende Faktoren gewesen, als Sebastian Gault seine Pläne schmiedete. Er hatte es sich einiges kosten lassen, dass dieser Mann zu gegebener Zeit nicht mehr als arabisch gelten konnte. Er hatte El Mudschahid sogar Audiomaterial gegeben, damit er auch noch amerikanisches Englisch einüben konnte.
    Gault blickte auf seine Armbanduhr – eine Tourneau Presidio Arabesque 36, die er einem früheren Kollegen abgenommen hat, als es für diesen keinen Grund mehr gab, auf eine Uhr zu blicken. »Mein Freund, du bist auf die Minute pünktlich. Wie immer.«
    »Der Koran sagt …«
    Gault schaltete ab. El Mudschahid liebte es, ellenlange Passagen aus dem Koran zu zitieren. Sobald er in Fahrt kam, klinkte sich Gault aus. Manchmal sah er sich gezwungen,
im Stillen immer wieder »Blablabla« vor sich hinzusagen, um nicht zuhören zu müssen. Das funktionierte fast immer, und er hatte diese Routine mittlerweile so perfektioniert, dass er sich genau dann wieder einklinken konnte, sobald er die Worte »Allah ist der einzige Gott, und ich bin sein Rächer auf Erden!« vernahm, mit denen El Mudschahid gewöhnlich seinen Monolog schloss.
    Ein guter Satz. Gault gefiel die Sache mit dem Rächer. Rache war nützlich.
    »Sehr passend«, meinte er. »Deine Männer verdienen höchstes Lob dafür, dass sie ihr Leben Allah und seinem Willen verschreiben.«
    Gault war früher einmal Presbyterianer gewesen. Man konnte ihn auch jetzt noch nicht als Atheisten bezeichnen, er glaubte durchaus an irgendeine Art von Gott dort oben. Aber er teilte nicht die Meinung vieler, dass die menschliche Rasse einen heißen Draht zu Gott hatte … Seiner Ansicht nach wurde jeder Anruf, der von hier unten gestartet wurde, dort oben meist ignoriert. Gott hatte bestimmt keine Lust, jedes Mal abzuheben, wenn sein Telefon klingelte.
    Religion betrachtete Gault vielmehr als etwas, was man in jede Kalkulation, in jeden Plan einbauen musste. Nur ein Idiot verkannte die dahinter liegende Macht, die man sich unter gegebenen Umständen zunutze machen konnte. Und bloß ein kompletter Narr wagte es, in seinen Worten einen Ton von Verachtung anklingen zu lassen, wenn von Religion gesprochen wurde. Geldgeber oder nicht – Gaults Körper würde garantiert in ganz Afghanistan verstreut werden, falls El Mudschahid auch nur den leisesten Verdacht hegte, dass er sich über seinen Glauben lustig machte. Die stolze Haltung des Kämpfers mochte vielleicht als aufgesetztes Gebaren angefangen haben, aber an seinem Glauben war nie zu rütteln gewesen.
    El

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